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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Zutatenliste Ih­rer Hundefuttertüte. Die Hunde der Azteken und Po­lynesier wurden recht erfolgreich mit Gemüse und Ab­fällen gemästet.
    Wachstumstempo . Damit sich die Haltung lohnt, dür­fen Haustiere nicht zu langsam wachsen. Damit kom­men Gorillas und Elefanten schon mal nicht in Frage, obwohl beide Vegetarier sind, sich bewundernswert be­scheiden, was ihre Kost betrifft, und eine stattliche Men­ge Fleisch liefern würden. Welcher Gorillazüchter in spe möchte aber 15 Jahre warten, bis seine Herde endlich voll ausgewachsen ist? Wenn in Asien heute Arbeitsele­fanten benötigt werden, ist es viel wirtschaftlicher, wil­de Elefanten zu fangen und zu zähmen.
    Fortpflanzungsprobleme in Gefangenschaft . Menschen haben es nicht gern, wenn ihnen beim Geschlechtsver­kehr zugeschaut wird; einigen potentiell nützlichen Tier­arten geht es nicht anders. An diesem Problem scheiterte die Domestikation des Geparden, obwohl Tausende von Jahren starkes Interesse daran bestand, den schnellsten aller Landbewohner zu züchten.
    Wie bereits erwähnt, wurden gezähmte Geparden von den alten Ägyptern und Assyrern ebenso wie von neu­zeitlichen Indern als Jagdgefährten, die Hunden un­endlich überlegen waren, hoch geschätzt. Ein indischer Mogul soll in seinen Stallungen sage und schreibe tau­send Geparden gehalten haben. Doch trotz der hohen Investitionen vieler reicher Herrscher waren ihre Gepar­den immer nur gezähmte, wild gefangene Tiere. Versu­che, Geparden in Gefangenschaft zu züchten, scheiter­ten kläglich. Erst 1960 konnten Biologen in einem Zoo erstmals die Geburt eines Gepardenjungen feiern. In der Wildnis jagen mehrere Geparden, meist Brüder, ein Weibchen mehrere Tage lang; diese derbe Liebeswer­bung, bei der große Entfernungen zurückgelegt werden, scheint erst den Eisprung auszulösen beziehungsweise die Weibchen sexuell empfänglich zu machen. In Kä­figen gehalten, verweigern Geparden das umständliche Werberitual in aller Regel.
    An einem ähnlichen Problem scheiterten Bemühun­gen, Vikunjas zu züchten, in den Anden lebende Wild­kamele, aus deren Haarkleid die feinste und leichteste tierische Wolle, die es gibt, gewonnen werden kann. Die alten Inkas trieben wildlebende Vikunjas, um der Wol­le habhaft zu werden, in Korrale, schoren sie und lie­ßen sie wieder frei. Heutige Interessenten müssen, um an die kostbare Wolle zu gelangen, entweder die glei­che Methode anwenden oder wildlebende Vikunjas tö­ten. Trotz starker Anreize scheiterten alle Versuche, Vi­kunjas als Woll-Lieferanten zu züchten. Ein Grund war das ausführliche Werberitual vor der Paarung, das sich in Gefangenschaft verbietet. Weitere Gründe waren das äußerst intolerante Verhalten männlicher Vikunjas ge­genüber Geschlechtsgenossen sowie ihr Anspruch auf ganzjährige getrennte Futter- und Schlafreviere.
    Unberechenbares Naturell. Ab einer bestimmten Kör­pergröße kann natürlich fast jede Säugetierart für Men­schen zur tödlichen Gefahr werden. Menschen wurden schon von Schweinen, Pferden, Kamelen und Rindern getötet. Einige Arten sind jedoch durch Veranlagung sehr viel unberechenbarer und gefährlicher als andere. Viele ansonsten ideal erscheinende Domestikationskan­didaten disqualifizierten sich aus diesem Grund.
    Ein Beispiel ist der Grizzly. Bärenfleisch ist eine kost­spielige Delikatesse, Grizzlys werden bis zu 800 kg schwer, ernähren sich hauptsächlich von allerlei Pflanzen (ob­wohl sie auch sehr geschickte Jäger sind), verwerten sogar Abfälle des Menschen (was zum Beispiel im Yellowstone-Nationalpark große Probleme bereitet) und wachsen rela­tiv schnell. Würden sie sich in Gefangenschaft nur besser betragen, gäben Grizzlys fabelhafte Fleischlieferanten ab. Das Volk der Ainu in Japan wagte das Experiment und zog regelmäßig Grizzlyjunge als Teil eines kulturellen Rituals auf. Aus einleuchtenden Gründen hielten es die Ainu jedoch für angebracht, die Jungtiere zu schlachten und zu verspeisen, wenn sie ein Jahr alt waren. Der Ver­such, Grizzlys länger zu halten, käme Selbstmord gleich.
    Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein ausgewachsener Grizzly erfolgreich gezähmt worden wäre.
    Ein weiterer ansonsten geeigneter Kandidat, dessen Domestikation aus dem gleichen Grund scheiterte, ist der Kaffernbüffel. Er erreicht relativ schnell sein Gewicht von bis zu einer Tonne und lebt in Herden mit ausge­prägter Dominanzordnung, einem Merkmal, auf dessen Bedeutung ich noch eingehen werde. Der

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