Arktis-Plan
Maschinenpistolen.
Zum vereinbarten Zeitpunkt näherte sich das Dröhnen von Flugzeugmotoren, und ein geflügelter Schatten rauschte mit ausgeschalteten Positionslichtern parallel zum Strand vorüber. Der Anführer des Trupps, ein großer, kräftiger Mann mit rotem Bart, der eine Kordhose und einen dicken Wollpullover trug, richtete eine Signallampe auf das Flugzeug und schaltete sie ein. Zwei kurze Blinksignale, eine Pause und nochmal zwei kurze Blinksignale.
Auch das war einer von Anton Kreteks Selbsterhaltungsmechanismen – aktiv dabei zu sein und möglichst viele seiner Operationen persönlich zu überwachen. So wusste er am besten, wem er vertrauen konnte und wer besser liquidiert wurde.
Das Flugzeug, eine zweimotorige Dornier 28D Skyservant, war
ein Hochdecker mit der Fähigkeit, auf kurzen Strecken zu starten und zu landen. Die Transportmaschine drehte noch eine weitere Runde über der behelfsmäßigen Landebahn auf dem Strand und setzte dann zur Landung an. Mit zurückgenommenem Gas schwebte sie aus und setzte zwischen den beiden Reihen von Leuchtstäben auf, wobei das starre Fahrwerk zischend einen feinen Sprühregen aus nassem Sand aufwirbelte.
Kretek gab wieder ein Signal mit seiner Lampe und wies das Flugzeug ein, bis es neben dem Rover und dem Lastwagen zum Stehen kam. Die Propeller der Dornier drehten sich weiterhin, doch die seitliche Ladeluke schwang auf und spie eine einsame Gestalt aus.
Der Mann war klein, dunkelhäutig, schmächtig und hypernervös, ein palästinensischer Araber, dessen Augen ständig in Bewegung waren und den jede Kleinigkeit beunruhigte, da er weder seiner Umgebung noch seinem Umgang traute.
»Guten Abend, mein Freund, guten Abend«, rief der größere rothaarige Mann und übertönte mit seiner Stimme die Flugzeugmotoren. »Willkommen im wunderschönen Albanien.«
»Sie sind Kretek?«, erkundigte sich der Palästinenser.
»Das ist mir schon oft zum Vorwurf gemacht worden«, erwiderte Anton Kretek und legte die Lampe auf die Motorhaube des Range Rovers.
Der Araber war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Haben Sie das Material?«
»Deshalb sind wir beide hier, mein Freund.« Der Waffenhändler ging auf den Mercedes-Laster zu. »Kommen Sie her und sehen Sie es sich selbst an.«
Im Strahl einer einzigen Taschenlampe wurden schwere Kisten aus dunklem, eingewachstem Pappkarton von der Ladefläche des Lastwagens gehievt. Die Kisten waren im kyrillischen Alphabet beschriftet und trugen das internationale Warnsymbol für hochexplosive Sprengstoffe. Kretek gab ein Zeichen, eine der Kisten beiseite
zu stellen. Er ließ ein Jagdmesser aufschnappen und schlitzte die gelben Plastikstreifen auf.
Als er den Deckel anhob, kamen dicht gestapelte Blöcke von Backsteingröße zum Vorschein, die in Wachspapier eingewickelt waren. Er packte einen der Blöcke aus und zeigte dem Palästinenser ein dichtes, glattes, kittähnliches Material, das die Farbe von Margarine hatte.
»Semtex Plastiksprengstoff von militärischem Qualitätsstandard.« Kretek gestikulierte. »Insgesamt zwölfhundert Kilogramm, alles weniger als drei Monate alt und absolut stabil. Das wird unter Garantie reichlich Juden töten und Ihre einsatzfreudigen Freiwilligen mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihren zweiundsiebzig Jungfrauen schicken.«
Der Araber riss abrupt den Kopf hoch, und in seinen ausdrucksstarken dunklen Augen war ein Funke von Wut zu erkennen. Der Zorn des Fanatikers, der es mit der Krämerseele zu tun hat. »Wenn Sie von den heiligen Kriegern Mohammeds und den Befreiern des palästinensischen Volkes sprechen, dann möchte ich mir Respekt ausbitten!«
Die Augen des Waffenhändlers wurden undurchsichtig und kalt. »Jeder hat sein eigenes Anliegen, mein Freund. Mein Anliegen ist das Geld. Sie haben Ihre Ware. Ich werde jetzt meine Bezahlung erhalten – und Mohammed und das palästinensische Volk kann von mir aus der Teufel holen.«
Der Araber wollte ihn anfahren, doch dann fiel ihm auf, dass sich der Kreis von grimmigen slawischen Gesichtern um den Lichtkegel herum enger schloss. Verdrossen zog er einen dicken gefütterten Umschlag aus einer Innentasche seiner Jacke und warf ihn auf die offene Kiste mit dem Sprengstoff.
Kretek schnappte sich den Umschlag. Er riss ihn auf, zählte die ordentlich gebündelten Euroscheine und überprüfte die Stückelung. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Einladen!«
Mehr als eine Tonne hochexplosiven Sprengstoffs wurde in das
Transportflugzeug geladen, und die
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