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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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ließ sich auf den freien Stuhl neben dem Glas fallen, umfasste durch den billigen Baumwollrock die Pobacken des Mädchens und drückte zu. »Ich danke dir, meine Liebe. Ich werde mich jetzt an deinem guten Tee wärmen, und später, wenn ich mit der Arbeit fertig bin, werde ich dich wärmen.«
    Mit dem übertriebenen Knurren eines Raubtiers zog er sie an sich und begrub sein Gesicht zwischen ihren kaum vorhandenen Brüsten. Damit entlockte er seinen Männern eine weitere heisere Lachsalve.
    Vor dem Kamin flackerte in den Augen des Vaters hilflose Wut auf, die jedoch gleich darauf wieder verborgen wurde. Er war erfreut
gewesen, als er seinen Bauernhof für eine Geldsumme, die er mit fünf Jahren harter Arbeit nicht verdienen konnte, an diese Männer vermietet hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch nicht gewusst, dass er auch seine einzige Tochter vorübergehend an sie abtreten würde. Aber er war Albaner und mit der Herrschaft der Waffen vertraut. Wer die Waffen trug, legte die Spielregeln fest, und diese Männer waren im Besitz zahlloser Waffen. Das Mädchen würde es überleben. Sie würden es so durchstehen, wie albanische Bauern schon immer ihr Überleben gesichert hatten – indem sie alles klaglos über sich ergehen ließen.
    Kretek ließ das Mädchen los und schüttete aus der flachen Schale auf dem Tisch Zucker in seinen Tee. »Sind neue Meldungen eingetroffen, während ich die Lieferung übergeben habe, Crencleu?«
    »Nur diese eine E-Mail, Sir.« Der Fernmeldechef reichte ihm einen einseitigen Ausdruck über den Tisch. »An Ihre Privatadresse gerichtet, verschlüsselt mit Ihrem persönlichen Nummerncode.«
    Kretek faltete das Blatt auseinander und las die Nachricht. Langsam drang ein wölfisches Lächeln durch das Gestrüpp seines Barts.
    »Ich habe gute Nachrichten von der Familie erhalten, meine Freunde«, sagte er schließlich. »Sogar sehr gute Nachrichten.«
    Die Maske der Jovialität verflog wieder, und in seine Augen trat ein abwesender und zugleich eindringlicher Blick. »Crencleu, geben Sie unserer kanadischen Vorhut einen Tipp, dass die arktische Operation in Angriff genommen wird und dass sie schleunigst Vorbereitungen treffen sollen. Trommeln Sie die Spezialkampftruppe zusammen, und sagen Sie den Männern, sie sollen sich an unserem Ausgangspunkt in Wien versammeln. Mikhail …«
    »Ja, Sir«, sagte sein Stellvertreter forsch. Offenbar hatte der alte Wolf wieder einmal die Fährte aufgenommen, und diesmal hatte er es auf die lohnendste Ausbeute in der Geschichte der Gruppe abgesehen. Noch vor wenigen Tagen, als er erstmals von dem arktischen Plan gehört hatte, war Vlahowitsch unsicher gewesen. Das
Vorhaben war ihm extrem erschienen, ein riskantes Unterfangen mit geringen Erfolgsaussichten. Aber wenn es sich in die Praxis umsetzen ließ, könnten astronomische Summen dabei herausspringen. Jetzt begann sogar der mürrische Serbe Feuer zu fangen.
    »Geben Sie sämtlichen Abteilungen des Hauptquartiers Bescheid, dass sie die Wagen beladen und Vorkehrungen zum Aufbruch treffen sollen. Ich will in ...« – Kretek unterbrach sich, und sein Blick bewegte sich zum Kamin und der schmächtigen stummen Gestalt, die daneben stand. Die Albaner waren nie dafür bekannt gewesen, dass ihre Töchter Schönheiten waren, und dieses kleine Dingelchen war weit davon entfernt, aber sie war da, sie war jung, und sie war bezahlt worden – »… eineinhalb Stunden los.«
    Er konnte ebenso gut sehen, dass er etwas für sein Geld bekam, bevor die kleine Gleska gemeinsam mit dem Rest ihrer Familie bei dem tragischen Brand des Hofs umkam.

Kapitel zehn
    Internationaler Flughafen Seattle-Tacoma
     
     
    Im nordwestlichen Pazifik war der Herbst gleichbedeutend mit Nebel. Die Landescheinwerfer des Jets, der auf die Landebahnen zuraste, schnitten sich wie langsame Kometen durch den herabsinkenden Dunst, und die oberen Etagen der Hotels entlang den Start- und Landebahnen verschwanden in der einsetzenden Abenddämmerung. Fenster, hinter denen Licht brannte, verschwammen im Nebel zu einem diffusen goldenen Schimmer.
    Als der gläserne Aufzug des Doubletree an der Außenmauer des Hotelturms hinaufkletterte, beobachtete Jon Smith, wie sämtliche Konturen und Details von der Nacht verwischt wurden. Er trug eine grüne Uniform mit messerscharfen Bügelfalten und war im Moment noch allein, aber das würde sich sehr bald ändern. Er war auf dem Weg zur Kontaktaufnahme mit den anderen Mitgliedern seines Teams, einer Fremden und

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