Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
tatsächlich Seelen besitzen, und im gleichen Augenblick wird uns dieses wunderbare Wissen entrissen und in einen Alptraum ohne Ende verwandelt. Es muß einfach mehr geben. Es muß. Er hätte uns so etwas niemals angetan.«
»Wer?«
»Gott. Er, Sie, Es, was auch immer. Diese Qualen … sie sind zu … ich weiß es nicht. Zu persönlich. Warum zur Hölle sollte Er ein Universum errichten, das Seinen Geschöpfen so etwas antut? Wenn Er so machtvoll ist, warum macht Er den Tod dann nicht zu etwas Endgültigem? Oder jeden von uns unsterblich? Warum das? Wir müssen es wissen. Wir müssen herausfinden, warum es so läuft, wie es ist: Dann haben wir auch die Antwort auf alles. Wir müssen etwas finden, das von Dauer ist. Etwas, das bis zum Ende des Universums anhält.«
»Und wie zum Teufel willst du das anstellen?« fragte Sarha leise.
»Ich weiß es nicht«, begehrte er auf, um fast im gleichen Augenblick wieder in Nachdenklichkeit zu versinken. »Vielleicht die Kiint. Sie haben gesagt, sie hätten dieses Problem gelöst. Sie wollen uns die Lösung nicht rundweg verraten, aber vielleicht können sie mir wenigstens die Richtung zeigen, in der ich suchen muß.«
Sarha blickte überrascht zu ihm hinunter. Sein Gesicht zeigte tiefe Entschlossenheit. Joshua so ernst, das war etwas vollkommen Neues – und Joshua auf einem Kreuzzug, das war schier unglaublich. Eine Sekunde lang überlegte sie, ob er vielleicht doch von einem Possessor übernommen worden war. »Ausgerechnet du?« stieß sie hervor.
Alles Leiden und alle Angst verschwanden aus seinem markanten Gesicht. Der alte Joshua wurde wieder sichtbar. Er begann zu kichern. »Ja, ausgerechnet ich. Vielleicht ist es ja ein wenig spät im Leben, um mich zu bekehren, aber Bekehrte sind stets die glühendsten und frommsten Anhänger einer Sache.«
»Offensichtlich hat nicht nur deine Hand Schaden genommen.«
»Danke, ich danke euch wirklich sehr für eure Unterstützung. Ihr seid der Inbegriff der Loyalität.« Das Rückhaltenetz seiner Liege löste sich, und er richtete sich auf. »Trotzdem werden wir zu den Kiint fliegen und sie fragen.« Er lud eine vollständige Suchroutine in den Bordrechner, um die exakte Position zu lokalisieren. Dann startete er einen Almanach und suchte nach den Dateien über Jobis.
»Was denn, jetzt sofort?« erkundigte sich Dahybi scharf. »Du willst alles wegwerfen, was wir auf dem Ayacucho herausgefunden haben? Einfach so?«
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Joshua sanft.
»Gut. Weil es nämlich keine Konföderation mehr geben wird, die du retten könntest, falls die Besessenen Alkad Mzu und den Alchimisten in ihre Finger kriegen.«
Adok Dala erwachte mit einem lauten Schrei aus der Bewußtlosigkeit. Er blickte sich furchtsam auf der Krankenstation der Hoya um. Keine Umgebung, die zu seiner Beruhigung beigetragen hätte. Überhaupt nicht.
Samuel entfernte das nanonische Medipack von Dalas Hals. »Ruhig, ganz ruhig. Sie sind in Sicherheit, Adok. Niemand wird Ihnen hier etwas tun. Ich muß mich für die Art und Weise entschuldigen, wie wir Ihnen im Club mitgespielt haben, aber Sie sind ziemlich wichtig für uns.«
»Dann sind Sie keine Besessenen?«
»Nein. Wir sind Edeniten. Nun ja, mit Ausnahme von Monica hier; sie gehört zum Königreich von Kulu.«
Monica tat ihr Bestes, um den verängstigten Jugendlichen anzulächeln.
»Dann sind Sie die ausländischen Agenten?«
»Ja.«
»Ich werde Ihnen nichts sagen. Ich werde Ihnen nicht helfen, Mzu zu fangen.«
»Das ist sehr patriotisch von Ihnen, Adok. Aber wir sind nicht an Mzu interessiert. Ehrlich gesagt hoffen wir sogar, daß sie ungeschoren entkommen konnte. Verstehen Sie, die Besessenen haben den Ayacucho nämlich inzwischen übernommen.«
Adok stöhnte erschrocken und schlug die Hände vor das Gesicht.
»Wir interessieren uns für Voi«, fuhr Samuel leise fort.
»Voi?«
»Ja. Wissen Sie, wo wir sie finden können?«
»Ich hab’ Voi seit Tagen nicht mehr gesehen. Sie hat uns alle versetzt. Es war eigenartig; wir mußten die Kinder in den Tagesclubs organisieren, um Spinnen zu jagen. Sie hat erzählt, Lodi hätte herausgefunden, daß Sie die Spinnen benutzen, um uns zu überwachen.«
»Ein schlauer Mann, dieser Lodi. Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
»Nein. Ich hab’ seit zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«
»Interessant. Wie viele Mitglieder hat Ihre Gruppe?«
»So zwanzig, fünfundzwanzig. Es gibt keine richtige Liste. Wir sind Freunde,
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