Arktis-Plan
vermitteln, dass ihr vor nichts so sehr graute wie vor einer Vergewaltigung.
Kommt schon, ihr Mistkerle! Ihr wollt es doch so haben! Fickt mich, bevor ihr mich tötet!
Ihr Überleben stand auf Messers Schneide.
»Ja, es wäre Vergeudung.« Die Automatikpistole sank von ihrer Brust und verschwand in der Tasche des Parkas. »An Freizeiteinrichtungen fehlt es ganz entschieden auf diesem elenden, gottverlassenen Felsen. Merk dir das gut, Stefan. Du musst immer dafür sorgen, dass deine Angestellten in Stimmung sind. Unsere Männer würden es uns nicht verzeihen, wenn wir ihnen die Gesellschaft dieser charmanten Dame versagen würden.« Der große Mann hob eine Hand und tätschelte schelmisch Randis geschwollene Wange. »Bring sie in die Schlafbaracke, und sorge dafür, dass sie dort bis heute Abend bleibt. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
Randi täuschte einen Zusammenbruch vor. Sie zauberte einen Ausdruck angewiderten Entsetzens auf ihr Gesicht. Innerlich frohlockte sie. Diese Kerle hatten nicht mit ihren Gehirnen, sondern mit ihren Schwänzen gedacht. Sie waren also doch nichts weiter als eine Schlägerbande. Sie mochten zwar Gangster von internationalem
Format sein, aber sie hatten trotzdem nur das Niveau einer Schlägertruppe. Sie hatten einen Fehler gemacht, der einer echten Profiorganisation niemals unterlaufen wäre. Sie hatten einem anderen Profi gestattet, am Leben zu bleiben. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass sie für diese Dummheit büßten.
Die Forschungsstation Wednesday Island hatte eine Bevölkerungsexplosion erlebt. Anton Kretek hatte an Bord seiner Halo ein zwanzigköpfiges Team von Sicherheitskräften und Technikern eingeflogen. Diese Mannschaft hatte jetzt alle Hände voll damit zu tun, den gigantischen Hubschrauber gegen die Witterung zu sichern und eine Schutzzone zu errichten.
Nachdem die Angelegenheiten in der Laborhütte geregelt waren, begab sich Anton Kretek auf einen Inspektionsgang, um sich zu vergewissern, dass seine detaillierten Anweisungen peinlich genau befolgt wurden. Er konnte dieses Ding trotz allem noch durchziehen – dessen war er sich trotz der ärgerlichen Einmischung der westlichen Sicherheitsdienste noch gewiss, aber der Spielraum für Fehler würde gering sein.
Der Sohn seiner toten Schwester trabte an seiner Seite mit knirschenden Schritten durch den Schnee. Kretek freute sich darüber, wie er sich gemacht hatte. Vor ein paar Jahren war Stefan nicht zu bändigen gewesen. Einmal war Kretek regelrecht an dem Jungen verzweifelt. Keine Disziplin. Kein gesunder Menschenverstand, wie bei so vielen Jungen heutzutage.
Es war schon schlimm genug gewesen, als Stefan diesen deutschen Studenten in Belgrad wegen einer jungen Touristin erstochen hatte, aber dem Mädchen hatte er die Kehle auch gleich durchgeschnitten. Das ließ sich mit einer Geldspritze nicht mehr regeln. Kretek hatte viel Zeit und Mühe darauf verwendet, den Jungen aus Europa wegzuzaubern und ihn unter einer neuen Identität in Kanada zu etablieren.
Aber mit seinem jüngsten Coup hatte der Junge ihn dafür entschädigt.
Er hatte seine Sache gut gemacht, und vielleicht würde sich doch noch ein Platz in der Firma für ihn finden lassen. Dann hätte er endlich einen Erben.
Stefan blinzelte durch das heftige Schneetreiben. »Wir sind hier völlig ungeschützt, Onkel. Die amerikanischen Spionagesatelliten könnten mitbekommen, dass sich etwas tut.«
Kretek nickte zufrieden. Der Junge dachte mit. Ja, er hatte viel dazugelernt. »Von mir aus sollen sie gucken, so viel sie wollen. Das war einer der Gründe dafür, unsere Ankunft zu verschieben. Wir mussten das Timing exakt auf das Wetter abstimmen. Wir mussten uns direkt vor dieser nächsten Schlechtwetterfront reinzwängen. Jetzt sind die Flugbedingungen überall zwischen hier und der kanadischen Küste so katastrophal, dass es niemand auch nur versuchen würde. Keiner kann an uns herankommen.«
»Aber irgendwann muss es doch aufklaren.«
»Allerdings. Morgen früh soll eine kurzfristige Wetterbesserung eintreten. Aber in dieser Region schlägt das Wetter von Norden her um. Wir werden die Ersten sein, die starten können. Ich habe meine besten Sprengstoffexperten mitgebracht, und sie haben die Ladungen bereits so zugeschnitten, dass sie in die Schotts einer Tu-4 passen. Außerdem habe ich Skizzen des Transportsystems für den biologischen Kampfstoff besorgt und einen Hebegurt anfertigen lassen, in den der Anthraxbehälter passt.
Morgen
Weitere Kostenlose Bücher