Armageddon 05 - Die Besessenen
wasserscheuem Gesindel! Ihr werdet bestimmt nicht ertrinken!« Cochrane und Rana warfen sich zögernde Blicke zu, dann marschierten sie hinterher.
»Keine Angst, ich passe auf«, sagte Stephanie zu Moyo. Sie packte seine Hand, und sie wateten nebeneinander los. Cochrane quittierte es mit einem lüsternen Grinsen.
Stephanie hatte recht; der Schlamm war tatsächlich nicht besonders tief. Trotzdem reichte ihr der Dreck bald bis an die Knie. Nach ein paar vergeblichen Bemühungen, mit Hilfe ihrer energistischen Kräfte einen Graben durch den Schlamm zu ziehen, gab sie den Versuch auf. Der Schlamm reagierte so träge, daß sie mit dieser Methode fast eine halbe Stunde benötigt hätten, um die Straße zu erreichen. Die trennende Distanz mußte auf die harte Art und Weise überbrückt werden, und die Anstrengung bedeutete eine schreckliche Belastung für ihre bereits ausgemergelten Körper. Sie alle benötigten energistische Hilfe, um ihre erschöpften Beine in Bewegung zu halten, und der Schlamm schien sich um so stärker zu wehren, je mehr sie sich anstrengten. Sie wurden angespornt vom Vorrücken der feindlichen Armee, die sich fast im rechten Winkel zu ihrer gegenwärtigen Richtung bewegte, wodurch sie mit jeder Minute weiteren kostbaren Vorsprung einbüßten.
Stephanie sagte sich immer wieder, daß sie die Zeit wieder herausholen konnten, sobald sie erst die Straße erreicht hatten. Doch selbst entlang der Straße waren zwischendurch immer wieder schlammüberflutete Abschnitte zu überwinden, und ihr Körper näherte sich zusehends seinem physischen Limit. Sie hörte Cochrane laut ächzen, ein Geräusch, das weit über den stillen Schlamm hallte.
»Jetzt sind sie genau vor uns«, berichtete Moyo. Er hatte seine Öljacke geöffnet, um sich besser abzukühlen. Der Nieselregen durchdrang seine energistische Barriere und durchnäßte zusammen mit dem Schweiß sein Hemd. »Zwei Mann. Und sie sind überhaupt nicht glücklich über unser unerwartetes Auftauchen.«
Stephanie hob den Blick und versuchte, die Quelle der fremden Gedanken zu identifizieren. Der leichte Anstieg, wo die Straße aus dem Schlamm kam, lag fünfundsiebzig Meter vor ihnen. Niedergetrampeltes Gras und ein paar vereinzelte Büsche glänzten stumpf und naß im grauen Licht des Nieselregens. Dutzende von Ferrangs rannten in Rudeln von fünf oder sechs Tieren orientierungslos hin und her. Ihre geschlossene Bewegung erinnerte Stephanie unwillkürlich an Heringsschulen.
»Ich kann niemanden sehen«, brummte McPhee. »Hey, Arschlöcher!« brüllte er. »Was zur Hölle stimmt nicht mit euch?«
»Oh, wundervoll«, stöhnte Cochrane. »So ist’s richtig, du Penner. Jetzt sind sie bestimmt erst recht freundlich zu uns. Ich meine, es ist schließlich nicht so, als würden wir in kosmisch tiefer Scheiße sitzen und ihre Hilfe benötigen, nicht wahr, Mann?«
Tina stieß einen erbärmlichen hellen Schrei aus, als sie ausrutschte. »Ich hasse diesen gottverdammten beschissenen Schlamm!«
»Da sagst du ein wahres Wort, Baby.« Franklin half ihr wieder auf die Beine, und sie stützten sich gegenseitig, während sie weiter marschierten. Stephanie blickte nach hinten und sog hörbar den Atem ein. Die Jeeps waren kaum noch eine halbe Meile hinter ihnen. Und bis auf festen Boden waren es immer noch fünfzig Meter.
»Wir schaffen es nicht.«
»Was?« fragte Moyo.
»Wir schaffen es nicht.« Sie atmete schwer. Sie war nicht mehr imstande, sich auf Kleidung, Aussehen oder andere energistische Feinheiten zu konzentrieren – selbst die Beobachtungssatelliten würden sie jetzt ungehindert sehen. Es war ihr egal. Das einzige, was noch zählte, war die Integrität ihrer Stiefel und das stetige Ausschreiten ihrer nahezu nutzlos gewordenen Beine. Muskelkrämpfe ließen ihre Oberschenkel und Waden zittern.
Rana stolperte und fiel auf die Knie. Schlamm quatschte in einem obszönen Geräusch, als er sich über ihren Beinen schloß. Sie stöhnte laut, und ihr Gesicht leuchtete hochrot und glitzerte vor Schweiß. Cochrane stapfte zu ihr und schob den Arm unter ihren Schultern hindurch, um sie auf die Beine zu ziehen. Der zähe Schlamm gab sie nur zögerlich wieder frei. »Hey, Mann, hilf mir mal!« schimpfte er in Richtung der verborgenen Besessenen. »Kommt schon, Jungs, hört auf euch zu verstecken! Das hier ist verdammt noch mal eine todernste Geschichte!«
Die einzelnen Ferrang-Rudel wichen einander aus, während sie ziellos umherrannten. Ihre Füße verursachten ein
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