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Armageddon 2 - Das Menü

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Titel: Armageddon 2 - Das Menü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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der Menge. Die Einsatzwagen kamen mit quietschenden
    Bremsen zum Stehen. Beamte sprangen heraus. Sie trugen
    ausnahmslos Kameras. »Wo ist die Frau mit dem Hummer?«,
    fragte einer von ihnen.

    »Das ist ein 1065«, sagte Jack Doveston. »Autodiebstahl. Ein
    Wagen des City Hospital.« Rex war so gut wie sicher, dass Au-
    todiebstahl ein 1047 war, doch im Wissen um das Gesetz der
    im Vergleich zu einer Aktion immer schwächeren Reaktion
    und weil er noch immer einen Groll gegen den erneuten Ver-
    such eines Running Gags in sich verspürte, behielt er seine
    Meinung für sich.
    »Glauben Sie an Vorherbestimmung, Jack?«
    »Dass alles von Anfang an festgelegt ist? Sie fahren auf der
    falschen Straßenseite.«
    »Tschuldigung.« Rex kurbelte am Lenkrad. »Und? Glauben
    Sie?«

    »Nein, tue ich nicht. Es ist eine Spitzfindigkeit, weiter nichts.
    Sie erlöst einen Menschen von der Verantwortung für sein
    Handeln. Ein grundlegender Fehler in der jüdisch-christlich-
    moslemischen Religion. Ein Anathema zu sich selbst.«
    »Vielleicht.«
    »Da gibt es kein Vielleicht, Rex. Das fundamentale Prinzip
    jeder Religion lautet, dass Gott alles sieht und alles weiß. Aber
    wenn Gott heute schon weiß, wann Sie morgen frühstücken
    werden und was – wo bleibt da der freie Wille des Indivi-
    duums?«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Ganz im Gegenteil. Haben Sie je die Werke von Hugo Rune
    studiert?«
    Res schüttelte den Kopf und überfuhr eine rote Ampel, was
    eine Massenkarambolage zur Folge hatte und den gesamten
    Verkehr auf der Kreuzung zum Erliegen brachte.
    »Wenn Sie die Sirene einschalten, können Sie jede rote Am-
    pel überfahren«, sagte Jack. »Also, Hugo Rune behauptet, dass
    ein Ding umso einfacher wird, je größer es ist.«
    Rex öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch Jack fuhr
    ungerührt fort. »Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Die DNS
    – betrachten Sie die DNS durch ein Elektronenmikroskop. Un-
    glaublich kompliziert. Bis jetzt hat niemand herausgefunden,
    wie sie aufgebaut wird. Aber setzen Sie alles zusammen, und
    ein Mensch entsteht daraus. Sie wird einfacher. Sie können
    feststellen, hier ist ein Mensch, und er ist groß oder klein, dick
    oder dünn, gut oder böse und so weiter und so fort.«
    »Möglicherweise irren Sie sich da.«

    »Darauf komme ich gleich. Die Pyrrhonisten glauben, dass
    echte Weisheit und wahres Glück nur möglich sind, wenn wir
    kein Urteil fällen, denn es ist unmöglich, absolutes Wissen zu
    erlangen, und absolutes Wissen ist Voraussetzung für ein kor-
    rektes Urteil. Was könnte einfacher sein als das?«
    »Könnte schwierig werden, diesen Leitsatz auf eine Gesell-
    schaft anzuwenden. Sie sind vom Thema abgekommen, für
    den Fall, dass Sie glauben, ich hätte es nicht bemerkt.«
    »Nicht im Geringsten, Rex. Eine Gesellschaft, das ist noch
    einfacher. Es mag vollkommen unmöglich sein, vorherzusa-
    gen, was ein Individuum zu einem gegebenen Zeitpunkt tut
    und wie es sich verhält, doch es ist das Einfachste von der
    Welt, vorherzusagen, was eine Menschenmenge tut. Sie sieht
    sich eine bestimmte Fernsehshow an, liest eine bestimmte Zei-
    tung, isst eine bestimmte Marke Bohnen. Je größer eine Sache
    wird, desto leichter ist sie auszurechnen.«
    »Das klingt nur einfach.« Rex hielt unerwartet an, um eine
    Obdachlose mit einem Einkaufswagen voller Plastiktüten über
    die Straße zu lassen. Eine Nonne auf einem Fahrrad krachte in
    das Heck des gestohlenen Krankenwagens, was vielleicht von
    kosmischer Signifikanz war, vielleicht aber auch nicht. Jack
    fuhr selbstbewusst fort.
    »Es wird immer einfacher. Vergessen Sie die Menschen, ver-
    gessen Sie die Gesellschaft. Betrachten Sie den Planeten selbst.
    Was tut er letzten Endes? Er kreist einmal im Jahr um die Son-
    ne. Was könnte einfacher sein als das? Und damit kommen
    wir zu Gott.«
    »Er ist ganz bestimmt nicht einfach.«

    »Selbstverständlich ist er das. Er ist sogar das Einfachste von
    allem. Entweder, er existiert und ist allwissend, oder er exi-
    stiert überhaupt nicht. Und weil er nicht existiert, glaube ich
    auch nicht an Vorherbestimmung. Damit ist der Fall erledigt.«
    »Aber Gott existiert.«
    »O nein, tut er nicht.«
    »O doch, tut er doch.« Rex stieg auf die Bremse. »Sie sind ein
    richtiger Sophist, Jack. Ihre Argumente sind rein rhetorisch.«
    »Das ist Ihre Meinung, Rex. Ich fälle kein Urteil darüber.«
    »Es gibt einen Gott. Den Gott.« Rex warf die Arme in die
    Luft. »Glauben Sie mir. Ich

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