Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Tranquility zurückbringen, wo sie seit dem Genozid gelebt hat. Tranquility ist gar nicht schlecht als Exil. Und wenn wir sie rechtzeitig zurückbringen, retten wir vielleicht einer schrecklichen Menge von Menschen das Leben. Vielleicht sogar einer ganzen Welt.«
»Sie will eine Planetenbombe auf Omuta werfen, nicht wahr?«
»So etwas Ähnliches, ja.«
»Das dachte ich mir«, sagte sie fast unhörbar. »Aber ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Ich denke doch. Wir glauben nämlich, daß sie mit Voi zusammen ist.«
»Oh, Voi.« Shea errötete.
»Ja, Voi. Es tut mir leid, wenn ich dir damit Kummer mache. Es war mir nicht bewußt.«
»Sie und Prince Lambert waren früher zusammen. Er trauert ihr noch immer … na ja, er würde auf der Stelle zu ihr zurückkehren, wenn sie ihn wiederhaben wollte.«
»Dieser Prince Lambert, er ist dein Freund, nicht wahr? Und er kommandiert ein Schiff.«
»Ja.«
»Welches Schiff?«
»Die Tekas.«
»Und die Tekas hat den Ayacucho heute verlassen?«
»Ja. Glaubst du wirklich, daß Alkad Mzu an Bord gewesen ist?«
»Ich fürchte ja.«
»Hat er das Gesetz übertreten?«
»Er ist mir vollkommen gleichgültig. Ich möchte lediglich herausfinden, wo Mzu steckt. Sobald ich sie gefunden habe, sobald sie weiß, daß ich ihr auf der Spur bin und jeden ihrer Schritte beobachte, ist die Gefahr gebannt. Dann wird ihr nichts anderes mehr übrigbleiben, als mit mir zu kommen. Wirst du mir jetzt verraten, wohin die Tekas geflogen ist?«
»Es tut mir leid, Joshua. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber er wollte mir nicht sagen, wohin sie geflogen sind.«
»Verdammt.«
»Prince bringt die Tekas nach Nyvan«, sagte Liol. Er blickte sich fragend um, als er die verblüfften Gesichter bemerkte. »Hab’ ich was Falsches gesagt?«
»Woher, zur Hölle, willst du wissen, wohin dieser Lambert fliegt?« fragte Joshua.
»Prince ist ein guter Freund von mir; wir sind zusammen aufgewachsen. Die Quantum Serendipity besitzt den Wartungsvertrag für die Tekas. Er ist nicht gerade der erfahrenste Pilot, und Voi hat ihn mit einem schwierigen Manöver beauftragt. Also hab’ ich ihm dabei geholfen, den Bahnvektor zu programmieren.«
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5. Kapitel
André Duchamp hatte halb damit gerechnet, von den strategischen Verteidigungsplattformen des Ethenthia beschossen zu werden, als die Villeneuve’s Revenge in der vorgeschriebenen Austrittszone in dreitausend Kilometern Höhe über dem Asteroiden materialisierte. Er hatte jedenfalls alle Mühe, den lokalen Behörden sein plötzliches Auftauchen zu erklären, trotz der Zeugenaussagen der Reporter an Bord. Als die Villeneuve’s Revenge schließlich Erlaubnis zum Andocken erhielt, war er überzeugt, daß es der berühmten Duchampschen Entschlossenheit und Integrität zu verdanken war.
Während Duchamp noch unablässig beteuerte, ein Deserteur der Organisation Al Capones zu sein, öffnete Erick Thakrar einen abhörsicheren Kommunikationskanal zum lokalen Büro der Konföderierten Navy und bat darum, die lokalen Behörden zur Erteilung einer Andockgenehmigung zu drängen. Dennoch ging man kein unnötiges Risiko ein. Drei Verteidigungsplattformen hielten ihre Waffen auf die Villeneuve’s Revenge gerichtet, als sie sich dem Raumhafen näherte.
Die Sicherheitsteams, die anschließend die Lebenserhaltungskapseln der Villeneuve’s Revenge nach Anzeichen von Verrat durchsuchten, gingen ausgesprochen sorgfältig an ihre Arbeit. André machte gute Mine zum bösen Spiel, als Kompositpaneele aus ihren Verankerungen gerissen und teure Apparate in ihre Einzelteile zerlegt wurden, um sie gründlich zu untersuchen. Die Kabinen waren auch vorher nicht im allerbesten Zustand gewesen, doch jetzt würde es Wochen dauern, die zerfetzte Ausstattung soweit instand zu setzen, daß sie den Minimalanforderungen für das Raumtüchtigkeitszertifikat genügte.
Kingsley Pryor wurde von leidenschaftslosen Offizieren einer geheimen Division der Verteidigungsstreitkräfte abgeholt – ein großer Bonus für die unerschrockene Besatzung, der es gelungen war, Capone zu überlisten.
Die ganze Sache hatte nur einen einzigen möglichen Haken, und der hieß Shane Brandes. Also nahm man den Fusionstechniker der Dechal noch während der Annäherungsphase aus seiner Null-Tau-Kapsel und stellte ihn vor eine einfache Wahl: Entweder er kooperierte, oder er war ein totes Besatzungsmitglied, dem alle heftig nachtrauerten. Brandes entschied sich für Kooperation; wahrscheinlich hätte er einige
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