Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
sich.
Ringsum gingen die nationalen Streitkräfte und Verteidigungsplattformen im Orbit um Nyvan in den gleichen Status über.
Seit seiner Ankunft auf dem Jesup hatte Dwyer nahezu ununterbrochen mitgeholfen, die Systeme auf der Brücke des Frachtclippers Mount’s Delta umzubauen. Wegen seiner minimalen technischen Kenntnisse beschränkte sich seine Mithilfe allerdings hauptsächlich darauf, die nicht-besessenen Techniker zu beaufsichtigten, die den größten Teil der Arbeit erledigten.
Die Brücke war ziemlich beengt, was bedeutete, daß maximal zwei oder drei Leute zur gleichen Zeit arbeiten konnten. Dwyer hatte erstaunliches Geschick entwickelt, wenn es darum ging, herumfliegenden Schalttafeln und losen Konsolenabdeckungen auszuweichen. Doch er war zufrieden mit dem Resultat, das viel weniger improvisiert wirkte als die Veränderungen, die sie auf der Brücke der Tantu durchgeführt hatten. Dank dem gewaltigen Vorrat an Ersatzteilen, die im Raumhafen vorrätig waren, sahen die Konsolen jetzt aus, als wären sie erst wenige Stunden zuvor vom Fließband gekommen.
Die neuen Prozessoren erfüllten ausnahmslos militärische Spezifikationen, was bedeutete, daß sie weiter funktionierten, auch wenn sie den energistischen Effekten von Besessenen ausgesetzt waren. Und der Bordrechner war so weit aufgerüstet worden, bis er imstande war, das Schiff auf bloße verbale Kommandos hin zu steuern.
Diesmal hatten sie auf die schwarzen Skulpturen verzichtet; jede Oberfläche sah völlig normal aus. Quinn beharrte darauf, daß die Lebenserhaltungskapseln des Schiffes einer Inspektion standhalten mußten, wenn sie im irdischen Sonnensystem eintrafen. Dwyer zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß er dieses Kriterium erfüllt hatte.
Jetzt schwebte er unmittelbar außerhalb der kleinen Kombüse und beobachtete eine weibliche Technikerin dabei, wie sie die alten Flüssigkeitsspender durch neueste Modelle ersetzte. Ein tragbarer Sanitärsauger schwebte über ihrer Schulter; sein Ventilator summte begierig, während er die wenigen schalen Kugeln aufnahm, die sich von den Anschlüssen lösten, wenn sie die Spender abschraubte.
Das Summen des Apparats wurde plötzlich laut und durchdringend. Ein kalter Lufthauch wehte über Dwyers Gesicht.
»Wie geht es voran?« fragte Quinn.
Dwyer und die Technikerin fuhren erschrocken zusammen. Die Luftschleuse des Klippers befand sich auf dem Unterdeck, und die Bodenluke war verriegelt.
Dwyer wirbelte herum und packte hektisch nach den Griffen, um nicht die Kontrolle über seine Massenträgheit zu verlieren. Und dort kam Quinn tatsächlich aus Richtung Brücke durch die Luke in der Decke geschwebt.
Die Kapuze seines Umhangs war zurückgeschlagen und klebte an seinem Rücken, als hätte sie ihr eigenes privates Gravitationsfeld. Zum ersten Mal seit Tagen war die Farbe seiner Haut fast normal. Er grinste Dwyer gutgelaunt an.
»Gottes Bruder, Quinn! Wie hast du das gemacht?« Dwyer blickte nach hinten, um die Luke im Boden noch einmal zu überprüfen.
»Das ist wie mit dem Stil«, sagte Quinn. »Einige von uns haben ihn …« Er zwinkerte der weiblichen Technikerin zu … und jagte einen Blitz aus weißem Feuer direkt in ihre Schläfe.
»Was …!« ächzte Dwyer.
Der Leichnam trieb in den Alkoven der Kombüse zurück. Werkzeuge lösten sich aus den kraftlos gewordenen Händen wie eiserne Schmetterlinge.
»Wir werfen sie aus der Luftschleuse, sobald wir unterwegs sind«, bestimmte Quinn.
»Wir brechen auf?«
»Ja. Augenblicklich. Und ich möchte nicht, daß jemand davon erfährt.«
»Aber … was ist mit den Technikern im Kontrollzentrum des Docks? Sie müssen die Versorgungsleitungen einziehen und das Gestell ausfahren.«
»Es gibt keine Techniker mehr. Wir können die Startsequenz durch das Datennetz des Docks in den Rechner laden.«
»Was immer du sagst, Quinn.«
»Komm schon, die Erde wird dir bestimmt gefallen. Ich weiß, daß es so ist.« Er vollführte einen Salto mitten in der Luft und schwebte langsam wieder durch die Deckenluke hinaus.
Dwyer brauchte einen Augenblick, um seine Fassung zurückzugewinnen. Er ballte die Hände zu Fäusten, damit das Zittern nicht so deutlich erkennbar war, dann folgte er Quinn auf die Brücke.
Zorn und Sorge hinderten Alkad daran, die Annehmlichkeiten der Rückfahrt zum Hotel zu genießen. So schnell und angestrengt hatte sie seit jenen Tagen nicht mehr gedacht, als sie noch an der Theorie des Alchimisten gearbeitet hatte. Ringsum
Weitere Kostenlose Bücher