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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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auf der Jagd nach jedem noch so kleinen Hinweis. Die üblichen deprimierten Gestalten auf den Bürgersteigen verschwanden hastig in verschlossenen Hauseingängen und hielten mißtrauisch den Atem an, wenn die Akolythen vorbeikamen. Polizeifahrzeuge rauschten vorüber und wirbelten den Abfall hinter sich auf, die einzigen Bodenfahrzeuge, die noch unterwegs waren. Sie verlangsamten ihre Fahrt, wenn sie auf gleicher Höhe mit den Banden waren, und musterten die düsteren Gesichter durch abgedunkelte Panzerscheiben hindurch, bevor sie hupten und wieder beschleunigten. Es war eine höchst vergebliche Bemühung, die Akolythen auf die Straße zu zwingen, doch Banneth hatte daran festgehalten, während die restliche Welt langsam an ihrer eigenen Paranoia zu ersticken drohte. Und jetzt schien es, als hätte sie tatsächlich Glück gehabt.
    Der Akolyth Kilian tat sein Bestes, um nicht vor Angst zu zittern, als einer der Senior-Akolythen ihn in Banneths innerem Heiligtum zurückließ. Der Saal lag im Herzen des Wolkenkratzers, den die Sekte als ihr Hauptquartier ausgesucht hatte. Wie bei allen Lichtbringernestern überall in der Welt war die ursprüngliche Raumaufteilung verlorengegangen, je weiter die Akolythen sich durch Wände und Decken gegraben hatten wie menschliche Maden. Willkürliche Abtrennungen wurden aus billigem Komposit gezimmert oder aus Stein gemauert, und nach und nach war eine bizarre zwiebelähnliche Topologie aus Kammern und Zellen entstanden, die das Allerheiligste schützten. Banneth lebte seit nahezu dreieinhalb Jahrzehnten hier, ohne jemals nach draußen gegangen zu sein. Dazu bestand auch keine Notwendigkeit mehr; alles, was nötig war, um das Leben lebenswert zu machen, wurde ihr gebracht.
    Anders als einige der anderen Hohe Magusse, von denen Banneth wußte, hielt sie nichts von Prahlerei und Prunk. Ihre Senior-Akolythen durften behalten, was auch immer sie an Luxus und Geld stehlen konnten. Sie lebten mehrere Etagen über Banneth, und sie verzierten ihre Appartements mit teuren hedonistischen Annehmlichkeiten und ganzen Harems voller schöner junger Mädchen und Knaben und absonderlicher Supplikanten (die Banneth eigens zu diesem Zweck erschaffen hatte). Ihre eigenen Vergnügungen waren von einer ganz und gar anderen Natur.
    Als Kilian sich umblickte, fand er sich an einem Ort wieder, der die schlimmsten geflüsterten Schilderungen der anderen Akolythen noch bei weitem übertraf. Banneths Allerheiligstes war ein experimenteller Chirurgiesaal. Es bestand in der Hauptsache aus einer breiten Werkbank, auf der sich Hochleistungs-Prozessorblocks und glänzende medizinische Apparate stapelten. In der Mitte standen drei Tische aus Edelstahl, an deren Ecken diskrete Lederschlaufen befestigt waren. An den Wänden standen große Lebenserhaltungstanks, die aussahen wie wassergefüllte Säulen. Scheinwerfer tauchten den Inhalt in grelles Licht. Kilian wünschte inbrünstig, sie wären abgeschaltet; die Dinge, die er im Innern der Tanks erblickte, waren durchaus genug, daß er sich in die Hosen machte. Menschen, wenigstens in einigen davon. Sie schwammen in einer dicken klaren Flüssigkeit, gehalten von einem weißen seidenfeinen Netz, mit Schläuchen in Mündern und Nasen (sofern sie noch Münder und Nasen besaßen), und immer mit weit aufgerissenen, lebendigen Augen. Akolythen, die noch vor gar nicht langer Zeit verschwunden waren, mit neuen angenähten Gliedmaßen oder entfernten Körperteilen und weit offenen Schnitten, mit fehlenden Organen in den Körperhöhlen dahinter. Dann waren da noch die Kreaturen, die keine Menschen waren, aber mit sehr menschlichen Extremitäten. Ganze Bündel von Organen, die von nackten pulsierenden Adern zusammengehalten wurden. Tiere, Wildkatzen und Gorillas, denen die Schädeldecke entfernt worden war, zusammen mit dem Gehirn darunter. An einer freien Stelle hing ein antikes Ölgemälde, das eine junge Frau in einem weißen Rock und einem steifen Mieder zeigte.
    Obwohl Kilian noch nie zuvor in Banneths Allerheiligstem gewesen war – es war der Ort, zu dem früher oder später jeder kam. Entweder für eine Aufrüstung oder um eine Bestrafung in Empfang zu nehmen. Banneth nahm beides stets persönlich vor. Kilian verhielt sich so ruhig, wie seine zitternden Gliedmaßen es erlaubten, als der Hohe Magus flott den Raum betrat und zu ihm kam.
    Banneth besaß einen männlichen Unterkiefer, ein stumpfes vorstehendes Kinn. Doch das war auch schon der einzige maskuline Zug an ihr; Augen

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