Armageddon 1 - Das Musical
was
den Abend für ihn gerettet hatte, war die Freundlichkeit und Kamerade-
rie der beiden Sicherheitsleute gewesen, die ihn aufgelesen hatten, als er
halbnackt und halb betrunken durch das Labyrinth von Korridoren ge-
wandert war. Sie hatten ihm einen neuen Strahlenschutzanzug gegeben,
seine Taschen mit Bierdosen und Zigaretten vol gestopft und sich ein
übers andere Mal für das kleine Mißverständnis der Folter entschuldigt.
Und schließlich hatten sie ihn sogar noch zum Odeon Tower geflogen.
Rex träumte. Er träumte von der Frau seiner Träume. Der Frau, die er
im Augenblick seines Todes gesehen hatte. Sie waren allein und liefen
durch Felder von hohem, wankendem braunen Zeugs. Und sie hatten
keinerlei Kleider an. Rex war stinksauer, als er schließlich von einem
heftigen Klopfen an seiner Tür geweckt wurde.
Mungo Madoc schlief kaum jemals. Er war das Produkt einer ziemlich
gewieften Gentechnologie, und so mußte er nicht mehr tun, als seinen
Körper jeden Tag mit einem Cocktail aus Vitaminen, Proteinen und ähn-
lichem Zeugs zu versorgen. Ein winziges Implantat in seiner Schädelba-
sis berechnete genau, welche Dosen erforderlich waren, um das Gleich-
gewicht aufrecht zu erhalten, und fütterte diese Daten in ein weiteres
Implantat in seinem rechten Handgelenk, wo die Informationen auf ei-
nem Display abzulesen waren. Mungo mußte nichts weiter tun, als dem
Diktat seines Handgelenks zu folgen und schlucken, was auch immer es
ihm sagte. Und so funktionierte er klaglos, ganz genau so wie eine gut
geölte Maschine.
An diesem besonderen Abend verlangte Mungos Handgelenk nach ei-
ner Megadosis Tranquilizer. Der Besitzer des Handgelenks war außer
sich vor Wut.
»Gelöscht?« kreischte Mungo. »Gelöscht? Das ist vollkommen unmög-
lich. Unvorstel bar. Haben Sie das gehört?« Die genetisch weniger mani-
pulierten Mitglieder des Vorstands, die das dringende Bedürfnis nach
täglich acht Stunden Augenpflege verspürten, nickten leise murmelnd
und verzagt.
»Das ist Sabotage!« brül te Gryphus Garstang.
»Das ist Ikonoklasmus!« stimmte Lavinius Wisten mit ihm überein.
»Das ist das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen.« Diogenes
›Dermot‹ Darbo kniff sich in den Zinken. »O ja, das ist es.«
»Halten Sie den Mund.« Mungo hob eine zitternde Faust. »Shaman!
Wo zum Teufel steckt Fergus Shaman?«
Fergus hatte sich bisher im Hintergrund der Pyjamaparty gehalten.
»Hier, Sir«, sagte er und hob die Hand. Mungo packte ihn bei der selbi-
gen und zerrte den Besitzer nach vorn.
»Shaman, ein ganzes Jahr wurde gelöscht! Ich will es zurück! Haben Sie
das verstanden?«
Im Verlauf seiner vielen Jahre im Vorstand hatte Fergus Shaman es
immer wieder fertiggebracht, unmöglichen Forderungen auszuweichen.
Diesmal sah es nicht so gut aus. »Ich… aber wie?« war so ungefähr alles,
was er in der kurzen Zeit zustande brachte.
»Das ist mir ganz egal. Ich will es zurück!«
»Wenn ich eine kurze Zwischenbemerkung anbringen dürfte?« Die
Stimme gehörte zu Jason Morgawr. Jason war groß, jung, besaß ein att-
raktives Gesicht, war ein Genie in Biogenetik und Gründer der Erdlinge
Inc. Amateurdramatiker-Gesellschaft. Die restlichen Mitglieder des Vorstands haßten ihn wie die Pest.
»Ich bedaure«, sagte er, »doch das ist vol kommen unmöglich. Der Vi-
rus hat sämtliche Zel en zerstört. Die Informationen über die Erde des
Jahres 1958 sind verloren. Doch das ist noch unser kleinstes Problem,
wie Sie mir sicher zustimmen werden.« Wer von den Anwesenden den
Ausdruck sah, der sich in diesem Augenblick in Mungo Madocs Gesicht
abzeichnete, würde ihn sein Lebtag nicht mehr vergessen.
»Unser kleinstes Problem?« brül te Mungo Madoc.
»Diese Sabotage wurde erst vor einer Stunde entdeckt, doch es ist ganz
offensichtlich, daß sich der Virus weiter ausbreitet. Wenn wir ihn nicht
aufhalten, wird er mehr und mehr Daten vernichten. Sämtliche Daten,
bis zum heutigen Tag.«
»Was wol en Sie damit sagen?« Mungo sank in seinen Vorstandsstuhl
zurück.
»Ich will damit sagen, daß wir unseren Sendebetrieb einstellen müssen,
wenn al e Daten vernichtet sind. Die Erdlinge werden nicht mehr ausgestrahlt.«
Mungos Mund öffnete und schloß sich, doch kein Laut kam heraus.
Garstang wandte sich an Jason. »Und? Haben Sie eine Lösung?«
»Wir könnten versuchen, die infizierten Sektionen zu isolieren. Sämtli-
che Zel en rings um das betroffene Gebiet
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