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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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um die Wirkung der harten Schläge – links-rechts-links – so gering wie möglich zu halten.
    Es hatte keinen Grund für den Angriff gegeben. Randi hatte kein Wort zu ihrem Angreifer gesagt, und er hatte auch nicht mit ihr gesprochen. Sie wollten sie auf die Probe stellen und zermürben. Die Männer, die sie gefangen genommen hatten, demonstrierten damit, dass sie nicht im Geringsten davor zurückschreckten, Schmerz und Verletzungen zuzufügen. Über diesen Umstand war sich Randi bereits vollständig im Klaren. Sie schüttelte die Wirkung der Schläge ab, richtete sich auf und sah ihrem Angreifer mit herausfordernd gleichgültiger Miene fest in die Augen.
    Eigentlich wusste sie aus ihrem Flucht- und Überlebenstraining, dass das eine ganz schlechte Taktik war. Sie hätte die Augen unterwürfig gesenkt halten sollen. Wenn man die animalische Psyche des Terroristen bedachte, stellte der Blick in die Augen einen Akt der Bedrohung dar, der gewalttätige, wenn nicht gar tödliche Reaktionen hervorrufen konnte.
    Aber zum Teufel, was sollte das alles – sie würden sie ja doch töten.
    Der Mann, der sie geschlagen hatte, war riesengroß und durch einen ausschweifenden Lebenswandel enorm fettleibig. Durch die Kaltwetterkleidung wurden seine Größe und sein Körperumfang erst recht betont. Ein struppiger, ergrauender rotblonder Bart fiel
über den geöffneten Kragen seines Parkas, und unter zottigen Augenbrauen im selben Farbton sahen sie zusammengekniffene blassblaue Augen an, blutunterlaufen und gespannt.
    Diese Augen musterten Randis Gesicht eingehend; dann zogen sich die Lachfalten um sie herum zusammen und ein heiseres Gelächter stieg tief aus seiner Brust auf. Das tröstete Randi gar nicht. Die Wut dieses Mannes würde wahrscheinlich barmherziger sein als sein Humor.
    »Das ist ein freches kleines Dingelchen«, sagte der große Mann polternd. »Was weißt du über sie, Stefan?«
    »Dass sie eine Art Agentin der amerikanischen Regierung ist, Onkel«, erwiderte Kropodkin mit einer Stimme, die vor Hohn triefte, »und dass mir das Miststück noch etwas schuldig ist.«
    Onkel , sagte sich Randi grimmig – dann war das also alles eine reine Familienangelegenheit. So unglaublich es auch klingen mochte, aber durch einen blanken Zufall waren die Würfel des Schicksals so gefallen, dass der Fuchs Kropodkin im Hühnerstall der wissenschaftlichen Expedition gelandet war. Die Geheimdienste weltweit waren derartig aberwitzigen Zufallstreffern hoffnungslos ausgeliefert.
    Sie waren alle in der Laborbaracke: Randi, Professor Trowbridge, Kropodkin, der rothaarige Riese und zwei weitere Mitglieder seiner Bande – Männer vom slawischen Typ, wachsam und mit versteinerten Zügen. Randi war entwaffnet und durchsucht worden. Dann hatte man ihr den Parka und die schwere Schneeüberhose ausgezogen und ihre Handgelenke mit altmodischen Handschellen aus Stahl gefesselt.
    Einer der Wachposten stand direkt hinter ihr, und in regelmäßigen Abständen konnte sie die Mündung einer Maschinenpistole spüren, die sie zwischen den Schulterblättern streifte.
    »Und was ist mit ihm?«, fragte der Riese und wies mit dem Kopf auf Dr. Trowbridge.
    Kropodkins stumpfe dunkle Augen richteten sich kurz auf den
Akademiker, den Mann, den er um Hilfe angefleht und der ihn gegen Randis Anschuldigungen verteidigt hatte. »Ein Schullehrer. Ein Nichts. Er ist wertlos.«
    Trowbridge, dessen Hände ebenfalls mit Handschellen auf den Rücken gebunden waren, erreichte den Gipfel seines Alptraums. Er war so blass geworden, dass seine Haut eine grünliche Tönung angenommen hatte, und Randi fürchtete, dem Mann könnte jeden Moment ein akuter Herzstillstand bevorstehen. Nur wegen der Schläge und Tritte, die er kassiert hatte, als seine Knie nachgegeben hatten, hielt er sich überhaupt noch auf den Füßen. Der Schritt seiner Kordhose war klatschnass.
    Randi hätte gern mit ihm gesprochen, ein paar aufmunternde oder tröstende Worte zu ihm gesagt, doch sie wagte es nicht. Um Trowbridges willen musste sie ihm gegenüber eine Pose vollständiger Teilnahmslosigkeit bewahren. Wenn sie auch nur eine Spur von Mitgefühl für den Akademiker an den Tag legte, könnten die Männer, die sie gefangen genommen hatten, in seiner systematischen Folterung ein Mittel sehen, an sie heranzukommen.
    »Also wirklich, Stefan, ich muss schon sagen!«, sagte der große Mann jovial. »Das gibt es doch gar nicht, dass jemand wertlos ist.« Er wandte sich an Trowbridge. »Jetzt reden

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