Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
verliehen ihm im Schneematsch exzellente Traktion.
»Mein Gott, sie sind vor und hinter uns!«
»Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für einen ehrenvollen Rückzug«, sagte Melvyn.
Joshua starrte nach vorn. Sie befanden sich bereits im Schatten der gigantischen Hütte. Mzus Wagen war vor der Wand angekommen und hatte angehalten.
Es war ein verlockender Gedanke. Und Joshua machte sich schreckliche Sorgen, weil er nicht wußte, wie es um die Lady Macbeth stand.
»Es gibt Probleme«, sagte Dick Keaton. Er hielt einen Prozessorblock in die Höhe und schwenkte ihn in dem Versuch herum, etwas zu lokalisieren. »Irgendeine Art von elektronischem Störfeld ist genau auf uns gerichtet. Ich hab’ nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte, aber es ist stärker als der EMP.«
Joshua startete ein Diagnoseprogramm in seiner neuralen Nanonik. Es stürzte nach kurzer Zeit ab. Besessene! schrie seine Intuition ihm förmlich ins Gesicht. »Raus hier! Alles raus! Geht in Deckung!«
Dahybi bremste mit maximaler Kraft. Die Türen öffneten sich bereits, noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war. Mzus Fahrzeug stand fünfzehn Meter entfernt. Leer und verlassen.
Joshua warf sich aus der Tür und rannte ein paar hastige Schritte, bevor er sich zu Boden und in den Schneematsch warf. Neben ihm ging einer der Sergeants in Deckung.
Und dann raste ein gewaltiger Blitz aus weißem Feuer von der Abbauhütte herab. Er erfaßte das Dach des Wagens und sandte hungrige Tentakel durch die offenen Türen in den Fahrgastraum. Scheiben flogen heraus, und die Polster standen augenblicklich in Flammen.
Ione wußte, was sie zu tun hatte. Es war ein einziges Bewußtsein, das in zwei Körpern wohnte. Sobald die erste Hitzewelle heranschoß, gingen beide Sergeants in die Hocke. Vier Hände brachten vier verschiedene Waffen in Anschlag. Weil die beiden Sergeants sich rechts und links des Wagens befanden, konnte Ione den Ursprung des energistischen Angriffs exakt anpeilen. Es war eine Reihe stumpfer grauer Fenster in dreißig Metern Höhe; zwei von ihnen standen offen.
Ione eröffnete das Feuer. Ihre erste Priorität bestand darin, die Besessenen in Bedrängnis zu bringen und ihnen soviel Probleme zu bereiten, daß sie ihren eigenen Angriff nicht mehr fortsetzen konnten. Zwei ihrer Waffen waren Schnellfeuerpistolen mit einer Frequenz von über hundert Schuß in der Sekunde. Sie feuerte halbsekundenlange Stöße, während sie die Läufe in weiten Bögen schwenkte. Die Fenster, die umgebenden Kompositpaneele, Streben und Träger lösten sich in eine Lawine umherfliegender Splitter auf, als die Hochgeschwindigkeitsprojektile einschlugen. Dann folgten die großkalibrigen Waffen. Sie verschossen Explosivmunition, deren Wirkung die ursprüngliche Zerstörung nebensächlich machte. Dann begann sie, die Paneele unter Beschuß zu nehmen, wo sie den Laufsteg vermutete, den die Besessenen benutzten.
»Lauft los!« brüllten beide Sergeants zur gleichen Zeit. »Rennt nach drinnen, dort gibt es Deckung!«
Joshua rollte sich herum und rannte los. Melvyn war direkt hinter ihm. In dem infernalischen Donnern der Waffe war absolut nichts zu hören, weder stampfende Schritte noch Alarmrufe. Joshua rannte einfach nur weiter.
Ein dünnes Band aus weißem Feuer raste über ihm durch die Luft. Es war in dem hellen Licht der orbitalen Schlacht kaum zu erkennen. Die gesamte Verhüttungsanlage war in doppelt so hohe Helligkeit getaucht wie an einem wolkenlosen Sommertag um die Mittagszeit, und der Schnee machte alles noch schlimmer.
Ione sah das Feuer auf die rechte Hälfte ihres Gesichtsfeldes zukommen und richtete Maschinenpistole und Gewehr auf die Stelle des Ursprungs. Sie zog die Abzüge beider Waffen durch, und Geschosse flammten indigofarben auf, als wären sie Leuchtspurmunition. Der Sergeant wurde vom weißen Feuer getroffen, und Ione deaktivierte die taktilen Nerven, um den Schmerz auszulöschen. Das Magazin der Maschinenpistole war leer, doch sie feuerte mit dem Gewehr weiter auf ihr Ziel, obwohl das Feuer ihre Augen verbrannte.
Dann war ihr Bewußtsein nur noch in einem der BiTek-Konstrukte; sie sah die brennenden Umrisse des zweiten zu Boden sinken. Schatten huschten durch den Staub hinter dem gähnenden Loch, das ihre Geschosse in die Wand gerissen hatten. Sie schob ein neues Magazin in die Maschinenpistole und hob ihre Waffen.
Joshua war eben an Mzus Wagen vorbei, als das Explosivgeschoß Zentimeter an seinem Kopf vorbeizischte. Er zuckte
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