Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
wieder zu Hause, als die Zwillinge mich in die Ecke trieben.
»Du musst unsere Implantate genehmigen«, sagte Nicolette. Sie hielt mir einen Datenkubus des Hospitals entgegen. Ihr Gesichtsausdruck war arglos und erwartungsvoll. Nathaniel sah nicht viel anders aus. Väter sind gegenüber ihren Kindern recht wehrlos, ganz besonders dann, wenn sie in einem eine Mischung aus einem heldenhaften Ritter und dem Nikolaus sehen. Ich warf einen nervösen Blick in Richtung Küche, wo ich Jocelyn hören konnte. »Ich habe euch gesagt nächste Woche«, sagte ich mit gedämpfter Stimme zu Nicolette. »Es ist noch zu früh.«
»Aber du hast schon eins!«, protestierte Nathaniel.
»Ich musste mir ein Implantat einsetzen lassen. Es gehört zu meiner Arbeit.«
»Wir brauchen sie!«, beharrte Nicolette. »Für die Schule, um mit unseren Freunden zu reden. Wir werden wieder von allen geschnitten, wenn wir keine Affinität bekommen. Ist es das, was du möchtest?«
»Ich möchte lediglich, dass ihr euch noch ein wenig Zeit nehmt, um darüber nachzudenken, das ist alles.«
»Was gibt es darüber nachzudenken? Affinität ist keine Droge, wir fliegen nicht von der Schule, und die Päpstin ist ein Schwachkopf! Warum bekommen wir keine Symbiont-Implantate? Nenn uns nur einen einzigen logischen Grund!«
»Weil ich nicht weiß, ob wir hier bleiben!«, bellte ich. »Ich weiß nicht, ob man uns erlauben wird, hier zu bleiben. Habt ihr das begriffen?«
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal die Stimme gegen die Zwillinge erhoben hatte. Es musste Jahre her sein, wenn es überhaupt je passiert war.
Sie zuckten beide zusammen. Das Schuldgefühl, das ihre Reaktion bei mir auslöste, war unerträglich. Meine eigenen Kinder fürchteten sich vor mir. Herr im Himmel!
Nathaniel sammelte sich als Erster. Sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Ich gehe nicht von Eden weg!«, fauchte er. »Du kannst mich nicht dazu zwingen. Eher trenne ich mich von euch. Aber ich bleibe hier!« Mit einer sehr bedächtigen Geste stellte er seinen Datenkubus auf einem kleinen Beistelltisch ab, dann wandte er sich um und stapfte in sein Zimmer davon.
»O Daddy!«, sagte Nicolette. Die Zurechtweisung in ihren Worten war nahezu unerträglich.
»Ich hatte euch gebeten zu warten. Eine Woche! War das so schwer?«
»Ich weiß«, sagte sie unglücklich. »Aber da ist ein Mädchen. Nathaniel hat es beim Wassersportzentrum kennen gelernt.«
»Großartig. Einfach großartig.«
»Sie ist sehr nett, Daddy. Sehr hübsch, und sie ist älter als er. Sechzehn.«
»Pensionsalter.«
»Verstehst du denn nicht? Es macht ihr nichts aus, dass er ein paar Monate jünger ist und nicht so kultiviert wie sie. Sie mag ihn trotzdem. So etwas ist ihm noch nie passiert. Es war völlig unmöglich, dass so etwas geschieht, daheim auf der Erde.«
Sex. Das eine Thema, das alle Eltern fürchten. Vor meinem geistigen Auge sah ich Corrines wissendes Grinsen. Edens Teenager benutzten ihre Affinität, um zu experimentieren. Gründlich.
Ich musste gestöhnt haben, denn Nicolette legte ihre Hand auf meinen Arm, und Besorgnis zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
»Dad, ist alles in Ordnung?«
»Ich hatte einen schlechten Tag im Büro, Liebes. Und wie ist es mit dir? Hast du im Wassersportzentrum einen Jungen kennen gelernt?«
Ihr Lächeln wurde verlegen und zurückhaltend. »Einige von den Jungs sind ziemlich nett, ja. Aber es gibt noch keinen besonderen. Noch nicht.«
»Mach dir keine Sorgen, sie lassen dich bestimmt nicht links liegen.«
Sie errötete und senkte den Blick zu Boden. »Wirst du mit Mum über die Symbionten sprechen? Bitte, Dad?«
»Ich werde mit ihr reden.«
Nicolette stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich. »Danke, Dad. Und mach dir keine Sorgen wegen Nathaniel. Seine Hormone sind durcheinander, das ist alles. Muss an der Jahreszeit liegen.« Sie stellte ihren Datenkubus auf den Tisch neben den Nathaniels und schlüpfte aus der Tür, um in ihr Zimmer zu gehen.
Woran liegt es nur, dass Kinder, dieses vollkommenste aller denkbaren Geschenke, uns mehr als jede physische Qual verletzen können?
Ich hob die beiden Kuben auf und wog sie in der Hand. Sex. Gütiger Gott im Himmel.
Als ich mich umwandte, stand Jocelyn in der Küchentür. »Hast du alles mitgehört?«
Ihre Lippen zuckten mitfühlend. »Armer Harvey. Ja, ich habe es gehört.«
»Von meinem eigenen Sohn verstoßen. Ich frage mich, ob er Alimente verlangen wird?«
»Ich schätze, du brauchst
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