Armageddon 2 - Das Menü
sich aus dem
Griff des dritten Soldaten zu befreien. Jacks Angreifer kam
hoch und rieb sich die Wange. Mit einem gemeinen Grinsen
ließ er die Schlüssel des Jeeps vor Rex’ Nase baumeln. Dann
zückte er sein Messer. Rex zappelte, doch seine Arme waren
eisern an seine Seiten gedrückt. Der Messerstecher kam näher.
»Los, stich ihn ab!«, sagte eine Stimme hinter Rex’ Ohr. Die
Klinge glitzerte im Sonnenlicht. Rex versetzte ihrem Besitzer
einen mächtigen Tritt zwischen die Beine. »Die Schlüssel,
Jack!«, rief er. »Sie sind hier!«
Jack hatte sich unterdessen aufgerappelt. Er wandte sich um.
»Jack, komm schon!«
Jack bedachte seine Möglichkeiten. Zwei Soldaten waren au-
ßer Gefecht. Der Dritte hielt Rex. Jack humpelte zurück. Nahm
dem verkrümmt daliegenden Burschen die Schlüssel aus der
Hand. Blickte zu Rex hinauf. »Wirf den Wagen an!« Jack rann-
te zum Jeep. Der große Soldat, der Rex hielt, verstärkte seinen
Griff. Drückte Rex die Luft aus dem Brustkorb. Rex reckte den
Hals nach vorn. Senkte seine Zähne in die Hand des Soldaten.
Dann riss er den Kopf mit aller Macht nach hinten. Das Na-
senbein des großen Soldaten erzeugte dieses grässliche Ge-
räusch, das für brechende Nasenbeine so charakteristisch ist.
Der Soldat ließ los und taumelte nach hinten. Rex rannte los.
Jack kämpfte mit dem Anlasser. Er zitterte am ganzen Leib.
Die Maschine stotterte, starb wieder ab (aufregend, wie?), er-
wachte erneut zum Leben. Jack warf den Gang ein. Rex hech-
tete vor. Verfehlte den Wagen und rollte durch den Dreck. Der
Jeep machte einen Satz, und durchdrehende Reifen schleuder-
ten Schmutzfontänen in die Höhe. Rex war wieder auf den
Beinen und rannte. »Jack! Warte!«
Jacks Knöchel umklammerten das Lenkrad, bis sie weiß
wurden. Sein Fuß trat das Pedal bis auf das Bodenblech. Es
war nicht das Bremspedal. Im Rückspiegel sah Jack, wie die
rennende Gestalt kleiner wurde. Plötzlich fiel die rennende
Gestalt hin und rührte sich nicht mehr. Schwach hallte ein
Schuss herüber.
9
CONGREGATIONALER INSTINKT LEBLOSER OBJEKTE :
Metallene Kleiderhaken, die sich im Schrank unter der Treppe leiden-
schaftlich umarmen. Einkaufswagen aus dem Supermarkt, die unter
den Kanalbrücken gewaltige Unterwasserlegionen bilden. Kleine
Schraubenzieher mit gelb-transparenten Plastikgriffen, die sich in
Gruppen hinter den Büchern der obersten Regalreihe zusammenkau-
ern. Reservesicherungen, die sich hinter der Sofalehne häuslich ein-
richten. Was hat das alles zu bedeuten? Ich bin fest überzeugt, und
mit mir eine große Mehrheit aller Menschen, dass unbelebte Objekte
über eine rudimentäre Intelligenz verfügen. Sie suchen die Gesell-
schaft von ihresgleichen, und das nicht notwendigerweise dort, wo
der Mensch es möchte. Das unbelebte Objekt ist ein soziales Wesen.
Es spielt dem Menschen Streiche, wo immer es kann, um sich an-
schließend mit seinesgleichen an vorher vereinbarten Plätzen zu tref-
fen und über die guten alten Zeiten zu palavern.
Hugo Rune, schon wieder dieses Buch
Um seine Theorie zu beweisen, erstellte Rune umfassende Listen der
beliebtesten Aufenthaltsplätze so genannter ›verlegter‹ Haushaltsge-
genstände. Jede Woche durchstreifte er sein Haus aufs Neue, suchte
Zimmer auf Zimmer nach dem Verbleib der eigenwilligen Mistdin-
ger ab und notierte die Fundstellen. Alles in der Absicht, ein Hand-
buch zu verfassen, das dem Laien ermöglichen sollte, sämtliche ver-
legten Gegenstände ohne große Mühe wieder aufzufinden. Den No-
belpreis bereits vor Augen, sah er sich gezwungen, das großartige
Projekt wieder aufzugeben: All seine Kugelschreiber hatten sich qua-
si über Nacht verdrückt, und Rune konnte sich auch nicht erinnern,
wo seine Notizen abgeblieben waren.
Sir John Rimmer, H. Rune kannte meinen Vater.
Jack hielt den Fuß fest auf das Pedal gedrückt. Er war frei! Er
war mit dem Leben davongekommen! Er war den Soldaten
entkommen und obendrein dem Irren, der behauptete, aus der
Zukunft zu stammen. Er war frei! Jack legte den Kopf in den
Nacken und stieß ein irres Lachen aus. »Ich bin frei!«
Jack trat mit aller Kraft in die Bremsen. Packte den Türgriff.
Krümmte sich zusammen und fühlte sich sterbenselend. Milch
und rohe Eier, igitt! Kotz! Was hatte er getan? Die kalte Realität
traf ihn mit voller Wucht. Er hatte den Mann verraten, der ihm
das Leben gerettet hatte! Ihn sterben lassen! Die Schuld lag wie
ein großer
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