Armageddon 1 - Das Musical
Shaman richtete. Ihre Blicke trafen sich über den Lauf hinweg,
just in dem Moment, als ein einzelner Puls aus roter Energie die Mün-
dung verließ.
Es gab einen lauten Knall. Rex stellte sein Auf und Ab ein und legte lau-
schend das Ohr an seine Wohnungstür. Ein Stockwerk tiefer schien es
einen Tumult zu geben. Wahrscheinlich sind die Rastas wieder mit einer Party zugange, dachte Rex. Je früher ich meine Koffer packen und aus dieser Ecke verschwinden kann, desto besser. Sein Magen rumpelte. Er war am Verhungern, doch er konnte sich nicht überwinden, eine weitere Dose mit Synthafood
aufzumachen. Statt dessen starrte er weiter flehentlich auf den Fernseh-
schirm.
Dans Gesicht war wieder auf dem Bildschirm aufgetaucht; es war die
morgendliche Wiederholung der Show des vergangenen Abends. Der
Alles-andere-als-Heilige sandte weitere Unglückliche einem ungewissen
Schicksal im Jenseits entgegen. Und al es zur Befriedigung der Zuschau-
erscharen. Rex schüttelte den Kopf. Was für eine verkommene dreckige
Welt. Er schlurfte zum Fernsehterminal hinüber und machte sich an der
Tastatur zu schaffen. Dans Gesicht wich dem Logo des Datenkanals. Er
schaltete eine Verbindung zu MUTTER, und seine Finger tanzten geübt
über die Tastatur. MUTTER berichtete ihm, daß die Suche noch immer
in vol em Gange war, doch diesmal fügte sie freundlich mahnend hinzu,
daß die Zeit in exakt siebzehn Minuten und zwölf Sekunden abgelaufen
sei.
UND NOCH EINEN WEITEREN TAG, MISTER MUNDI, fügte
der Muttercomputer zum Abschluß hinzu. Sicherheitshalber. Und dann
war Dans irres Grinsen wieder auf dem Schirm. Rex ließ sich in seinen
Sessel fallen, ein Bild der schieren Verzweiflung. Es schien einfach nicht
gerecht, daß ein derart inspirierter Plan mit solch absolutem Versagen
belohnt werden sol te. Und dabei hatte er bereits angefangen zu glauben,
daß sein Schicksal ihn für höhere Dinge auserwählt hatte.
»Nun komm schon!« brüllte Rex. »Gib mir ein Zeichen. Irgendwas!«
Glückliches Timing, Zufal , ein Hinweis oder ein abgedroschener
Kunstgriff des Schreibers Weit Hergeholter Literatur – wer kann das
schon sagen? Doch wie als Antwort auf Rex’ verzweifeltes Flehen wurde
seine Wohnungstür plötzlich eingeschlagen und barst hinter ihm aus den
morschen Angeln. Rex zuckte entsetzt zusammen und drehte sich um.
Zwei Gestalten bauten sich dramatisch im Türrahmen auf. Beide trugen
Barbourjacken und Tweedkappen. Allerdings schien eine der Gestalten
nur noch einen halben Kopf zu besitzen.
»Guten Morgen, Rex«, sagte Rambo Blutaxt und verneigte sein intaktes
Haupt. »Welch ein Glück, dich zu Hause anzutreffen.« Eric Todesklinge
zog eine große antiquierte Waffe aus seiner Wilderertasche. Für die
Liebhaber von Handfeuerwaffen: Es handelte sich um eine .44er Mag-
num mit einer Lizenznummer, deren Besitzer in San Francisco registriert
war. (Vermutlich haben Sie recht, genau diese Magnum.)
Eric musterte Rex über die nicht unbeträchtliche Länge des Laufs hin-
weg, erkundigte sich, wo Rex denn seinen Tag gerne hingemacht haben
wollte*, und betätigte dann den Abzug.
Zu Fergus Shamans Gunsten sol gesagt sein, daß er genauso schnel auf
den Beinen war wie mit dem Verstand. Er sah, wie Gryphus Garstangs
Hand in der nicht-verbrannten Tasche verschwand. Bemerkte den
Wahnsinn in seinen Augen und war bereits auf dem Weg in Deckung, als
der Feuerknopf über den kritischen Punkt hinaus eingedrückt wurde.
Die elektrische Entladung durchschnitt die Luft, durchschlug eines von
Fergus’ dicken Schulterpolstern und trennte anschließend Mungo Ma-
* Make my day, Dirty Harry!
docs linkes Ohr so sauber ab, daß ein Chirurg mit einem Skalpel es nicht
hätte besser machen können.
Ein weiterer Augenblick der Lautlosigkeit folgte. Zwei Augenblicke an
einem einzigen Tag!
Mungo hob die linke Hand und betastete seine glatte Schädelseite. Fer-
gus warf sich unter den Tisch und kroch zur Tür. Lavinius Wisten fül te
leise seine eleganten Pumphosen. Diogenes ›Dermot‹ Darbo, ein Veteran
des britischen Expeditionskorps und alles andere als ein Feigling, schleu-
derte Gryphus Garstang seinen Aktenkoffer ins Gesicht. Andere Vor-
standsmitglieder machten andere Dinge, doch im darauf folgenden Cha-
os war es schwierig festzustel en, wer genau was tat. Und nur sehr weni-
ge, wenn überhaupt, taten sich in irgendeiner Weise hervor. Typisch.
Grünes Blut floß reichlich aus Mungo Madocs verwundetem
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