Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
sich, dann sprach es mit einer angenehm modulierten Stimme. »Guten Tag, Chief Parfitt, willkommen beim Jupiter. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und hoffe, dass unsere Beziehung für beide Seiten lohnenswert wird.«
»Du bist die Habitat-Persönlichkeit?«, fragte ich.
»Ich bin Eden, ja.«
»Chief Zimmels hat mir gesagt, dass du das gesamte Innere des Habitats überwachst?«
»Das ist korrekt. Sowohl die innere als auch die äußere Umgebung untersteht meinem permanenten Zugriff.«
»Was macht meine Familie?«
»Ihre Kinder untersuchen gerade eine Schildkröte, die sie im Garten Ihres neuen Hauses gefunden haben. Ihre Frau unterhält sich mit Mrs. Zimmels, beide Frauen sitzen in der Küche.«
Michael Zimmels hob amüsiert eine Augenbraue. »Sally Ann weiht sie in den lokalen Klatsch ein.«
»Können Sie die beiden ebenfalls sehen?«, fragte ich.
»Sicher. Hören und sehen. Hölle, es ist sterbenslangweilig. Sally Ann saugt jeden Klatsch auf wie ein Schwamm. Sie meint, ich würde mich nicht genug um meine Aufstiegschancen bemühen, also spielt sie in meinem Namen das Spiel auf der sozialen Leiter der Company.«
»Zeigst du jedem, um was er dich bittet?«, fragte ich Eden.
»Nein«, kam die Antwort. »Die Bevölkerung hat ein Recht auf ihre Privatsphäre. Legitime polizeiliche Ermittlungen stehen selbstverständlich über dem Recht auf Intimität.«
»Klingt narrensicher«, sagte ich. »Ich kann gar nichts falsch machen.«
»Glauben Sie das nicht«, erwiderte Zimmels warnend. »Bis jetzt habe ich Ihnen nur die guten Neuigkeiten mitgeteilt. Jetzt kommt der Rest. Sie sind nicht nur für Eden verantwortlich, sondern für die gesamte Operation der JSKP im Orbit um den Jupiter. Das bedeutet eine Menge externer Arbeit für Ihre Leute, die Industriestationen, die Raffinerien, die interorbitalen Fähren … Wir haben gegenwärtig ein großes Vermessungsteam auf dem Callisto.«
»Ich verstehe.«
»Am meisten Kopfschmerzen wird Ihnen ohne Frage Boston bereiten.«
»Ich erinnere mich nicht, diesen Namen in einem meiner Briefings gehört zu haben.«
»Wie auch.« Zimmels zog einen Datenkubus hervor und reichte ihn mir. »Da drin finden Sie meinen Bericht, und das meiste davon ist inoffiziell. Vermutungen, plus dem, was ich aus den verschiedensten Quellen erfahren konnte. Boston ist eine Gruppe von Extremisten – Radikale, Revolutionäre, nennen Sie sie, wie Sie wollen –, die sich zum Ziel gesetzt haben, dass Eden seine Unabhängigkeit erklärt. Deswegen der Name. Sie sind ziemlich gut organisiert; mehrere ihrer führenden Köpfe kommen aus dem gehobenen Management der JSKP, hauptsächlich aus den technischen und wissenschaftlichen Abteilungen.«
»Unabhängigkeit von den UN?«
»Den Vereinten Nationen und der JSKP. Sie wollen das gesamte Jupiter-Unternehmen übernehmen. Sie glauben, sie könnten hier draußen so etwas wie ein technologisches Paradies erschaffen, frei von Einmischung seitens der schmierigen irdischen Politik und den konservativen Konzernen. Der alte Traum aller Grenzländer. Ihr Problem besteht darin, dass es kein Verbrechen ist, sich an freien politischen Debatten zu beteiligen. Rein technisch betrachtet müssen Sie als Polizeibeamter der UN sogar das Recht der Leute schützen, dies zu tun. Doch als Angestellter der JSKP … stellen Sie sich vor, was die Vorstände auf der Erde denken werden, wenn Eden, Pallas und Ararat ihre Unabhängigkeitserklärung abgeben und die neuen Bürger die Kontrolle über die Helium-III-Förderung übernehmen, während Sie hier oben mit der Wahrung der Firmeninteressen beauftragt sind.«
Das Summen des PNC-Wafers riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte einige Mühe, mich in meiner neuen Umgebung zu orientieren. Fremdes Schlafzimmer. Graue geometrische Schatten in allen Ecken. Eine Bewegung knapp außerhalb meiner bewussten Wahrnehmung.
Jocelyn drehte sich neben mir um und zerrte die Bettdecke mit sich. Ungewohnt, aber die Zimmels hatten in einem Doppelbett geschlafen. Es würde wohl ein paar Tage dauern, bis wir zwei Einzelbetten geliefert bekamen.
Meine tastende Hand fand den PNC-Wafer auf dem Nachttisch. Ich betete darum, dass ich das Gerät vor dem Schlafengehen so programmiert hatte, dass es keine visuelle Übertragung entgegennahm.
»Anruf annehmen«, sagte ich. »Chief Parfitt hier, was gibt’s?«, fragte ich müde.
Der Wafer überzog sich mit einem regenbogenfarbenen Moiré, aus dem sich schließlich ein Gesicht schälte. »Rolf
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