Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Dekret widersprechen.«
»Richtig. Ist es nicht eigenartig? Die meisten Paare wie wir hätten sich schon vor Jahren scheiden lassen.«
»Warum haben Sie das nicht getan? Obwohl ich froh bin, dass es so ist; ich betrachte es als ein ermutigendes Zeichen.«
Ich lächelte schief. »Kommt darauf an, aus welchem Blickwinkel man die Sache sieht. Wir haben beide unsere Gründe. Ich muss immer wieder daran denken, wie Jocelyn früher einmal war. Meine Jocelyn ist noch immer da drin. Ich weiß, dass es so ist. Wenn ich doch nur einen Weg finden könnte, sie zu erreichen.«
»Und Jocelyn? Welchen Grund hat sie?«
»Einen ganz einfachen. Wir haben uns vor Gott einen Eid geschworen. In guten wie in schlechten Zeiten, und was der Herr zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht wieder trennen. Selbst wenn wir geschieden würden, blieben wir in Gottes Augen Mann und Frau. Jocelyns Familie war vor der Wiedervereinigung der Kirche erzkatholisch, und ein derartiges Ausmaß an Frömmigkeit lässt sich nur ganz schwer wieder abstreifen.«
»Ich gewinne den Eindruck, als machten Sie die Kirche für einen Großteil Ihrer persönlichen Situation verantwortlich?«
»Hat Jocelyn Ihnen auch berichtet, warum sie dem, was die Kirche sagt, so viel Gewicht beimisst?«
»Nein.«
Ich seufzte. Es war mir zuwider, diese Erinnerungen erneut durchzukauen. »Jocelyn hatte zwei Fehlgeburten, unser drittes und viertes Kind. Es waren ziemlich traumatische Erlebnisse; das medizinische Personal in der Klinik der Arkologie war überzeugt, dass es sie retten könnte. Mein Gott, es sah aus, als würde sie von Maschinen verschlungen! Alles umsonst. Die Ärzte wissen nicht halb so viel über den menschlichen Körper, wie sie uns immer glauben machen wollen.
Nach der zweiten Fehlgeburt verlor Jocelyn … sie verlor das Vertrauen in sich selbst. Sie ging in sich, verlor an allem die Lust, zeigte nicht einmal mehr Interesse an den Zwillingen. Ein klassischer Fall von Depressionen. Verstehen Sie, das Krankenhaus hat sich ausschließlich auf ihren körperlichen Zustand konzentriert. Vermutlich ist zu mehr auch gar keine Zeit. Aber wir hatten trotzdem Glück. Unsere Arkologie hatte einen guten Priester. Er war Ihnen nicht unähnlich, wissen Sie? Der Priester hat sehr viel Zeit mit uns verbracht; wäre er Psychiater gewesen, würde ich sagen, er hat uns therapiert. Er gab Jocelyn den Glauben an sich selbst zurück und brachte sie gleichzeitig dazu, an die Kirche zu glauben. Ich bin ihm sehr dankbar dafür.«
»Nicht uneingeschränkt, vermute ich«, entgegnete Leon Cooke leise.
»Ja. Die Kirche ist eine sehr isolierte Institution und extrem konservativ. Dieser Streit wegen der Affinität ist ein gutes Beispiel. Jocelyn war früher Dingen wie diesen gegenüber offen.«
»Ich verstehe.« Er sah niedergeschlagen aus. »Ich werde über das nachdenken, was Sie mir gesagt haben. Es macht mich traurig zu sehen, dass die Kirche einen solchen Keil zwischen zwei Liebende treibt. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, mein Sohn; kein Abgrund ist so breit, dass er nicht letzten Endes doch noch überbrückt werden kann. Geben Sie die Hoffnung niemals auf.«
»Danke, Vater. Ich werde mein Bestes tun.«
Als Rolf und ich das Einsatzzentrum betraten, herrschte ziemliche Geschäftigkeit. Die meisten Beamten saßen an ihren Schreibtischen; ein Schimp ging herum und servierte Getränke. Ich nahm einen großen Schreibtisch aus Schwammstahl am Kopfende des Raums in Beschlag und hängte meine Uniformjacke über den Stuhl. »Also schön, Leute, welche Fortschritte sind zu vermelden?«
Shannon war bereits auf dem Weg zu mir. Sie hielt einen PNC-Wafer in der Hand und lächelte erwartungsvoll. »Ich habe eine Kopie von Maowkavitz’ Testament aus dem Gerichtscomputer.« Sie stellte den Wafer vor mir auf den Tisch. Das Display war voll mit engen Zeilen orangefarbener Schreibschrift.
»Geben Sie mir die wichtigsten Details«, sagte ich. »Gibt es Verdächtige? Ein Motiv?«
»Dieses ganze Ding ist ein einziges wichtiges Detail, Boss. Es ist ein sehr einfaches Testament. Maowkavitz’ gesamter Besitz einschließlich Pacific Nugene geht an eine Stiftung über. Erste Schätzungen gehen von einem Gesamtwert von rund achthundert Millionen Wattdollars aus. Maowkavitz hat keinerlei Richtlinien hinterlassen, wie das Geld einzusetzen ist. Die Stiftung kann damit machen, was immer ihr richtig erscheint, vorausgesetzt, die Treuhänder treffen eine Mehrheitsentscheidung. Das ist
Weitere Kostenlose Bücher