Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Kleidung anzog. Doch die Kommandanten wiesen ihn weiterhin ab. Vielleicht konnten sie die Geister und Dämonen sehen, die in Geralds Kopf tanzten. Sie begriffen nichts. Es war Marie, die sie mit ihrer Weigerung ins Verderben stürzten, nicht er.
Diesmal war er wieder nah daran gewesen, die Kommandantin anzuschreien, als sie sich über sein Flehen lustig machte. Sehr nah daran, die Fäuste zu heben und ihr die Wahrheit einzubleuen.
Dann hatte sie in seine Augen gesehen und die Gefahr erkannt, die dahinter lauerte, und das Grinsen war ihr vergangen. Gerald wußte, daß der Barmann ihn genau beobachtete, eine Hand unter der Theke verborgen und im Griff, womit auch immer er Streitigkeiten unter den Gästen zu schlichten pflegte. Gerald starrte einen langen Augenblick auf die Kommandantin herab, während ringsum im Lokal Stille einkehrte. Gerald dachte an das, was Dr. Dobbs ihm beigebracht hatte, wie man sich auf Ziele konzentrierte und die richtige Art und Weise, sie zu erreichen, und wie man sich wieder beruhigte, wenn nackte Wut durch jede Faser des Körpers raste.
Die Gefahr eines Gewaltausbruchs verging. Gerald wandte sich ab und ging in Richtung Tür. Draußen empfingen ihn nackte Felswände und gaben ihm ein Gefühl, als müßte er ersticken. Im Korridor brannten viel zu wenig Lichter. Hologrammschilder und AV-Projektionen geringer Intensität wollten ihn in andere Clubs und Bars locken. Er schlurfte an ihnen vorüber, bis er in dem Labyrinth aus kleineren Korridoren angelangt war, die die Wohnsektion durchzogen. Er meinte, ganz in der Nähe seines gemieteten Zimmers zu sein, doch die Zeichen und Schilder an den Kreuzungen verwirrten ihn; ein wildes Durcheinander von Zahlen und Buchstaben, an die er sich noch nicht gewöhnt hatte. Stimmen drangen durch den Korridor heran, männliches Lachen und Grölen, ein unangenehmer Ton. Sie kamen von der Kreuzung vor Gerald. Schwache Schatten bewegten sich auf den Wänden. Fast hätte er angehalten und kehrtgemacht. Dann vernahm er den Schrei der jungen Frau, wütend und angstvoll zugleich. Gerald wollte davonrennen. Jetzt fürchtete er sich mit einemmal vor Gewalt. Überall, wo es Konflikte gab, schienen die Besessenen die Hand im Spiel zu haben. Die Wurzel allen Übels. Das Mädchen schrie erneut und schimpfte. Und Gerald dachte an Marie, wie allein und einsam sie gewesen sein mußte, als die Besessenen sie überfallen hatten. Er schob sich vorwärts und spähte um die Ecke.
Zuerst war Beth wütend über sich selbst gewesen. Sie war stolz darauf, daß sie wußte, was auf dem Asteroiden so gespielt wurde. Der Koblat mochte klein sein, doch das hieß noch lange nicht, daß der Gemeinschaftsgeist besonders ausgeprägt war. Es gab lediglich die Sicherheitskräfte der Konzerne, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, und sie scherten sich nicht großartig, wenn es nicht sie selbst betraf. Es konnte ziemlich rauh werden in den Korridoren. Junge Burschen, Rebellen, die nichts mehr vor sich sahen außer achtzig Jahren Arbeit für eine der Gesellschaften, rotteten sich in Banden zusammen. Jede hatte ihr eigenes Gebiet, und Beth wußte, in welchen Korridoren sie sich herumtrieben, wo man niemals hinging, gleichgültig um welche Zeit.
Sie hatte nicht mit Problemen gerechnet, als die drei jungen Männer durch den Korridor auf sie zu gekommen waren. Sie war nur zwanzig Meter von ihrer Wohnungstür entfernt, und sie trugen die Arbeitskleidung ihrer Gesellschaft, wahrscheinlich Wartungstechniker. Keine Bande, und keine Burschen, die von einer Schlägerei zurückkehrten. Ganz gewöhnliche junge Männer.
Der erste pfiff anerkennend, als sie noch wenige Meter entfernt waren. Also schenkte Beth ihnen ein nichtssagendes Lächeln und trat zur Seite. Dann stöhnte einer der drei und zeigte auf ihren Knöchel. »Heilige Scheiße, sie hat auch so ein rotes Tuch!«
»Bist du lesbisch, Süße? Willst wohl mit der Kiera in die Kiste, he? Ich auch.«
Sie lachten rauh. Beth wollte sich an ihnen vorbeidrücken. Eine Hand packte sie am Arm. »Was glaubst du, wo du hingehst, Süße?«
Sie versuchte sich loszureißen, doch er war zu kräftig.
»Valisk, wie? Willst dich Kiera anschließen, wie?
Wir sind wohl nicht gut genug für dich, wie? Du hast wohl was gegen uns normale Menschen, wie?«
»Laß los!« Beth fing an sich zu wehren. Weitere Hände packten sie. Sie schlug mit der freien Hand um sich, vergebens. Sie waren größer, älter, stärker.
»Kleines Miststück.«
»Sie wehrt sich wie der
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