Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Mullen mit einem Ausdruck von Überraschung und Staunen betrachtete.
»Warum?«, fragte sie schüchtern. »Warum bist du hergekommen?«
»Ich … ich wollte …« In plötzlich aufsteigender Panik blickte er zu Eason und Tiarella.
»Sprich nur weiter«, sagte Tiarella sanft. »Die Wahrheit tut auf lange Sicht niemals weh.« Sie lächelte ihn ermutigend an.
Mullen atmete nervös durch. »Ich wollte dich wiedersehen!«, sprudelte er an Althaea gewandt hervor.
»Mich?«
»Ja.« Er nickte lebhaft.
Ihr zartes Gesicht zeigte eine nicht zu verbergende Woge der Freude.
Dann zerbröckelte sie zu Schuld, und sie blickte Eason beinahe furchtsam an.
Seine eigenen Gefühle waren fast genauso durcheinander. Was für ein lächerlicher Romantiker dieser Knabe war! Kein Wunder, dass Althaea sich geschmeichelt fühlte. Doch er war im Augenblick alles andere als bereit, einen Rivalen zu tolerieren.
»Eason!«, sagte Tiarella scharf. »Du und ich, wir müssen reden. Jetzt.«
»Das müssen wir, ja, aber jetzt ist nicht die Zeit«, erwiderte er. Er sagte es höflich, doch er musste sich anstrengen, um seine Wut im Zaum zu halten.
»Ich bestehe darauf. Althaea!«
»Ja, Mutter?«
»Ich möchte, dass du Mullens Hände verbindest. Du weißt, wo der Erste-Hilfe-Kasten ist. Mach es in der Küche. Ich denke, er ist ganz ausgehungert nach seiner Überfahrt.« Sie tätschelte dem überraschten Jungen den Kopf. »Verrückter Kerl. Willkommen zurück.«
Eason schloss die Tür von Tiarellas Arbeitszimmer, und das Geräusch der Unterhaltung zwischen Althaea und Mullen draußen in der Küche erstarb. Als er sich Tiarella zuwandte, wusste er, dass sie irgendwie gewonnen hatte. Mullens Ankunft hatte alles geändert. Doch er begriff einfach nicht, wie das möglich war.
»Was zur Hölle hat das alles zu bedeuten?«, fragte er.
Tiarellas Gesichtsausdruck war eisig. »Ich habe dich gewarnt. Ich habe dir gesagt, dass deine Zeit vorbei ist, aber du wolltest nicht zuhören.«
»Meine Zeit fängt gerade erst an.«
»Nein, das tut sie nicht. Und von heute an wirst du Althaea nicht mehr anrühren. Ich meine, was ich sage, Eason. Ich werde dich zwingen, sollte es nötig sein. Solange ist durchaus imstande, mit dir fertig zu werden, und ich habe noch mehr in der Hinterhand.«
»Du bluffst.«
»Tue ich das? Dann kannst du ja dagegen halten.« Sie öffnete eine Schublade in ihrem Schreibtisch und zog einen fingerlangen Zylinder hervor, aus dessen hinterem Ende zahlreiche dünne Drähte kamen. »Das hier stammt aus deiner Fluxpumpe. Ich habe deiner Hütte gestern Abend einen Besuch abgestattet, nur für den Fall.«
»Du willst ernsthaft die Schlange auf mich hetzen, nur weil ich deine Tochter liebe?«
»Von heute an ja. Gewalt ist alles, was du kennst, Eason. Du wirst Gewalt einsetzen, wenn du der Meinung bist, Mullen wäre eine Bedrohung. Ich werde keine Gewalt gegen Mullen dulden.«
»Oh, komm schon! Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass sie diesen Knaben mir vorziehen wird?«
»Sie hat ihn gewählt, bevor sie geboren wurde.«
»Das hast du wieder aus deinen verdammten Karten, gib’s zu.«
»Weit gefehlt.« Sie kam um den Schreibtisch herum und deutete auf das große Familienphoto. »Weißt du eigentlich, wer das ist?« Sie tippte ungeduldig mit dem Finger auf Vanstone.
Er seufzte ärgerlich. So ein verrücktes Miststück. Dann sah er sich den Mann – das Gesicht des Mannes – zum ersten Mal richtig an. All die Zuversicht, all die Wut in ihm erstarrte in seinen Adern. »Das ist … aber das kann nicht sein!«
»Doch, es ist«, sagte sie melancholisch. »Das ist Mullen. Ungefähr zehn Jahre älter, als er heute ist.«
»Was hast du getan? Was geht hier vor?«
Tiarella grinste sehnsüchtig. »Kein Wunder, dass mir heute Morgen an der Klippe vor Angst fast das Herz stehen geblieben ist.« Sie legte den Kopf zur Seite und blickte Eason von unten herauf an. »Es gibt eine Sache, die ich dir noch zeigen möchte.«
Er hatte nicht einmal geahnt, dass das Haus einen Keller besaß. Tiarella nahm eine Lampe und führte ihn die schlüpfrige Steintreppe nach unten. Sie kamen vor einer schweren metallenen Schleusentür an. Die äußere Tür stand offen und führte in eine kleine Dekontaminationskammer. Die Tür am anderen Ende war geschlossen.
»Das ist Vaters altes Labor«, sagte Tiarella, als sie das Stellrad betätigte, um die innere Schleusentür zu öffnen. »Die elektrischen Leitungen sind vor ein paar Jahren bei einem Gewitter
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