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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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schloß den Deckel wieder und drehte sich zu Dalai Dan um.
    »Sie war wieder hier.«
    »Sie? Was für eine ›sie‹ soll das sein?«
    »Die ›sie‹, die Sie nachts schreiend aufwachen läßt. Die ›sie‹, die Sie
    Christeen nennen.«
    »Blödsinn.« Aber sie wußten beide, daß es kein Blödsinn war.
    »Diesmal haben wir sie auf dem Band.«
    »Ein Interview? Nehmen Sie mich nicht auf den Arm.«
    »Nein, nicht genau. Hören Sie…« Gloria setzte sich auf einen persi-
    schen Puff. »Ich weiß ja, daß wir beide in der Vergangenheit unsere Mei-
    nungsverschiedenheiten hatten…«
    »In der Gegenwart ebenfal s. Und meine präkognitiven Sinne verraten
    mir, daß die Zukunft auch nicht rosiger aussieht.«
    »Sie sprechen mir aus der Nase.« Glorias Kenntnisse der Umgangs-
    sprache des zwanzigsten Jahrhunderts waren unschlagbar.
    »Bitte.« Dan grinste. »Ich ziehe die Missionarsstellung vor.«
    »Offensichtlich ist die Angelegenheit für Sie nicht von Interesse. Ich
    glaube, ich gehe wieder.«
    »Setzen Sie sich.« Es war ein Befehl, keine Bitte. Gloria setzte sich.
    »Wie viele Sekunden Aktivität sind auf dem Band festgehalten?«
    »Dreizehn.«
    »Die gleiche Zeitspanne, die Ihr Bruder gehirntot gewesen ist.«
    »Exakt die gleiche, ja. Was wollen Sie damit sagen? Sie wußten von die-
    sen Scheißkerlen, die meinen Bruder gefoltert haben. Sie ließen es ge-
    schehen und haben nichts dagegen unternommen, bis er tot war.«
    Dan blickte zur Decke. Seine Pupillen hatten sich inzwischen wieder
    auf beide Augen verteilt, doch sie schienen von innen heraus zu leuch-
    ten. »Ich sehe al es, Gloria. Ich bin der Dalai Lama.«
    »Aber warum haben Sie zugelassen, was diese Schweine mit meinem
    Bruder angestel t haben, wenn Sie es hätten verhindern können?«
    »Es war ein kontrolliertes Experiment. Außerdem ist Ihr Bruder leben-
    dig und erfreut sich bester Gesundheit.« Dan berührte die Mitte seiner
    Stirn und schloß die Augen. »Nein, ich korrigiere mich. Er scheißt. Er
    sitzt auf Ihrer Toilette und entleert seine Eingeweide in das Bidet.«
    Gloria öffnete den Mund, um Schmähungen auszustoßen, doch Dan
    hob die Hand. »Warten Sie damit bis Sie alleine sind. Ich hör’s ja trotz-
    dem. Alles in allem denke ich, Ihr Bruder hatte keinen besonders glückli-
    chen ersten Tag. Ich schätze, er hat sich einen kleinen Bonus verdient.
    Bestel en Sie ihm, daß ich ihn pünktlich morgen früh um zehn hier bei
    mir erwarte. Und Gloria…?«
    »Ja?«
    »Sie können jetzt gehen.«
    11
    Der Begrif ›Universelles Gesetz‹ ist bedeutungslos. In universellen Dimensionen kann unmöglich etwas Absolutes existieren. Jede Wahrheit, die die
    Menschheit entdeckt, wird unwiderruflich von einer anderen begleitet, die im Widerspruch dazu steht und sie ultimativ als falsch widerlegt. Und während wir das im Gedächtnis behalten, wenden wir uns der ärgerlichen Frage zu:
    ›Existiert ein Gott? Oder existieren Götter?‹.
    In universel er Hinsicht ist diese Frage nicht zu beantworten, denn der Begrif ›Existenz‹ besitzt keine absolute Dimension.
    Also formulieren wie die Frage neu: ›Existiert ein Gott / existieren Götter der Menschen?‹ Das ist schon ein wenig leichter. Die Antwort lautet: ja. Für uns Menschen gibt es Götter. Ob die Götter existieren, die von den großen Affen Afrikas angebetet werden, wenn sie bei Vol mond tanzen, weiß ich nicht zu sagen. Genausowenig wie ich weiß, ob es im Sargassomeer einen Fischgott gibt, zu dem die Aale ihre alljährliche Pilgerfahrt unternehmen. Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß auch nicht, ob es einen namenlosen geflügelten Gott gibt, dem die Vögel ihre Hymnen bei Anbruch der Dämmerung darbieten.
    Doch die Götter der Menschen, die sind ganz sicher real. Ich weiß es. Weil ich einem dieser Götter begegnet bin.
    Das Sub-Urbane Buch der Toten.
    Rex schnarchte leise in seinem alten Lehnsessel. Vor ihm flackerte das
    Fernsehterminal. Der EYESPY tastete seine blicklosen Pupillen ab und
    meldete die Sehbeteiligung an den Muttercomputer. Rex war ganz über-
    raschend aus Glorias Appartement geflogen. Es war eine würdelose An-
    gelegenheit gewesen, ohne nette Abschiedsworte. Seine Körperfunktio-
    nen hatten große Beachtung in der Schimpftirade gefunden, die sich aus
    dem Mund seiner Schwester über ihn ergossen hatte. Sie war so wütend
    gewesen, daß Rex das Thema ihres Bettes lieber nicht zur Sprache brach-
    te, wo er sich kurze Zeit zuvor hatte übergeben müssen. Das einzige,

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