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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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besitzen.
    Daher ist ein System, das lediglich auf einer einzigen festgelegten Frequenz sendet, so etwas wie Russisches Roulette für den Anwender.
    Und ganz bestimmt nichts für den weihnachtlichen Wunschzettel, Kinder.
    High Tech Reviews, 15. Juli 1993
    Der Dalai Dan zog die kleinen Plastikstöpsel aus den Ohren. Eklige gel-
    be Flecken aus Schmalz verunzierten sie. Er berührte einen Sensor und
    zog die Klinke aus der Buchse. Zwei Minuten und zweiundzwanzig Se-
    kunden, die ihm vorgekommen waren wie mehrere Lebensspannen. Es
    war al es das gleiche dort drin. Er streckte die Hand nach dem Longdrink
    aus und verfehlte das Glas. Sein Gehirn vibrierte noch immer, und ihm
    fehlte jeglicher Sinn für Perspektive. Das Zimmer vor seinen Augen war
    flach wie ein Wandteppich. Zur Linken dieses Wandteppichs öffnete
    sich eine Tür, und der Ausschnitt einer Frau schwoll heran, bis er
    schließlich den größten Teil des Raumes einzunehmen schien, obwohl
    sie offensichtlich keinen Schritt näher trat. Wirklich sehr eigenartig.
    Gloria starrte den Lebenden Gottkönig an. »Das ist widerlich«, sagte
    sie. »Ich bin ja wirklich schon Einiges von Ihnen gewöhnt, aber beide
    Pupillen in einem Auge? Das ist ein neuer Tiefpunkt, selbst für jemanden
    wie Sie es sind.«
    Dan blinzelte heftig und rieb sich die Augen. »Spiegel. Spiegel!« Gloria
    grub in ihrer Handtasche aus echtem Haifischleder und brachte einen
    kleinen Taschenspiegel zum Vorschein. Sie hielt ihn vor Dans flaches
    Gesicht, und der Wandteppich verschwand. Sein rechtes Auge war leer
    und weiß. Das linke… »Gottverdammt!« heulte der bekiffte Lama. »Was
    hab’ ich nur getan?«
    »Nach dem Geruch zu urteilen haben Sie sich in die Hosen gemacht.«
    »Man hat keine Kontrol e über seine Körperfunktionen dort drinnen.«
    »Ah.« Gloria hatte verstanden. »Sie waren wieder im Holophon. Sie
    bringen sich noch um mit diesem Ding. Wenn es soweit ist – kommen
    Sie dann ja nicht zu mir, um sich bei mir auszuweinen.«
    »Oh. Haha. Verdammt guter Witz, haha, verdammt. Meine Augen,
    Frau!«
    Gloria seufzte. »Sie sind aus dem System ausgestiegen, bevor es richtig
    heruntergefahren war. Wenn Sie schon unbedingt mit diesem Wahnsinn
    weitermachen müssen, dann sol ten Sie wenigstens die Bedienungsanlei-
    tung durchlesen. In ein oder zwei Minuten geht es Ihnen schon wieder
    besser, Sie werden sehen.«
    »Geben Sie mir bitte mein Glas.«
    Gloria nahm den Longdrink, drückte ihn dem Dalai in die zitternde
    Hand und bog seine Finger darum. »Was haben Sie eigentlich laufen
    lassen?« fragte sie.
    »Klassische Musik. Eine schwarze Scheibe.«
    Gloria hob eine manikürte Augenbraue. »Sie meinen eine Vinylschal -
    platte? Sie haben tatsächlich eine Vinylschal platte in Ihrem Besitz?«
    »Ja. Von 1950 oder so.«
    »Elizabethanisch. Wie sind Sie denn daran gekommen? Diese Dinger
    sind beinahe so etwas wie…«
    »Ikonen? Diese jedenfal s war…«
    Glorias flaches Gesicht verließ den Wandteppich. Dan versuchte den
    Kopf zu drehen, doch die Bewegung machte ihn schwindlig. Gloria
    beugte sich über das Holophon. Unter dem durchsichtigen Deckel des
    Geräts lag die antike 78 RPM, geschützt von einer zwei Zentimeter di-
    cken Hül e aus Protektrit.
    »Wissen Sie, was auf dem Label steht?« fragte Gloria.
    »Es ist von SUN.« Dan umklammerte seinen Schädel. »Die Schrift ist
    Altenglisch. Ich dachte immer, antike Dinge wären Ihre Spezialität.«
    Gloria hob den Deckel und fuhr ehrfürchtig mit dem Finger über das
    Protektrit. »Und Sie haben sie gehört. Haben sie spielen gehört. Spielt sie denn noch?«
    »Sie sind beeindruckt, was? Geben Sie’s zu. Ja, sie spielt noch. Ich hab’
    sie gehört.« Dan lachte schmerzerfüllt. »Ich hab’ sie gespürt. Sie würden nicht glauben, was darin steckt!«
    Gloria verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich eine Fälschung. Wäre
    schließlich nicht die Erste.«
    »Sehen Sie doch nach.«
    Gloria sah nach. Auf dem Protektrit war das Siegel der Antiquitätengil-
    de eingestempelt. »Gottverdammt!« sagte Gloria.
    Dan rieb sich die Augen. Nach und nach kehrte Normalität in seine
    Gedanken und seinen Körper zurück. »Was wol en Sie eigentlich hier,
    Gloria? Sind Sie viel eicht gekommen, um sich’s von mir besorgen zu
    lassen?«
    Gloria streckte die Zunge heraus und schnitt eine Fratze. »Etwas Neu-
    es hat sich ergeben. Etwas Wichtiges. Woher haben Sie diese Platte?«
    »Das geht Sie nichts an. Was hat sich denn so wichtiges ergeben?«
    Gloria

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