Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
außer Gefecht setzte.
»Schadensbericht!« verlangte Sarha.
»Ein paar Sensoren sind ausgefallen«, antwortete Beaulieu. »Die Reservescanner fahren in diesem Augenblick hoch. Keine energetische Rumpfpenetration.«
»Liol!«
»Hm? Oh. Ja. Die Steuersysteme sind intakt, die Generatoren arbeiten. Unsere orbitale Höhe ist stabil.«
»Die strategischen Verteidigungsplattformen haben angefangen zu feuern!« warnte Beaulieu. »Jetzt geht es richtig los. Ein Sättigungsangriff!«
»Ich kann uns von hier wegbringen«, sagte Liol. »Zwei Minuten, und wir sind in Sprunghöhe.«
»Nein«, entgegnete Sarha. »Sobald wir uns bewegen, schießen sie auf uns. Für den Augenblick bleiben wir unten und rühren uns nicht. Wir schießen nicht, wir geben keine Strahlung ab. Falls irgend jemand Wespen gegen uns startet, erledigen wir sie mit unseren Masern und schießen unsere Wespen gegen den Angreifer. Anschließend veränderst du unsere orbitale Inklination um drei Grad nach rechts oder links, aber unter keinen Umständen die Höhe. Hast du verstanden?«
»Verstanden!« Seine Stimme klang wütend und ängstlich.
»Beruhige dich, Liol. Die anderen haben uns vergessen. Wir bleiben so lange inert, bis Joshua wieder zurück ist, das ist alles. So lautet unser Auftrag, und mehr tun wir nicht. Ich will, daß du kühl und schnell reagierst, wenn es soweit ist. Und es wird soweit kommen. Benutz meinetwegen ein Stimulationsprogramm, wenn es sein muß.«
»Nein. Es geht schon wieder.«
Eine weitere Antimaterieexplosion löschte einen großen Sektor des Universums aus. Zerfetzte Submunition kam taumelnd aus dem Epizentrum.
»Wir werden angepeilt«, berichtete Beaulieu. »Drei Raketen, eine kinetisch, zwei nuklear. Glaube ich zumindest; die katalogisierte Übereinstimmung beträgt lediglich sechzig Prozent. Zwanzig g Beschleunigung. Diese Dinger sind altersschwach.«
»In Ordnung«, entschied Sarha und war stolz darauf, wie ruhig ihre Stimme klang. »Zeit zum Tanz.«
Die gewaltige Lichtflut der zweiten Antimaterieexplosion enthüllte den Blick auf die Abbauhütten: eine Reihe nackter zweidimensionaler Quadrate, die sich bis zum Horizont hinzog.
»Los, dorthin!« drängte Alkad.
Eriba drückte den Beschleunigungshebel nach unten. Der Schneefall hatte nachgelassen, und die Sichtweite war entsprechend gestiegen, was Eribas Zuversicht steigerte. Hochöfen leuchteten in der Ferne wie Koronen von schlafenden Drachen unter einem Schleier von Schneeflocken. Die verwahrloste Straße brachte sie an längst verlassenen Brachflächen aus Carbotaniumbeton vorbei, wo verwitterte Kräne und Schilderbrücken als Erinnerung an Maschinen und Gebäude standen, die der finanziellen Realität zum Opfer gefallen waren.
Rohre, die groß genug waren, um den gesamten Wagen aufzunehmen, ragten aus dem steinigen Boden wie metallgewordene Riesenwürmer. Auf den Enden saßen rostende Gitter, aus denen schwere Dämpfe stiegen. Einzelne wolf-analoge Raubtiere streiften zwischen den nackten technologischen Kadavern umher und flüchteten sich in die Schatten, wenn sie von sich näherndem Scheinwerferlicht erfaßt wurden.
Als Eriba bemerkte, daß die anderen Wagen hinter ihm zurückblieben, steuerte er auf eine Drehbrücke über den nächsten Kanal zu. Die Wagenräder hoben vom Boden ab, als er über den Apex der beiden Brückensegmente hinwegschoß. Alkad wurde in ihren Sicherheitsgurt geschleudert, als der Wagen auf der anderen Seite landete.
»Dort ist Hütte Nummer sechs«, sagte Voi, die neugierig aus einem Seitenfenster blickte. »Nur noch einen Kanal weiter.«
»Das schaffen wir!« rief Eriba zurück. Er war voll und ganz auf das Fahren konzentriert, und das Adrenalin in seinem Blut verlieh seiner Welt eine provokative Schärfe.
»Sehr gut«, sagte Alkad. Alles andere hätte unwirsch geklungen.
Die Schneewolken über der Verhüttungsanlage rissen auf und gaben vereinzelt den Blick auf den Nachthimmel frei. Er war hell erleuchtet von Plasma, Abgasstrahlen und Explosionen, die zusehends miteinander verschmolzen und sich zu einer einzigen schillernden Decke zusammenzogen, deren Muster sich ständig veränderte.
Joshua legte den Kopf weit in den Nacken und starrte nach oben. Der Wagen sprang und bockte und verhinderte eine ungestörte Sicht. Seitdem der EMP der ersten Antimateriebombe die Elektronik des Fahrzeugs zerstört hatte, steuerte Dahybi von Hand. Es war eine holprige Angelegenheit.
Eine zweite Antimaterieexplosion ließ die verbliebenen
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