Armageddon 05 - Die Besessenen
und Mund waren weich und sehr weiblich. Ein zotteliger Blondschopf komplettierte das Rätsel. Kilian starrte nervös auf das weiße Hemd, das Banneth trug. Jeder Akolyth sagte, daß der Hohe Magus durch Angst sexuell erregt wurde. Wenn ihre Nippel sich aufrichteten, dann befand sie sich gerade im weiblichen Stadium ihres Zyklus’.
Ganz sicher bemerkte er dunkle Kreise, die sich unter der Baumwolle der Bluse abzeichneten. Kilian fragte sich, ob es tatsächlich einen Unterschied machte. Banneth war ein Hermaphrodit (selbst erschaffen, so erzählten die Gerüchte). Sie sah aus wie um die Zwanzig, gleichgültig ob als Mann oder als Frau – obwohl das Alter leicht kosmetisch zu verändern war.
Niemand wußte mit Sicherheit, wie alt oder auch nur wie lange sie schon der Hohe Magus von Edmonton war. Genaugenommen waren Gerüchte und Legenden alles, was von ihrer Vergangenheit existierte. Fragen wurden nicht geduldet.
»Danke, daß du so schnell gekommen bist«, begrüßte Banneth ihn. Sie strich mit der Hand über sein Kinn, und die kühle Haut ihrer Knöchel glitt sanft über seine Wangenknochen, wie ein begnadeter Bildhauer, der seine exakte Form zu erfassen versuchte. Kilian erschauerte. Pinkfarbene Augen mit Katzenpupillen blinzelten amüsiert, als sie seine Reaktion bemerkte.
»Nervös, Kilian?«
»Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, Hoher Magus.«
»Das stimmt wohl. Andererseits weiß ein menschlicher Grunt wie du wohl kaum irgend etwas, nicht wahr? Nun, mach dir nicht zu sehr in die Hosen. Ehrlich gesagt, warst du sogar ziemlich nützlich.«
»War ich?«
»Erstaunlicherweise, ja. Und wie du weißt, werden die Frommen stets belohnt.« Sie begann den verängstigten Akolythen zu umkreisen und grinste jungenhaft. »Wie alt bist du jetzt? Fünfundzwanzig, nicht wahr? Also habe ich mich gefragt, was sich ein hübscher junger Bursche in deinem Alter wohl am meisten wünscht? Und das ist natürlich ein viel größerer Schwanz. Den wünschen sich alle. Ich kann das tun, weißt du? Ich kann dieses erbärmliche kleine Rattenschwänzchen abschneiden, das du zwischen den Beinen trägst, und dir etwas viel, viel besseres annähen. Einen Schwanz, der so lang ist wie dein Unterarm und hart wie Stahl. Du möchtest doch sicher, daß ich das für dich tue, oder nicht?«
»Bitte, Hoher Magus«, wimmerte Kilian.
»War das ein ›Ja bitte‹, Kilian?«
»Ich … ich wollte Ihnen doch nur helfen. Wo immer ich kann.«
Sie blies ihm einen Kuß zu, ohne ihr Umkreisen zu beenden. »Guter Junge. Ich wollte dich sprechen, weil ich etwas von dir erfahren möchte. Glaubst du an die Lehren des Lichtbringers?«
Eine Fangfrage! kreischte Kilian voller lautlosem Entsetzen. Falls ich nein sage, wird sie mit mir tun, was immer sie will, um mich zu bestrafen. Sage ich ja, bittet sie mich, es durch Ausdauer zu beweisen. »Alles, Hoher Magus. Jedes Wort. Ich habe die Schlange in meiner Brust gefunden.«
»Eine ausgezeichnete Antwort, Kilian. Und jetzt verrate mir folgendes: Heißt du die kommende Dunkelheit willkommen?«
»Ja, Hoher Magus.«
»Tatsächlich? Und woher weißt du, daß die Dunkelheit kommt?«
Kilian wagte einen Blick über die Schulter in dem Versuch, Banneths Weg zu verfolgen, während sie ihn unablässig umkreiste. Doch sie war direkt hinter ihm, und das einzige, was er sah, waren die Augen der Akolythen in den Tanks, die ihre Bewegungen verfolgten. »Die Besessenen sind hier. Er hat sie hergeschickt, unser Herr. Sie werden Seine Nacht über die ganze Erde bringen.«
»Das sagen alle, ja. Die gesamte Arkologie spricht über nichts anderes mehr. Ja, der ganze Planet, wie es scheint. Aber woher weißt du das? Du, Kilian?«
Banneth blieb vor ihm stehen, und ihre Lippen zeigten ein mitfühlendes, erwartungsvolles Lächeln.
Ich muß die Wahrheit sagen, erkannte Kilian voller Entsetzen. Aber ich weiß nicht, ob es das ist, was sie hören will! Scheiße! Gottes Bruder, was wird sie mit mir anstellen, wenn ich das Falsche sage? In was wird sie mich verwandeln?
»Hast du plötzlich deine Zunge verloren?« fragte Banneth gespielt schüchtern. Ihr Lächeln verhärtete sich ein wenig, wurde weniger verspielt. Sie warf einen Seitenblick auf einen der Lebenserhaltungstanks, in denen ein Puma schwebte. »Ich könnte der Katze deine Zunge geben, Kilian. Aber was würde ich an ihrer Stelle einpflanzen? Was wäre angemessen, was meinst du? Ich habe soviel Material, daß ich wirklich kein weiteres mehr brauche. Ein Teil davon
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