Armageddon 06 - Der nackte Gott
durchaus logisch. Vorher haben die Besessenen ganze Planeten in diese versteckte Dimension mitgenommen, zu der sie sich flüchten. Ein Planet gibt ihnen eine lebensfähige Biosphäre, die sie ernähren kann. Ketton ist anders. Es ist nur ein Felsen mit einer dicken Schlammschicht oben drauf. Die Frage ist nur, was ihnen zuerst ausgeht – die Nahrung oder die Luft zum Atmen.«
»Es sei denn, sie finden einen dieser anderen Planeten und können sich dorthin retten.«
»Ich hoffe wirklich, daß sie dazu imstande sind, Ma’am. Ich weiß nicht, welche Bedingungen dort herrschen, wo auch immer sie sich jetzt befinden, aber es müßten schon äußerst eigenartige Bedingungen sein, wenn sie ihnen gestatten, diesen Felsen heil auf einer Planetenoberfläche zu landen. Genaugenommen halten wir es für äußerst wahrscheinlich, daß die Besessenen zurückkehren werden, sobald sie realisieren, in welchen Schwierigkeiten sie stecken. Die Geologen sagen, daß dadurch jede Menge neuer Probleme entstehen würden, aber wir bereiten uns auf eine Rückkehr Kettons vor.«
»Du liebe Güte!« Kirsten versuchte sich vorzustellen, wie der gigantische Felsen in seinem eigenen Krater zu landen versuchte, aber es sprengte ihre Phantasie. »Wissen Sie, was es für die anderen Planeten bedeuten würde, wenn die Besessenen zurückkehren? Es wäre der Beweis, daß sie ebenfalls zurückgebracht werden können.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Also schön, das ist ja theoretisch alles sehr interessant, aber wie sieht nun Ihre veränderte Politik aus, Ralph?«
»Nachdem wir über die Probleme nachgedacht haben, die sich für Ketton ergeben, machten wir uns daran, die Situation der gesamten Halbinsel zu durchdenken. Wegen der sintflutartigen Regenfälle gibt es nirgendwo mehr frische Nahrung. Die Satelliten haben auf ganz Mortonridge nicht ein einziges Feld entdeckt, auf dem noch etwas gewachsen wäre. Einige Tiere haben die Katastrophe überlebt, aber auch sie werden bald sterben, weil es für sie nichts mehr zu fressen gibt. Wir wissen, daß die Besessenen außerstande sind, mit ihren energistischen Fähigkeiten Nahrung zu erschaffen, jedenfalls nicht aus anorganischer Materie. Also ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis ihnen die abgepackte industrielle Fertignahrung ausgeht.«
»Sie könnten sie aushungern.«
»Ja. Aber es würde seine Zeit dauern. Mortonridge hatte eine landwirtschaftlich ausgerichtete Ökonomie. In den meisten Städten gab es eine Nahrungsmittelindustrie und Lagerhäuser. Wenn es den Besessenen gelingt, sich halbwegs zu organisieren, können sie noch eine ganze Weile durchhalten. Was ich vorschlage ist, daß wir mit unserem Vormarsch weitermachen, aber wir ändern die Stoßrichtung. Die Serjeants können weiterhin kleinere Gruppen von Besessenen auf dem freien Land angreifen, ohne daß wir uns sorgen müßten. Größere Konzentrationen in den Städten lassen wir zunächst einmal in Ruhe. Wir errichten eine Feuerschneise rings um die Städte und lassen eine Garnison als Wache zurück, und dann warten wir einfach ab, bis ihnen die Nahrungsmittel ausgehen.«
»Oder sie ebenfalls verschwinden.«
»Wir glauben, daß sich der Ketton-Zwischenfall nur ereignen konnte, weil die Besessenen dort durch unseren Angriff in Panik geraten sind. Es ist ein gewaltiger psychologischer Unterschied, ob man zehntausend Serjeants auf sich zumarschieren sieht oder ob man untereinander um die letzten Tüten Spaghetti streitet.«
»Je länger wir die Besessenen in ihren gestohlenen Körpern lassen, desto schlimmer ist der Zustand, in dem sie sich befinden. Und das ohne Mangelernährung.«
»Ja, Ma’am, das ist mir bewußt. Aber es gibt ein weiteres Problem. Falls wir wie bisher vormarschieren und die Besessenen vor uns her treiben, erhalten wir in der Mitte der Halbinsel eine unüberschaubare Konzentration von ihnen. Wir müssen Mortonridge in Sektionen unterteilen. Das bedeutet, daß die Serjeants Brückenköpfe ins Landesinnere schieben und miteinander verbinden müssen. Wenn wir hinter der Front Garnisonen als Besatzung zurücklassen, wird die Zahl der Fronteinheiten dann am stärksten geschwächt, wenn wir sie am dringendsten brauchen.«
»Noch mehr Entscheidungen, Ralph. Was ich ihnen vor einiger Zeit in Bezug auf politische Rückendeckung zugesichert habe, gilt noch immer. Sie tun, was Sie tun müssen. Überlassen Sie den Rest mir.«
»Kann ich mit Verbesserungen in der medizinischen Versorgung rechnen, Ma’am? Wir brauchen dringend
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