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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Augenbraue hochzog und dabei minimal den Kopf bewegte. »Eigentlich ist es gar nicht der Rede wert. Es dauert bestimmt nicht lange.«
    Sie schnappte sich eine Taschenlampe, stand auf und ging nach hinten, entriegelte das Druckschott, zog den Kopf ein und schlüpfte durch die Öffnung. Unter beträchtlichem Rumpeln und Poltern bahnte sie sich einen Weg bis ans hinterste Ende des Flugzeugs. Es folgten ein paar Minuten intensiver Stille. »Also, wenn das nicht interessant ist!« Ihre Stimme hatte einen hohlen, metallischen Hall. »Jon, könnten Sie mir mal einen Moment hier hinten zur Hand gehen?«
    »Schon unterwegs.« Smith folgte Valentina in das Dunkel des niedrigen Durchgangs. Die Historikerin kauerte auf der Laufplanke zwischen den Munitionsmagazinen des Heckschützen. Sie hatte den Strahl ihrer Taschenlampe auf ihr eigenes Gesicht gerichtet und bildete mit den Lippen lautlos die Worte: »Schließen Sie die Luke.«
    »Verdammt nochmal, Val. Sie hat man wohl in einer Scheune großgezogen! Hier hinten ist es ja noch kälter.« Er zog das Druckschott zu und drehte das Rad, um es zu verriegeln. Dann kehrte er zu den Magazinen zurück und ließ sich neben Valentina auf ein Knie sinken. Sie drehte eine tückisch aussehende Patrone zwischen ihren behandschuhten Fingern.

    »Was ist das?«, erkundigte sich Smith und übertönte mit seinen Worten das Heulen des Windes, der um das Heck pfiff.
    »Eine sowjetische 23mm-Patrone. Aus dem MG-Gurt des Heckschützen«,erwiderte sie.
    »Also gut. Was geht hier vor?«
    »Etwas ganz Seltsames, Jon. Es passt alles nicht zusammen, oder, genauer gesagt, es setzt sich alles zu einem sehr eigenartigen Bild zusammen. Deshalb bin ich Ihnen heute Nachmittag im Cockpit ins Wort gefallen.«
    »Das dachte ich mir schon«, erwiderte er. »Was denken Sie?«
    »Dieses Flugzeug war vollständig für einen Gefechtseinsatz ausgerüstet. Es hatte nicht nur das Anthrax geladen, sondern obendrein war auch noch seine Abwehrbewaffnung komplett aufmunitioniert. Darüber hinaus ist dieses Flugzeug hier nicht notgelandet. Es war eine gänzlich unbeabsichtigte Bruchlandung.«
    Smith war sich nicht ganz gewiss, worin der Unterschied bestand. »Sind Sie sicher?«
    »Ziemlich. Der Bomber war nicht für eine Notlandung konfiguriert, als er auf das Eis getroffen ist. Erinnern Sie sich noch daran, dass ich Sie nach der Position der Hebel für die Propellerverstellung und das Benzingemisch gefragt habe, als Sie im Cockpit waren? Sie waren noch auf Reiseflugstellung. Ich habe Sie auch nach dem Hebel für die Landeklappen gefragt. Die Landeklappen sind nicht ausgefahren worden, was bei jeder Form von beabsichtigter Landung der Fall gewesen wäre.«
    Valentina pochte mit den Knöcheln auf das Magazingehäuse. »Und zu guter Letzt haben sie die Munitionsmagazine des Geschützturms nicht ausgeworfen. Bei einer B-29 Superfortress oder einer Tu-4 Bull wäre das bei einer Notlandung, ob zu Wasser oder zu Lande, das übliche Verfahren gewesen.
    »Was zum Teufel ist hier überhaupt passiert?«
    »Wie ich schon sagte, es war eine ganz und gar unbeabsichtigte Bruchlandung, ein reiner Unfall«, fuhr sie fort. »Nach den Landkarten
von Wednesday Island zu urteilen, steigt dieser Gletscher auf der Nordseite erst ganz sanft an, und dann nimmt die Steigung rasant zu. Der Bomber muss aus nördlicher Richtung gekommen sein. Und zwar bei Nacht, viel zu tief und im Instrumentenflug, weil sie überhaupt nichts von der Existenz der Insel wussten. Sie waren zwischen den Gipfeln, und plötzlich ist unter dem Flugzeug der Boden angestiegen. Bevor die Piloten begriffen haben, was los war, sind sie schon auf den Boden oder, besser gesagt, auf das Eis getroffen. Sie müssen mit voller Reisegeschwindigkeit geflogen sein, und waren viel zu schnell für eine konventionelle Landung, aber das Schicksal wollte es nun einmal so, dass die Oberfläche des Gletschers zu der Zeit vergleichsweise glatt und frei von Vorsprüngen oder Spalten war, die das Flugzeug zu Fall gebracht hätten. Daher sind sie nach der Bauchlandung ohne große Probleme weitergeschlittert.«
    »Es hat schon ähnliche Bruchlandungen gegeben«, fuhr sie flüsternd fort, »sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis. Flugzeugbesatzungen waren vorübergehend durch den Schnee geblendet und haben jeden Überblick verloren. Aber um das Ganze abzuschließen: Dieses Flugzeug war in keiner Notlage und in keinem kritischen Zustand. Sie hatten sich nicht verirrt, und es bestand auch

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