Arktis-Plan
hätten heute Nachmittag möglicherweise Bruchstücke von Funkmeldungen und Fehlerprotokolle von versuchten Übertragungen vom mobilen Transceiver des Inseltrupps aufgeschnappt, aber nichts Verständliches. Smith ist es offenbar nicht gelungen, das große Funkgerät der Forschungsstation oder das Satellitentelefon wieder in Betrieb zu nehmen. Vielleicht hat das etwas zu bedeuten, vielleicht aber auch nicht. Eine gute Nachricht haben wir, was das betrifft, erhalten. Das Weltraumkommando der Air Force meldet, die Strahlenaktivität in der Ionosphäre hätte ihren Höhepunkt überschritten und die Funkbedingungen verbesserten sich bereits. Morgen sollten wir wieder eine recht anständige Verbindung herstellen können.«
»Und was ist mit der strategischen Aufklärung?«, hakte Castilla nach.
»Wir haben einen Satelliten über Wednesday gehabt, seit Smith und sein Team dort eingeschleust worden sind, und heute Abend hat eine Orion der Navy aus Dutch Harbor kommend die Insel überflogen. Beide Überflüge waren ergebnislos. Der Schnee in den Wolken ist so verflucht dicht, dass man den Boden nicht deutlich sehen kann, noch nicht einmal mit Infrarot und Thermographie. Am späteren Vormittag, nach der Wetterbesserung, ist ein weiterer Satellitenüberflug vorgesehen.«
»Ich kriege von allen Seiten denselben Satz zu hören«, sagte Castilla erbittert. »Wenn das Wetter wieder besser ist.«
»Wir sind noch nicht ganz und gar Herren über unser Schicksal, Sam. Es gibt immer noch Kräfte auf dieser Welt, gegen die wir den Kampf nicht aufnehmen können.«
»Das zeigt sich mal wieder ganz deutlich.« An dem Ende der Leitung, das ins Weiße Haus führte, herrschte einen Moment lang grüblerisches Schweigen. »Was ist mit der FBI-Ermittlung wegen des Zwischenfalls mit der Centurion in Alaska? Gibt es schon einen Hinweis darauf, wer dafür verantwortlich gewesen sein könnte?«
»Das ist eine Sackgasse, Mr. President. Wir wissen mit Sicherheit, dass wir es mit einer Zelle der russischen Mafia zu tun hatten, aber die Beteiligten haben sich offenbar als selbständige Unternehmer anwerben lassen. Was die Identität der wahren Anstifter betrifft, haben wir nach wie vor keinen Anhaltspunkt. Die einzigen Männer, die uns darüber etwas hätten sagen können, sind bei dem Absturz ums Leben gekommen.«
Wieder herrschte Schweigen in der Leitung.
»Fred«, sagte Castilla schließlich, »ich habe beschlossen, Verstärkung nach Wednesday Island zu schicken. Es könnte zwar sein, dass Smith und sein Team einfach nur keine Verbindung aufnehmen können, aber die Lage gefällt mir nicht. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl.«
Klein unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. »Sam, ich stimme dieser Entscheidung voll und ganz zu. Ich hatte mich sogar tatsächlich schon gefragt, wie ich die Bitte formulieren soll. Ich glaube, dass es dort zu einer Art Zwischenfall gekommen ist. Smith hätte uns mittlerweile längst einen Lagebericht übermittelt, wenn er nicht in Schwierigkeiten geraten wäre, ob die Funkverbindungen nun schlecht sind oder nicht.«
»Bedauerlicherweise sitzt die Einheit, die zur Verstärkung abkommandiert worden ist, so fest wie alle anderen, bis dieses gottverdammte Wetter besser wird!«, sagte Castilla aufbrausend. »Ich kann nur hoffen, dass sie dann noch jemanden vorfinden, dem sie den Rücken stärken können.«
»Haben Sie die Russen über Ihre Entscheidung informiert, Mr. President?«
»Nein, und das habe auch nicht vor, Fred. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich entschieden habe, die Operation nicht länger geheim zu halten, sondern ganz offen einzugreifen. General Baranov, unser russischer Verbindungsoffizier, war seit Beginn der Operation Wednesday Island ständig im Einsatz und hat auf Abruf bereitgestanden. Er hat mehr oder weniger neben dem Telefon gesessen und die Hand über dem Hörer gehabt. Jetzt ist er ›nicht verfügbar‹, und das schon seit rund neun Stunden, und sein Adjutant ist nicht ermächtigt, irgendetwas zu sagen, das über ein ›Hallo‹ hinausgeht, wenn er den Hörer abnimmt. Das stinkt doch zum Himmel.«
»Wir hatten von Anfang an den Verdacht, dass die Russen in Zusammenhang mit dem Absturz der Misha etwas vor uns verbergen. Vielleicht ist Smith darauf gestoßen.«
»Aber verdammt noch mal, sie haben sich doch an uns gewandt! Sie haben uns um Hilfe gebeten!«
Klein seufzte und schob sich die Brille auf den Nasensteg hinunter. »Ich muss es dir immer wieder sagen, Sam – wir
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