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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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verwandelt, wie so viele Male zuvor, aber aus irgendeinem Grund konnte sie die Transformation nicht zu Ende bringen. Auch zurück schaffte sie es nicht mehr. Ich habe Fotos von der Hochzeit gesehen, sie war eine so schöne Frau – und ein Hunding, ein schlanker, blitzschneller Jagdhund. Zuletzt aber war sie weder das eine noch das andere. Sie hat sich in einer der Villen meines Vaters versteckt und ist nie wieder nach draußen gegangen.«
    Rosa musterte Alessandro aus dem Augenwinkel. Seine Mutter, Gaia, war keine Arkadierin gewesen, aber auch sie hatte zuletzt einsam in freiwilligem Exil auf der Isola Luna gelebt. In seinem Blick stand Bedauern, vielleicht Mitgefühl.
    »Mein Vater hat weiterhin zu ihr gehalten«, sagte Danai. »Er hat ihr geschworen, dass er ein Heilmittel finden würde, und wenn es ihn sein gesamtes Vermögen kosten sollte. Er hat die besten Ärzte konsultiert, die anerkanntesten Forscher, aber seine Frau hat sich geweigert, auch nur einen von ihnen zu treffen. Niemand sollte sie in diesem Zustand sehen. Eine Weile lang respektierte mein Vater das, aber als sie in schwere Depressionen verfiel, musste er etwas tun. Er hat sie betäubt und einige Mediziner kommen lassen, damit sie sie untersuchten. Keiner konnte helfen. Sie wollten sie mitnehmen, sie in ihren Instituten erforschen wie irgendeine Laborratte. Daraufhin hat mein Vater sie alle davongejagt. Als seine Frau wieder zu sich kam, erkannte sie, was er getan hatte. Sie fühlte sich von ihm hintergangen und, schlimmer noch, gedemütigt.«
    »Kein Wunder«, sagte Rosa.
    »Ihm hat das alles natürlich leidgetan, aber davon hat sie nichts hören wollen. Da ist ihm klar geworden, dass er mit gewöhnlichen Mitteln nicht weiterkommen würde. Er musste einen anderen Weg gehen, einen, der gefährlicher war.«
    »Er muss sie sehr geliebt haben«, sagte Alessandro.
    Rosa ächzte. »Erst mal hat er ihr Vertrauen missbraucht.«
    » Weil er sie geliebt hat.«
    Das ist keine Entschuldigung, wollte sie sagen. Aber dann dachte sie, dass ihr vielleicht nicht gefallen würde, was er darauf erwidern mochte: dass Liebe alles rechtfertigte, auch einen Betrug. In diesem Punkt lagen ihre Überzeugungen so weit auseinander wie die Polkappen.
    »Nach vielen Jahren ist mein Vater bei seiner Suche nach einer Lösung schließlich auf eine Gruppe von Männern gestoßen, die mit uralten alchimistischen Formeln herumexperimentierten, mit Schriften aus dem frühen Mittelalter. Diese Leute behaupteten, sich auszukennen mit der Transformation einer … Sache in eine andere. Sie nannten sich damals schon TABULA, aber sie waren vollkommen unbedeutend, hatten kein Geld, nur ein paar verrückte Ideen. Einige von ihnen hatten halbherzige Studien über die Verwandlung von Menschen in Tiere angestellt, nicht, weil sie von den Arkadiern wussten, sondern weil auch in der Alchimie immer wieder die Rede davon ist. Außerdem kannten sie natürlich die historischen Berichte über Werwölfe, Bärenmenschen, Fuchsgeister, all die alten Legenden, die ihren Ursprung vor ein paar Tausend Jahren in Arkadien hatten.«
    Sie klang jetzt wehmütig, so als wünschte sie selbst nichts so sehr, wie sich frei unter Menschen zu bewegen. Rosa erinnerte sich an Danais exzentrischen Auftritt in New York, bei dem sie genau das versucht hatte: um jeden Preis wie die anderen zu sein, zu tun, was sie taten, einen Anschein von Normalität zu erzeugen. Nur dass in Wahrheit nichts Normales an ihrem Tanz im Dream Room gewesen war und dass die Menschen sie angestarrt hatten, als wäre sie alles Mögliche, aber ganz sicher nicht eine von ihnen.
    »Nachdem mein Vater den Kontakt zu TABULA hergestellt hatte, lernte er dort einen jungen Wissenschaftler kennen, einen Mann namens –«
    »Eduard Sigismondis«, flüsterte Rosa.
    »Kennst du ihn?«
    »Nur seinen Namen. Wir wissen, dass er zu TABULA gehört.« Was genau genommen eine ziemliche Übertreibung war. In Wahrheit hatte sie nur die Informationen, die Ewa für sie zusammengetragen hatte, und keine Beweise. Doch der Name war einfach so aus ihr herausgepurzelt, als hätte er darauf gewartet, dass sich in Danais Bericht eine Lücke auftat, in die er hineinpasste.
    »Sigismondis hat meinem Vater alle möglichen Versprechungen gemacht«, fuhr Danai fort. »Tatsächlich hatte er sich schon eine ganze Weile mit der Kreuzung von Mensch und Tier beschäftigt, nicht wie die anderen wegen irgendwelcher alchimistischer Spinnereien, sondern aus wissenschaftlicher Neugier.

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