Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
alles.«
Rolf und ich wechselten einen überraschten Blick. »Ist das denn legal?«, fragte ich. »Ich meine, können die Verwandten es nicht anfechten?«
»Nicht wirklich. Ich habe die Justizbehörde gefragt. Die Einfachheit des Testaments macht es praktisch unantastbar. Maowkavitz hat alles per Video aufgezeichnet und eine vollständige Polygraphauswertung hinzugefügt; außerdem sind die Zeugen über allen Zweifel erhabene bedeutsame Persönlichkeiten, einschließlich – es ist kaum zu glauben! – dem ehemaligen Vizepräsidenten von Amerika und der gegenwärtigen Vorsitzenden der Bank der Vereinten Nationen. Außerdem sind die einzigen Verwandten der Maowkavitz ein paar entfernte Cousins, zu denen sie keinerlei Kontakt hatte.«
»Wer sind die Treuhänder?«
Shannon tippte mit dem Fingernagel auf den Wafer. »Es gibt drei. Pieter Zernov, Antony Harwood und Bob Parkinson. Maowkavitz hat acht weitere Personen aufgelistet, sollte einer der ursprünglichen Treuhänder sterben.«
Ich studierte die Namensliste. »Ich kenne diese Namen.« Ich schob den Wafer zu Rolf, der die Liste rasch überflog und zögernd nickte.
»Die Anführer von Boston«, sinnierte ich.
Shannons Grinsen war verschlagen. »Beweisen Sie es. Boston existiert nur in der Phantasie. Es findet sich in keiner Datenbank, es gibt keine Aufzeichnungen, nichts Schriftliches. Rein technisch betrachtet existiert es nicht. Selbst Edens Überwachungsroutinen fangen nur Kneipengespräche auf.«
Ich spielte mit dem Wafer auf meinem Schreibtisch. »Wozu brauchen sie das Geld? Harwood und Parkinson sind selbst vermögend. Ich glaube, Harwood besitzt sogar noch mehr Geld als die Maowkavitz.«
»Sie werden Gewehre kaufen«, sagte Shannon. »Die Bauern ausrüsten, damit sie das Winterpalais stürmen.«
Ich bedachte sie mit einem strengen Blick. »Dies ist eine Morduntersuchung, Shannon. Entweder tragen Sie Ihren Teil dazu bei, oder Sie halten den Mund.«
Sie zuckte unbeeindruckt die Schultern. »Das moderne Äquivalent von Gewehren. Ganz gleich, wie sie ihren Coup durchführen wollen, billig wird es nicht.«
»Gutes Argument. Also schön, ich möchte mit diesen drei Treuhändern reden. Wir werden Sie nicht zur Vernehmung vorladen, noch nicht, aber ich will noch heute mit ihnen sprechen und sie fragen, was sie mit dem Geld zu tun gedenken. Rolf, bitte vereinbaren Sie Termine mit den Herrschaften.« Ich zog meinen eigenen PNC-Wafer aus der Jackentasche und öffnete eine Datei, die ich am Abend zuvor angelegt hatte. »Und Shannon, ich möchte, dass Sie die Testamente von jedem Einzelnen auf dieser Liste überprüfen, bitte. Ich will wissen, ob sie ähnliche Verfügungen für den Fall ihres Todes getroffen haben.«
Ich übertrug die Datei in Shannons Wafer, und sie ging die Namen durch. Dann stieß sie einen leisen Pfiff aus. »Sie sind sehr gut informiert, Boss.«
»Sie aber auch für jemanden, der mir gerade gesagt hat, so etwas wie Boston existiere nicht.«
Shannon kehrte an ihren Schreibtisch zurück.
»Hoi Yin hat gestern den Servitor-Schimp untersucht«, berichtete Rolf. »Allerdings hatte sie kein Glück mit den Erinnerungsaufzeichnungen. Keine Spur von dem- oder derjenigen, die ihm den Befehl gegeben hat, Penny zu erschießen.«
»Mist. Hält sie es für möglich, irgendwie doch noch an die Erinnerungen zu gelangen?«
»Nach dem, was sie gesagt hat … glaube ich nicht. Aber sie wollte heute Morgen selbst noch einmal vorbeikommen, nach dem Begräbnis. Sie könnten selbst mit ihr sprechen.«
»Das werde ich. Ich benötige so oder so weitere Hintergrundinformationen von ihr. Was haben wir bisher über Penny Maowkavitz’ letzte Tage herausgefunden?«
»Reine Routine, fürchte ich. Sie ließ sich durch ihre Krankheit nicht von der Arbeit abhalten. Die biotechnologische Division der JSKP hatte alle Hände voll zu tun, um Ararats Ankunft vorzubereiten, und die Maowkavitz hat die Arbeiten beaufsichtigt. Davis Caldarola hat außerdem gesagt, dass sie nebenher immer noch neue Designs für Pacific Nugene geschaffen hat. Sie hat nie weniger als zehn oder zwölf Stunden am Tag gearbeitet, das war normal. Sie hatte nie viel gesellschaftlichen Kontakt, und den hat sie in letzter Zeit noch weiter eingeschränkt. Nach den bisherigen Ergebnissen unserer Vernehmungen hatte sie mit niemandem richtig bösen Streit, jedenfalls nicht in den vergangenen Wochen. Sie alle haben Penny mit Samthandschuhen behandelt, wegen ihrer Krankheit.«
Es klang ganz danach, als
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