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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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jetzt stellte sich seine professionelle Objektivität wieder ein. Er würde die Mörderin seines Neffen mit dem größten Vergnügen umbringen, aber mit seiner Leiche wollte er sich nicht belasten.
    »Niemand wird genau wissen, was hier passiert ist«, fuhr der Waffenhändler fort. Er sah seinem Stellvertreter ins Gesicht und seine eisfarbenen Augen wurden schmaler. »Jedenfalls dann nicht, wenn diese Frau tatsächlich tot ist.«
    Vlahowitsch fuhr sich mit der Zunge über die gesprungenen Lippen. Dieser durchdringende, kalte Blick gefiel ihm gar nicht. »Ich habe es dir doch gesagt, Anton, sie ist von einer Lawine mitgerissen worden.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »So hat es jedenfalls ausgesehen.«
    »Es mag ja so ausgesehen haben, Mikhail, aber ist es tatsächlich passiert? Du hast ihre Leiche nicht gesehen!«
    »Wie hätten wir sie auch sehen können?« Vlahowitsch hob die Stimme. »Sie muss am Fuß einer sechzig Meter hohen Steilwand gelegen haben, bei Dunkelheit und inmitten eines Schneesturms! Und wenn sie das nicht getötet hat, dann ist sie später gestorben. So, wie sie angezogen war, kann sie die letzte Nacht nicht überlebt haben.«
    Kretek sah ihn noch einen Moment lang mit eisigem Blick an.
Dann lächelte er und schlug Vlahowitsch mit einer seiner Bärenpranken auf die Schulter. »Papperlapapp, du hast natürlich Recht, mein Freund. Was spielt es schon für eine Rolle, wann sie gestorben ist, solange das Miststück tot ist? Komm, wir machen uns an die Arbeit.«
    Die beiden Männer mummten sich gegen die Kälte ein. Sie zogen die Reißverschlüsse ihrer Parkas hoch, zogen Handschuhe an und griffen nach ihren Waffen. Kretek hatte die MP5, mit der die Blondine bewaffnet gewesen war, für sich beansprucht. Warum sollte er sie nicht nutzen? Die Heckler und Koch war eine hervorragende Waffe und den in Kroatien hergestellten Agrams, die er an seine Männer ausgegeben hatte, haushoch überlegen. Dennoch zuckte ein Muskel in seiner bärtigen Mundpartie, als er sich den Gurt der Maschinenpistole über die Schulter schlang. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihm etwas wegnahm – seien es nun Leute, Geld oder Gelegenheiten.
    Kretek fegte mit einem Arm die Ordner mit Ausdrucken von einem Regalbrett auf den Boden der Laborhütte. Dann stemmte er einen Stiefel gegen den Ofen und trat ihn aus seiner Verankerung. Es rauchte und klapperte, als das Ofenrohr abbrach und hinfiel. Der Ofen kippte auf eine Seite und glühende Kohlen sprangen heraus. Sofort züngelten Flammen zwischen den verstreuten Papieren auf. Die beiden Männer liefen nacheinander durch die Schneeschleuse und ließen das Vermächtnis der Forschungsstation Wednesday Island abbrennen.
    Draußen erschien ihnen die stille Luft mild im Vergleich zu dem eisigen Wind am Vortag. Direkt über ihnen leuchtete das Blau eines klaren Himmels durch den Dunst, und das Gelände um die Forschungsstation herum nahm rasch klare Umrisse und Farben an. Wie es häufig der Fall war, löste sich der morgendliche Meeresdunst so schnell, wie er aufgezogen war, wieder auf. Die Stimmen der Männer erhoben sich überschwänglich, und die hervorkommende Sonne schien ihre Bewegungen zu beschleunigen.

    Kretek und Vlahowitsch machten sich gerade auf den Weg zum Landeplatz, als einer der Wachposten, die das Gelände umstellt hatten, alarmiert aufschrie.
    Eine Gestalt stand oben auf dem Antennenhügel – eine kleine, schlanke Gestalt in einer roten Skihose und einem schlabberigen, viel zu großen grünen Sweatshirt, dessen Kapuze sie über den Kopf gezogen hatte. Sie blickte einen Moment lang auf die Forschungsstation und deren verblüffte Bewohner hinunter. Dann machte sie kehrt und verschwand auf der anderen Seite des Hügels aus ihrer Sichtweite, gefolgt von einer hastigen Salve vergeblicher Schüsse.
    Kretek drehte sich zu Vlahowitsch um, und seine gewaltigen Fäuste krallten sich in den Parka des Lieutenant. Im ersten Moment glaubte Vlahowitsch, um ihn sei es geschehen.
    »Wenn sie nicht gleich gestorben ist, muss sie später gestorben sein!« In Kreteks rotäugigem Blick lag die geballte Wut eines angreifenden Ebers. »Diesmal machst du Ernst, Mikhail! Jetzt sofort! Ich will mit Sicherheit wissen, dass sie tot ist!« Er ließ Vlahowitsch los und versetzte ihm einen Stoß. »Ihr nach!«
    »Auf der Stelle, Sir! Laszlo! Prischkin!« Vlahowitsch erhob seine Stimme zu einem halb erstickten Ruf. »Ihr folgt mir mit euren Leuten! Rührt euch, ihr Mistkerle! Setzt euch in

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