Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
schwanden ihre Optionen dahin wie Gefängnistüren, die sich mit lautem Krachen hinter ihr schlossen.
Das Treffen mit zwei der Vizepräsidenten von Opia war ein typisches Sondierungsgespräch gewesen. Alles in sehr freundlichem Ton, aber ohne etwas zu erreichen. Sie hatten sich darauf geeinigt, daß die Firma ein Raumschiff samt Besatzung chartern sollte, das zu einem noch näher zu spezifizierenden Zeitpunkt mit den erforderlichen speziellen Systemen für den Verteidigungseinsatz bei den Streitkräften der Dorados ausgerüstet werden würde.
Das einzige Druckmittel in Alkads Händen war die Tatsache, daß es sich um die erste Bestellung der Regierung der Dorados handelte; falls alles glattlief, würden weitere Bestellungen folgen. Möglicherweise sogar sehr viele Bestellungen.
Die Gier hatte gesiegt, wie immer. Alkad hatte sie schon viele Male siegen gesehen, bei den Industriellen, die Garissas Armee ausgerüstet hatten.
Sie würden ihrer Bitte Folge leisten, ganz gleich, wie seltsam die Situation erscheinen mochte, davon war Alkad fest überzeugt. Und dann, gerade als das Treffen dem Ende zuzugehen schien, hatte die Regierung von Tonala den Notstand ausgerufen. Die Verteidigungsplattformen von New Georgia hatten das Feuer auf drei Schiffe eröffnet, von denen eines zu Tonala gehörte. Eine derartige Handlungsweise, so hatte der Verteidigungsminister von Tonala verkündet, zeige ganz ohne Zweifel, daß die Besessenen den Jesup in ihre Gewalt gebracht hätten und daß die Regierung von New Georgia log; möglicherweise war sie selbst bereits besessen.
Einmal mehr standen die Nationalstaaten von Nyvan untereinander im Krieg.
Die leitenden Angestellten der Opia-Company luden ein Programm in ihre neuralen Nanoniken, das einen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck erzeugte. Sie waren untröstlich, doch der Kontrakt müsse auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden.
Nur vorläufig, selbstverständlich. Nur bis zu dem Augenblick, an dem Tonala seine Feinde besiegt hatte.
Der Wagen hielt unter dem ausladenden Vordach des Mercedes-Hotels. Ngong stieg als erster aus und suchte die Straße nach lauernden Bedrohungen ab. Jetzt, da er und Gelai für ihren Schutz sorgten, hatte Alkad die von Voi beauftragten Sicherheitsleute wieder entlassen. Lediglich den Wagen mit seiner abgeschirmten Elektronik und der Panzerung hatte sie noch behalten.
Auf der Straße herrschte kaum Verkehr. Die menschlichen Arbeitskräfte, die den Schnee geräumt hatten, waren verschwunden und hatten die verwahrlosten Mechanoiden allein zurückgelassen. Ngong nickte und winkte. Alkad erhob sich aus ihrem Sitz und huschte hinüber zur Drehtür der Hotellobby. Gelai hielt sich kaum einen Schritt hinter ihr. Sie hatten Alkad auf dem Rückweg von den Schiffen der Organisation berichtet, und sie war verblüfft gewesen, daß jemand wie dieser Capone von ihr gehört haben sollte. Doch Gelais wachsende Besorgnis war nicht zu übersehen.
Sie drängten sich zu fünf in den Lift, der hinauf in das Penthouse führte. Die Türen schlossen sich, und der Aufzug setzte sich sanft in Bewegung. Lediglich das ärgerliche Flackern des Leuchtpaneels verriet Gelai und Ngong als das, was sie waren.
Alkad ignorierte das Flackern. Dieser Notstand war gefährlich. Es konnte nicht lange dauern, bis Tonala zu einem Vergeltungsschlag gegen das strategische Netzwerk von New Georgia ausholte. Die Raumschiffe in den Docks über Nyvan würden dienstverpflichtet werden, falls ihre Kommandanten sich nicht einfach über die Quarantäne hinwegsetzten und aus dem System verschwanden. Nicht mehr lange, und sie saß in der Falle – ohne jede Fluchtmöglichkeit und mit der Capone-Organisation auf den Fersen. Falls sie nicht schleunigst etwas unternahm, würde sie auf die eine oder andere Weise den Besessenen in die Hände fallen, und mit ihr der Alchimist.
Das Schreckgespenst dessen, was der Alchimist in der Konföderation ausrichten konnte, falls er auf ein anderes Ziel als Omutas Sonne gerichtet wurde, spukte jetzt mit Macht durch ihre Gedanken. Was, wenn er gegen den Jupiter gerichtet wurde? Die edenitischen Habitate würden sterben, die Erde würde ihrer Helium-III-Quelle beraubt, ohne die sie nicht überleben konnte. Oder was, wenn der Alchimist gegen die irdische Sonne selbst gerichtet wurde? Was, wenn er so eingestellt wurde, daß er die Sonne zur Nova machte?
Aussichten, die ihr bis zu diesem Zeitpunkt absurd und unvorstellbar erschienen waren. Bis jetzt hatte ich immer die
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