Armageddon 1 - Das Musical
dilettantischen Pro-
grammierung handelte. Nach einer Weile ging das Fahrzeug in einen
steilen Sinkflug über, um schließlich mit einem dumpfen Schlag auf dem
Gelände des Hotels California zu landen.
Rambo Blutaxt wußte nichts von Rex’ Ankunft. Er und seine Anhänger
knieten im Gebet vor dem verwirrt dreinblickenden Mann in dem golde-
nen Anzug. Der Bursche starrte leeren Blickes in seine hohlen Hände,
wo ein kleines grünes Ding vegetarischer Provenienz ruhte.
»Herr.« Rambo Blutaxt hielt dem Goldenen einen Teller mit gegril tem
menschlichem Fleisch hin. »Möchtest du mit uns das Abendmahl teilen?«
Elvis Presley schien aus seiner Starre zu erwachen. »Wo zum Teufel
bin ich?« fragte er, was für seine Art zu denken eine ziemlich vernünftige
Frage war.
»Im Hotel California, Herr.«
»California? Ich kenne Kalifornien. Dort riecht es ganz anders.« Elvis
kniff sich die Nase zu. »Das hier riecht eher nach Philadelphia.« Und weil
die Devianti noch nie etwas von W. C. Fields gelesen hatten, entging
ihnen der Witz dieser Bemerkung, zusammen mit zahlreichen anderen.
»Wir sind deine treuen Diener, Herr.«
»Dann hört mit diesem ›Herr‹-Scheiß auf, Bruder. Ich bin der King.«
»Er ist es, ganz sicher, Rambo«, flüsterte Eric Todesklinge. »Deine
Mutmaßungen scheinen also korrekt gewesen zu sein.«
»Er scheint ein wenig verwirrt zu sein«, entgegnete Rambo. »Die Tem-
pelbeleuchtung ist eingeschaltet, doch die Gemeinde hat sich noch nicht
gezeigt. Diese Koteletten sind echt der Hammer. Außerdem haben wir
alle gesehen, wie er hier vor uns mitten aus dem Nichts materialisiert ist, oder nicht?«
»Hör mal, Bruder, wenn das hier eine von diesen dämlichen religiösen
Sektenbruderschaften sein sol , dann habt ihr definitiv den Falschen er-
wischt.«
Rambo blickte Eric an, doch Erics Gesicht verriet nichts.
»Wir sind deine Jünger«, sagte Rambo.
»Jünger? Du meinst wohl, ihr seid meine Fans? Scheiße, ich glaub’, ich
träume. Auf was zur Höl e bin ich da bloß gelandet?«
»Träume.« Eric nickte verstehend. »Die Menschen sind nichts als
Träume der Götter. Das hab’ ich jedenfal s gelesen.«
»Hör mal, ich muß mal dein Telephon benutzen. Colonel Tom muß
mir unbedingt ‘nen Wagen schicken oder was weiß ich.«
»Irgend jemand sol seine Worte aufschreiben!« Eric rang die Hände.
»Die Revolution hat begonnen. Wir mögen seine Worte vielleicht nicht
verstehen, aber wer weiß, was zukünftige Generationen dazu sagen. Das
wird die Heilige Schrift, Rambo!«
Rambo zupfte sich an seinem linken Ohrläppchen. »Das klingt aber gar
nicht nach heiligen Worten, alter Schwede. Sollte er nicht ganz anders
reden, so richtig altertümlich, meine ich?«
»Hat vielleicht irgend jemand ‘nen Vierteldollar?« fragte Elvis. »Oder
kann ich irgendwo ein R-Gespräch führen? Wo ist die nächste Telefon-
zelle?«
»Ich schreib’s in Lautschrift auf«, sagte Eric. Er nahm eine Steintafel
zur Hand und machte sich daran, mit Holzkohle darauf zu kritzeln.
»Vierteldollar, das klingt einfach. Irgendeine Art von religiösem Artefakt, schätze ich.«
Ein Ausdruck vollkommener Perplexität breitete sich auf der edlen
Stirn des King aus. »Wollen Sie mir etwa allen Ernstes erzählen, Sie wüß-
ten nicht, was ein Vierteldollar ist?«
»Nicht genau, King.«
Ein Ausdruck allerhöchster Erleuchtung, von der Sorte, die der Leser
bestimmt wiedererkennen wird, huschte über Elvis Presleys Gesicht.
»Ich bin in Moskau!« stöhnte er. »Die Kommunisten haben mich gekid-
nappt. Ihr kriegt nicht ein Wort aus mir raus. Gott segne Amerika…«
Elvis legte die Hand aufs Herz und begann zu singen.
»‘tschuldige, Boß«, ertönte eine Stimme aus seiner linken Hand. »Aber
wenn ich viel eicht auch das eine oder andere Wort dazu sagen dürf-
te…?«
»Das Wunder der sprechenden Hand!« Rambo preßte die Stirn gegen
den Boden. »Schreib das auf, Eric! Schreib alles auf!«
»Mach ich«, antwortete Eric und kritzelte auf die Steintafel wie nichts
Gutes.
»Ich hasse es, Sie zu unterbrechen, Chef, aber wenn ich Daumen hätte,
dann würden sie jetzt jucken. Wir stecken in großen Schwierigkeiten.«
Elvis Singen verklang. Die Tür öffnete sich knarrend, und Rex Mundi
steckte seinen behelmten Kopf herein.
»Huhu!« rief er. »Hallo! Ist jemand zu Hause?«
»Der Götzendiener!« Rambo sprang auf. »Packt ihn! Tötet den Göt-
zendiener!«
Die Devianti rappelten sich wie ein
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