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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nach vorn.
    »Schätze, wir rufen lieber einen Arzt«, sagte Jed.
    Gerald drehte den Kopf. »Marie?« flüsterte er.
    »Ganz recht, Gerald«, antwortete Beth. Sie packte ihn ermutigend am Oberarm. »Marie ist hier. Nur noch ein paar Minuten, dann siehst du sie wieder. Kannst du aufstehen, Freund?« Sie versuchte, ihn zu sich hochzuziehen. »Jed, hilf mir gefälligst!«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir ihn hier lassen, bis der Arzt da war.«
    »Es geht ihm gut. Stimmt doch, Gerald, oder? Nur ein wenig erledigt, das ist alles.«
    »Na, meinetwegen.« Jed beugte sich vor und versuchte, Gerald auf die Beine zu ziehen.
    Von der Luftschleuse kamen mehrere laute metallische Geräusche.
    Gari rannte herein. »Der Bus ist da!« rief sie atemlos.
    »Er bringt uns zu Marie«, sagte Beth aufmunternd. »Komm schon, Gerald. Du kannst es schaffen.«
    Gemeinsam brachten sie ihn zum Stehen. Zwischen sich und mit je einem Arm über der Schulter bugsierten sie ihn in Richtung Luftschleuse.
     
    Marie saß zusammengesunken auf dem Korridor draußen vor der Brücke. Sie hatte nicht aufgehört zu weinen, seit Kiera aus ihrem Körper vertrieben worden war. Die Erinnerungen an das, was seit Lalonde geschehen war, brannten lebendig in ihren Gedanken, und mit Absicht. Kiera hatte sich einen Dreck darum geschert, ob Marie wußte, was mit ihr geschah und was ihr Körper tat.
    Es war widerlich. Schmutzig.
    Obwohl es nicht ihr eigener Wille gewesen war, wußte Marie, daß sie niemals würde vergessen können, was ihr Körper getan hatte.
    Kieras Seele mochte vielleicht verschwunden sein, aber der Spuk würde niemals enden.
    Marie hatte ihr Leben zurück, und sie konnte nicht einen einzigen Grund erkennen, warum sie es leben sollte.
    Die Innenluke glitt zu, und die Außenluke öffnete sich.
    »Marie.«
    Es war eine brüchige, schmerzerfüllte Stimme, doch sie schnitt tief in ihr Herz. »Daddy?« stöhnte sie ungläubig. Und als sie den Kopf hob, stand er wankend in der Schleuse und hielt sich am Geländer fest. Er sah schrecklich aus, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Doch sein zerbrechliches altes Gesicht strömte über von all der Freude eines Vaters, der sein Kind zum ersten Mal im Arm halten durfte. Sie konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, was er durchgemacht haben mußte, um jetzt in diesem Augenblick bei ihr zu sein. Und alles, weil sie seine Tochter war – das allein sicherte ihr seine Liebe bis zum Ende aller Tage.
    Sie stand auf und streckte beide Arme nach ihm aus. Wollte von Daddy gehalten werden. Wollte von ihm nach Hause gebracht werden, wo sie in Sicherheit war und nichts von alledem wieder geschehen konnte.
    Gerald lächelte seine kleine Tochter verträumt an. »Ich liebe dich, Marie.« Seine letzten Kräfte verließen ihn, und er fiel mit dem Gesicht vornüber auf das Deck.
    Marie schrie auf und stürzte vor. Geralds Atem ging ruckhaft. Er hatte die Augen geschlossen.
    »Daddy! Daddy, nein!« Sie zerrte hysterisch an ihm. »Daddy, sprich mit mir!«
    Der Steward aus dem Bus schob sie beiseite und fuhr mit einem medizinischen Sensorblock über den reglosen Körper. »O Scheiße! Helfen Sie mir!« brüllte er Jed zu. »Wir müssen ihn so schnell wie möglich ins Habitat schaffen!«
    Jed starrte Marie an, unfähig, sich zu bewegen. »Du bist es!« sagte er verzückt.
    Beth stieß ihn zur Seite und kniete neben dem Steward nieder. Er hatte ein Erste-Hilfe-Pack auf Geralds Gesicht gepreßt, das Luft in seine Lungen pumpte.
    »Medizinischer Notfall!« meldete der Steward per Datavis. »Bringen Sie ein Notarztteam zum Ankunftsraum.« Der medizinische Prozessorblock gab einen schrillen Alarm von sich, als Geralds Herz stehenblieb. Der Steward riß eine weitere Verpackung auf und legte das Medipack in Geralds Nacken. Nanofasern drangen in die Haut ein, suchten nach den Arterien und Venen und pumpten künstliches Blut hindurch, um das Gehirn am Leben zu erhalten.
     
    Die Besucher der Disco Am Ende Der Welt wanderten ziemlich verlegen über den Betonhinterhof, während sie sich nach Kräften bemühten, ihre Benommenheit abzuschütteln und die Dämmerung über die Londoner Arkologie hereinbrach. Es war kein Anblick, mit dem auch nur einer von ihnen gerechnet hätte.
    Andy war unten bei ihnen und schickte per Datavis Questor auf Questor in das Netz, das nach und nach wieder online kam. Die Satelliten lieferten vorläufige Bilder, während die Behörden eine Art von provisorischer Ordnung herzustellen bemüht waren.

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