Armageddon 1 - Das Musical
Obwohl ich nicht die leiseste Ahnung ha-
be, wie sie entkommen konnten. Rambo Blutaxt hat noch einen weiteren
Mann bei sich. Ich habe beide in meinem Appartement festgesetzt. Sie
müssen die beiden nur noch aufsammeln.«
»Höchst einfal sreich, Rex, mein Freund. Meine besten Glückwün-
sche.«
»Dann lassen Sie mir den Bonus gutschreiben?«
»Ganz bestimmt sogar. Wo genau befinden Sie sich im Augenblick,
Rex?«
Rex gab knisternde, krachende Geräusche von sich. »Verzeihung, Sir,
ich habe statische Störungen. Ich melde mich wieder.« Er schaltete den
Bildschirm aus. Der Flugwagen setzte seinen Kurs fort, und die Maschi-
nen stotterten unregelmäßig.
Rex war allein mit seinen Gedanken – oder jedenfalls hoffte er das.
Irgend etwas Seltsames war vorgefallen. Irgendwie hatte er gewußt, daß
Rambo Blutaxt und Eric Todesklinge auf dem Weg die Treppe hinauf
gewesen waren, um ihn zu töten. Aber woher? ESP? Die Gaben des Da-
lai Dan färbten doch wohl nicht auf ihn ab, oder viel eicht doch? Außer-
dem war er gar nicht sicher, ob die Talente des Dalai Dan wirklich so
verläßlich waren. Der Lebende Gottkönig neigte zu Fehlbarkeit, um es
milde auszudrücken. Aber irgend etwas Seltsames ging vor sich, und
irgendwie befand sich der geheimnisvolle Mann auf dem Photo im Mit-
telpunkt von al edem. Ein oder zwei private Worte mit ihm würden
möglicherweise al e möglichen interessanten Informationen ans Licht
bringen. Der Flugwagen informierte Rex, daß er im Begriff stand zu lan-
den, und spulte anschließend seine einprogrammierte Litanei ab, für den
Fal , daß sich ein Unfal ereignete…
»Om-mani-padme-hum«, sang Rex. Es war schließlich eine eingängige einfache Melodie. Der Flugwagen krachte auf das vertraute Gelände hinun-
ter. Rex schraubte seinen Schutzhelm auf den Anzug und öffnete das
Kanzeldach. Er kletterte hinaus.
»Tantchen Normas Wohnung«, pfiff Rex. »Das ist viel eicht ein Ding!«
Ein Sicherheitsfahrzeug von Nemesis parkte ganz in der Nähe, und
zwei schwer bewaffnete Schläger drehten sich zu dem Neuankömmling
um. Rex erkannte sie als seine ehemaligen Folterknechte.
»Hal o Rex«, begrüßte ihn Mickey Malkuth auf dem offenen Kanal.
»Wie steht’s mit dem Glück?«
»Mal so, mal so.« Vorsichtig näherte er sich dem Duo in den Stun-
Anzügen. »Und? Haben Sie schon eine Verhaftung vornehmen können?«
»Verhaftung? Nein, bis jetzt nicht. Wir sol en ihn zur Befragung mit-
nehmen, das ist alles.«
»Befragung? Ja. Ja, ich verstehe. Und haben Sie Ihren Verdächtigen be-
reits verhaftet?«
Rex kletterte mißtrauisch über die trümmerübersäte Landschaft, die
sein einstiges Zuhause umgab. Es war ein grimmiger Anblick, und er
schien heute noch grimmiger als in seiner Erinnerung.
»Die Hühner sind ausgeflogen«, sagte Malkuth. Er deutete auf die of-
fene Bunkertür. »Da war nur eine alte Frau unten drin, aber wir haben
kein vernünftiges Wort aus ihr rauskriegen können.«
Rex Magen krampfte sich zusammen. Er stolperte auf die Bunkertür
zu.
»Ich würde nicht da reingehen, wenn ich an Ihrer Stel e wäre, Rex. Al-
les ist ein wenig verschmutzt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Malkuths Lachen klang in Rex’ Ohren nach. Er fiel fast durch die Bun-
kertür und riß sich den Schutzhelm vom Anzug. Und er erinnerte sich an
diesen Geruch. Diesen schalen, ranzigen Geruch. Den Geruch nach
hoffnungsloser Armut und Elend.
Der Bunker sah aus, wie er immer ausgesehen hatte. In dem winzigen
Schrein an der Wand brannten Kerzen, und ein altes Photo vom Dalai
Lama grinste auf nichts. Direkt daneben befand sich eine Zeichnung von
Onkel Tony, die Rex’ Kinderhand auf ein Dosenetikett gemalt hatte. Die
beiden selbstgebauten Sessel waren auf das Fernsehterminal gerichtet.
Tantchen Norma lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden vor
den Sesseln. Ihr Gesicht war vol kommen farblos und kaum wiederzuer-
kennen. Eine Hand lag unnatürlich verdreht auf dem Aschehäufchen,
das einst Onkel Tony gewesen war. Mit den sterbenden Fingern hatte sie
einen einzelnen Namen hineingekritzelt.
Dan.
Rex’ Augen fül ten sich mit Tränen. Er starrte auf den gebrochenen
Leichnam hinab. Starrte auf das Fernsehterminal. Es leuchtete farben-
froh wie immer. Und Dans Gesicht war darauf zu sehen. Es grinste wöl-
fisch.
Rex streichelte seiner toten Tante sanft über das Haar, dann stand er
auf und trat mit seinem schweren Stiefel den Fernsehschirm ein.
19
… Ich
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