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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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näher als die Streitmacht, die von der Forschungsstation anrückte, aber sie kamen langsamer voran. Und da die Landzunge ihre Sicht verstellte, hatte bisher noch keine der beiden sich einander nähernden Einheiten die Anwesenheit der anderen wahrgenommen. Smith stellte im Kopf Berechnungen zu Zeiten und Entfernungen an. Ja. Es sah sehr gut für sie aus, mehr konnte man nicht erwarten.

    »Meine Damen und Herren«, sagte er, als er das Fernglas sinken ließ, »es lässt sich gut an. Randi, gib Val Bescheid.«
    Randi polierte den Signalspiegel aus rostfreiem Edelstahl ein letztes Mal mit ihrem Ärmel. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie durch das winzige Guckloch in der Mitte, bis sie das Pünktchen gefunden hatte, das Valentina Metrace war. Sie neigte den Spiegel und ließ ihn ein einziges Mal kurz blinken, damit jeder, der nicht nach diesem Signal Ausschau hielt, das Aufblitzen für einen Sonnenstrahl halten konnte, der vom Schnee reflektiert wurde.
    Wenige Momente später beantwortete das gejagte Pünktchen das Signal mit einem Blinken seinerseits.
    »Sie hat den Empfang bestätigt«, meldete Randi.
    »In Ordnung. Mehr können wir hier nicht tun. Lasst uns aufbrechen.«
    »Mir gefällt das nicht, Jon«, zischte Randi ungestüm im Flüsterton. »Das, was jetzt kommt, gefällt mir überhaupt nicht!«
    »Ich bin auch nicht gerade verrückt darauf.« Durch das Fernglas konnte er Val jetzt als menschliche Gestalt erkennen, die sich so mühelos voranbewegte wie jemand beim morgendlichen Jogging. Es ist einfach, seine Truppe ins Gefecht zu führen, Sergeant. Aber sie dort zurücklassen zu müssen, auf sich selbst gestellt, das ist echt die Härte.
    »Sie ist nicht mal bewaffnet, verdammt nochmal!«
    »Sie meinte, sie bräuchte keine Waffe.« Smith rammte das Fernrohr wieder ins Etui.
    »Ich hoffe, dir ist klar, dass diese Frau nichts weiter ist als eine unverbesserliche Angeberin«, sagte Randi, als sie sich ihre Schneeschuhe an die Füße band.
    »Das sowieso. Und da wir gerade von Waffen sprechen …« Smith zog seine Zweitwaffe aus der Holstertasche seines Parkas und reichte Smyslov die Automatikpistole mit dem Kolben voran. »Für die könnten Sie heute eventuell Verwendung haben, Major. Sie funktioniert, das garantiere ich Ihnen.«

    Smyslov grinste, als er die P226 entgegennahm und sie in seine Tasche steckte. »Das höre ich gern. Ich habe nämlich vor gar nicht allzu langer Zeit schlechte Erfahrungen mit einer amerikanischen Schusswaffe gemacht.«
     
    Valentina Metrace war von ihrer Veranlagung und von ihren Neigungen her ein Raubtier und eine Jägerin. Aber als erfolgreiches Raubtier wusste sie auch, wie man als Beutetier erfolgreich war und überlebte. Wenn man als Beute am Leben bleiben wollte, setzte das nicht nur das Wissen voraus, wann man besser fortlief, sondern man musste sich auch darüber im Klaren sein, wann, wo und wie man sich versteckte, und der Moment für den Richtungswechsel und das Untertauchen stand jetzt dicht bevor.
    Das einmalige Blinken des Spiegels auf der Spitze der Landzunge hatte ihr gesagt, dass Jons Vorhaben plangemäß ablief. Die Speznas rückten von der anderen Seite der Landspitze in den Hinterhalt vor. Zweimaliges Blinken hätte ihr bedeutet, dass das ganze Vorhaben ins Wasser fiel. Dann wäre sie weitergelaufen und hätte ihre Verfolger in das Schussfeld der Langwaffen auf dem höchsten Punkt der Landzunge gelockt.
    So, wie die Dinge standen, würden die Speznas ihnen hoffentlich die Arbeit abnehmen.
    Smith hatte den Zusammenstoß geschickt inszeniert. Auf der dem Land zugewandten Seite erhob sich eine neun Meter hohe Klippe über einem schmalen, von Geröllblöcken übersäten Strand. Auf der Meerseite dagegen erfüllte die Landspitze die Funktion eines Schiffsbugs, unter dem sich durch massiven Druck außerordentlich zerklüftetes und wirres Eis aufgetürmt hatte. Es war ein natürlicher Engpass und ein hervorragendes Schlachtfeld, da keiner von beiden Streitmächten genug Raum zum Manövrieren oder für einen erfolgreichen Rückzug blieb.
    Nun hatte sie nur noch eines zu tun: Sie musste sich zwischen den beiden Fronten herauswinden und die wirr aufgetürmten Eisklötze
bildeten ein prachtvolles Labyrinth, in dem man untertauchen konnte.
    Jetzt sah sich Valentina zum ersten Mal um. Die Männer, die ihr nachjagten, waren vielleicht vierhundert Meter hinter ihr, und der Abstand verringerte sich langsam. Sie hatte ihr Tempo gedrosselt und ihnen gestattet, näher zu

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