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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sind noch nicht am Ende angelangt. Da ist noch mehr, das ihr wissen solltet.«
    »Sie haben uns noch immer nicht verraten, was Sie von uns erwarten«, sagte Alessandro.
    »Keine Sorge, ich laufe euch nicht davon.«
    Danai glitt an den beiden vorüber zur Tür. Sie schenkte Alessandro ein Lächeln, während sie Rosa ignorierte.
    »Folgt mir.«

Schlange und Panther
    D as hier war früher das Autodeck«, erklärte Danai, als sie den riesigen Laderaum der Stabat Mater betraten.
    An manchen Stellen des Bodens waren noch gelbe Markierungen zu erkennen, Fahrbahnen und Parkplätze wie anatomische Skizzen von Wirbelsäulen und Rippen. Dutzende Neonröhren erhellten die Halle, Luken nach außen gab es keine. Falls Rosas Orientierung sie nicht trog, befanden sie sich unterhalb des Meeresspiegels.
    Es roch wie auf einer Baustelle, nach Erdreich, feuchtem Fels und Mörtel. Ein Großteil des Hallenbodens war mit Steinbrocken bedeckt. Der Anblick hätte jedem Archäologen die Tränen in die Augen getrieben. Gesteinsstücke aller Größen und in jedem Zustand waren wie Abfall aufgehäuft worden, ungeachtet der Zerstörung, die dabei angerichtet wurde.
    Rosa zählte zehn haushohe Trümmerberge, fünf auf jeder Seite des Decks, dazwischen viele kleinere, außerdem zahllose Einzelteile, Überreste von Torbogen und Reliefs und immer wieder Säulen, manche in Segmente zerbrochen, andere intakt wie versteinerte Mammutbäume.
    Kettenfahrzeuge mit verkrusteten Schaufeln standen verwaist nahe dem Hauptschott am Ende der Halle, außerdem Lastwagen und ein Gabelstapler. Schubkarren und Werkzeuge für eine Armee von Arbeitern waren an den Wänden befestigt. Zu sehen war niemand.
    Danai hatte Mirella und die anderen fortgeschickt und sich allein mit Rosa und Alessandro auf den Weg hierher gemacht, stählerne Treppen hinab und durch verlassene Gänge, in denen dann und wann der Lärm aus den oberen Decks zu hören war, schrille Stimmen und Gebrüll.
    Rosa schaute sich skeptisch um. »Nach großem Sachverstand sieht das hier nicht aus.«
    Alessandro trat an ein Mauerbruchstück, an dem Reste eines Reliefs zu sehen waren, eine Darstellung von Menschen und Tieren. Er fuhr mit den Fingerspitzen über den Umriss eines stilisierten Löwen. »Ist das alles arkadisch?«
    »Jeder Stein.«
    »Aber das hier ist doch kein Lager«, sagte Rosa mit Blick auf die Schutthaufen.
    Danai schmunzelte. »Nein.«
    »Warum sammelt ihr das alles?«
    »Um es zu versenken. Die Stabat Mater pendelt mehrfach im Jahr zwischen Europa und Nordamerika und wirft dieses ganze Zeug an den tiefsten Stellen des Atlantiks über Bord. Dort verschwindet es dann auf Nimmerwiedersehen in ein paar Kilometern Tiefe.«
    »Ihr holt es aus dem Meer, um es anschließend wieder hineinzuwerfen?«
    Danai stieß ein glockenhelles Lachen aus. »Das wenigste stammt aus dem Meer, allerhöchstens aus den Küstengebieten. Eine Menge davon ist im Inland abgetragen worden. Wir haben es den Bauern abgekauft, auf deren Grund es entdeckt worden ist. Oft sind wir da, bevor die Museen und Universitäten anrücken.«
    »Aber warum?«, fragte Alessandro.
    »Wir löschen die Erinnerung an Arkadien aus dem Gedächtnis der Menschheit. Wir verwischen alle Spuren, dazu gehören auch viele Stücke, die Experten für griechisch halten. Wir haben unsere eigenen Fachleute und Kontakte, die Thanassis-Stiftung ist europaweit einer der großzügigsten Förderer archäologischer Institute. Ehe irgendwer die richtigen Schlüsse ziehen kann, beseitigen wir die Beweise. Wir vernichten Arkadien sozusagen rückwirkend. Wir rauben ihm seine Geschichte. Die Nachfahren der Arkadier sind nicht das Problem, sie sind sterblich und erledigen sich irgendwann von selbst – aber diese verfluchten Steine können ihre Geschichte noch nach Jahrtausenden erzählen. Und das verhindern wir.«
    Rosa blickte sich suchend um. »Zeig uns die Statuen.«
    Die feine Spitze an Danais Rock raschelte durch grauen Gesteinsstaub, als sie die beiden zwischen den Schutthalden hindurch zur anderen Seite der Halle führte. Und dort lagen sie, die meisten auf der Seite, achtlos übereinandergeworfen und zerborsten. Es waren zwölf gewesen, davon sieben nahezu unversehrt. Jetzt waren sie alle schwer beschädigt.
    Jede Statue stellte Schlange und Panther in gleicher Pose dar. Die Raubkatze stand auf den Hinterbeinen, das Reptil lag in Windungen um ihren Körper. Sie blickten einander in die Augen. Was auf den ersten Blick wie ein Kampf erschien, war in

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