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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Sigismondis hatte sich TABULA angeschlossen, weil diese Leute bis zu einem gewissen Punkt seine Interessen geteilt haben. Aber mein Vater sagt, eigentlich sei er nie wie sie gewesen. Alchimie und dieses ganze Zeug hat ihm nichts bedeutet. Mein Vater hat ihm vertraut, weil Sigismondis ihm nicht weniger als ein Wunder versprochen hat.« Danais Stimme bekam einen scharfen Unterton. »Nein, hat Sigismondis gesagt, er müsse die Frau natürlich nicht mit eigenen Augen sehen, um ein Heilmittel für sie herzustellen, denn dafür gebe es doch genügend andere Exemplare, nicht wahr? Es wimmele doch nur so von ihnen, man müsse lediglich wissen, wo man sie zu suchen habe. Mit ein wenig finanzieller Unterstützung werde es kein Problem sein, einige von ihnen einzufangen und gewisse Tests durchzuführen.« Sie verstummte kurz, dann sagte sie ruhiger und leiser: »Mein Vater hat zugestimmt. Er hat Sigismondis alles gegeben, was der von ihm verlangt hat. Ein Laboratorium wurde eingerichtet, dann ein zweites, eine Heerschar begabter, skrupelloser Assistenten angeheuert, alles so, wie Sigismondis es sich wünschte. Alle haben sie für ihn unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit gearbeitet, und wenn doch mal einer drohte, etwas auszuplaudern, war Sigismondis nicht zimperlich in seinen Methoden.«
    Danai erhob sich und glitt auf schwarzer Spitze einige Meter an dem Trümmerberg aus Statuen vorüber. Dann drehte sie sich um, schien aber durch Rosa und Alessandro hindurchzusehen.
    »Sigismondis hat meinem Vater weisgemacht, dass er die Verwandlung nur rückgängig machen könne, wenn er zuerst selbst eine Verbindung aus Mensch und Tier zu Stande bringen würde. Er müsse den Prozess verstehen, um ihn dann umzukehren. Also hat er begonnen, eigene Hybriden zu erschaffen, durch Operationen und Befruchtungen.«
    »Die ersten künstlichen Befruchtungen hat es erst Ende der Siebzigerjahre gegeben«, warf Alessandro ein.
    »Die ersten, die Erfolg hatten und von denen die Öffentlichkeit erfahren hat«, entgegnete Danai. »Gegeben hat es sie schon vorher, Versuche sind schon Jahre früher gemacht worden. Außerdem habe ich nicht behauptet, dass sie alle künstlich waren.«
    Rosa schloss für ein paar Sekunden die Augen und kämpfte gegen Übelkeit an.
    »Natürlich hat er auch mit Arkadiern experimentiert«, sagte Danai. »Weiß der Himmel, woher er so viel über sie gewusst hat. Wahrscheinlich hatten die anderen Mitglieder von TABULA, all die Alchimisten und Esoteriker und Spinner, etwas darüber herausgefunden und ihm davon erzählt. Spielt auch keine Rolle mehr. Anfangs waren es wohl Freiwillige, die sich für Geld von ihm untersuchen ließen, aber je extremer seine Versuche wurden, desto schwieriger war es, geeignete Objekte zu finden. Wahrscheinlich hatte er schon vorher Menschen für seine ersten Experimente verschleppen lassen, aber nun eröffnete er die Jagd auf Arkadier. Die Entführungen, das Schreckgespenst von TABULA, das unter den Arkadischen Dynastien umging, die Gerüchte über geheime Labors und Versuche – all das hat damals seinen Anfang genommen.«
    Alessandros Gesicht glühte vor Wut. »Und dein Vater hat das alles gewusst?«
    »Thanassis war der Sponsor im Hintergrund«, sagte Rosa erbost. »Der großzügige Gönner. Wen kümmerten schon ein paar verschwundene Arkadier, wenn dafür seine Frau wieder gesund wurde.«
    Danais Mimik bebte, als könnte sie sich nicht zwischen einem Wutausbruch und einem Weinkrampf entscheiden. »Sie ist niemals gesund geworden. Sigismondis hat meinen Vater betrogen. Es hat kein Heilmittel gegeben, er hat auch nie ernsthaft nach einem gesucht. Das Einzige, was er zu Stande gebracht hat, war eine Art Nebenprodukt aus Hybridenblut, und selbst das war reiner Zufall – ein Serum, das einen Arkadier ein paar Minuten lang in seiner Gestalt festhält, egal ob als Mensch oder Tier. Sigismondis’ Leute haben es während ihrer Versuche benutzt, um sicherzugehen, dass ihre Opfer nicht die Gestalt wechseln konnten, wenn sie unter ihren Messern lagen und in ihren Bestrahlungsröhren und Zuchtstationen. Es kam ihnen sicher ganz gelegen, aber es war kein großer Erfolg und schon gar nicht das Ziel ihrer Experimente. Erst später ist es wichtig geworden.«
    »Sie haben angefangen Geschäfte damit zu machen«, folgerte Rosa. So ergab es endlich einen Sinn. Zum ersten Mal hatte sie eine Spur, die vielleicht auch die Rolle ihrer Großmutter erklären würde. Und das, was aus ihrem Vater geworden

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