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ARMAGEDDON, die letzte Schlacht

ARMAGEDDON, die letzte Schlacht

Titel: ARMAGEDDON, die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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abschätzbarer Ferne miteinander zu verschmelzen schienen.
    Entfernung war hier ebenso bedeutungslos wie Zeit. Lilith wußte nicht, wie lange sie schon jenseits der Schwelle des Korridors stand - eine Sekunde? Oder eine Ewigkeit? Beides wäre gleich gewesen an diesem Ort - nichts nämlich.
    Was hatte sich verändert hier, was war anders geworden? Lilith konnte sich dieses Eindrucks einfach nicht erwehren, obschon sie ihn optisch nicht zu begründen vermochte. Lag es schlicht daran, daß die Absicht, mit der sie den Korridor betreten hatte, eine andere war? Woraus sich zwangsläufig eine weitere Frage ergab: War es denn überhaupt so? War ihr Ziel nicht dasselbe wie damals? Schließlich wollte sie heute wie einst eines nur - IHN finden.
    Wenngleich die Situation an sich auch hoffnungsloser sein mochte als beim ersten Mal.
    Lilith schrak auf wie aus leichtem Schlaf! Ihre eigenen Gedanken hatten sie eingelullt, drohten, sie nicht nur von ihrem Ziel abzubringen, sondern wollten sie schon am Weg dorthin hindern.
    Entschlossen tat Lilith den ersten Schritt, den zweiten, den dritten und vierten schon zügiger, dann lief und schließlich rannte sie, schneller und schneller. Das Gefühl dabei, es glich ganz dem von damals: Es war wie in einem Traum, in dem man nur zu rennen glaubte, ohne von der Stelle zu kommen. Aber es war nur das, nur ein Gefühl, nicht mehr.
    Ihre Füße schienen den glasierten Boden kaum noch zu berühren. Fast meinte Lilith zu fliegen. Und dann tat sie es - in der rasenden Vorwärtsbewegung verwandelte sich ihr Körper, sie wurde zur Fledermaus, deren peitschende Schwingen Luft und Licht im Tunnel sichtbar aufwühlten.
    War es damals auch so gewesen? versuchte Lilith sich zu erinnern. Aber das Damals schien zu zerfasern, das Gespinst ihrer Erinnerung sich aufzulösen mit jedem Flügelschlag, der sie weiter fortbrachte vom Anfang des Tunnels, als seien ihre Gedanken dort, an der Schwelle zur Wirklichkeit, festgeknüpft.
    Zu beiden Seiten huschten schattenhaft dunkle Schemen vorüber; Türen hinaus aus dem Korridor, zurück in vergangene Epochen der Weltgeschichte. Sie zu benutzen war ein Vabanquespiel - denn nichts ließ erkennen, wohin und in welche Zeit exakt sie führten. Und ob es von jedem auf diesem Weg erreichbaren Punkt auch eine Möglichkeit zur Rückkehr in den Tunnel gab, wußte kein lebendes Wesen.
    Auch Lilith nicht.
    Nur eines glaubte sie noch zu wissen - daß es solche Durchlässe nicht nur links und rechts des Korridors gab. Düster erinnerte sie sich daran, beim vorigen Mal - als eine Art Mahlstrom sie erfaßt und förmlich durch den Tunnel zum Ende hin gezerrt hatte - in einen Ausgang geraten zu sein, der an der Decke gelegen hatte. Einem ebenso monströsen wie bedauernswerten Wesen war sie auf der anderen Seite begegnet - einer Kreatur, die Gott verstoßen hatte, weil sie nicht dem Bild entsprochen hatte, das ER hatte erschaffen wollen. 9
    Ein wahnwitziger Gedanke zuckte in Liliths Hirn auf, so plötzlich und machtvoll, daß sie meinte, er würde ihren kleinen Schädel sprengen.
    Könnte es gelingen? fragte sie sich bang. Wenn sie es wagte, eines der Tore in den Tunnelwänden zu betreten, um in die Vergangenheit dahinter zu gelangen - würde es ihr wohl möglich sein, von dieser Zeit aus die Gegenwart, aus der sie kam, zu verändern und die übermächtig drohende Gefahr durch das Urböse abzuwenden und damit nicht nur die Welt zu retten . sondern auch sich selbst vor jenem ungeheuren Schicksal, das der Leibhaftige ihr zugedacht hatte?
    Die Mutter seiner Brut sollte sie werden, seiner dämonischen Kinder, mit denen Luzifer die Erde bevölkern wollte, wenn das jetzige Leben erst von ihrem Antlitz getilgt worden war - ganz so, wie Gabriel es Lilith in einer Vision brutal vor Augen geführt hatte. 10 Um die Verwirklichung dieser grauenhaften Zukunft zu verhindern, war Lilith nach Uruk aufgebrochen. Weil nur einer helfen konnte, sie abzuwenden . ER!
    Dieser Gedanke war es letztlich, der Lilith Abstand nehmen ließ von der tollkühnen Idee. Sie würde nichts ausrichten gegen Luzifers Wirken und Macht, ganz gleich, wo sie den Hebel auch ansetzte, und sei es in noch so ferner Vergangenheit.
    Sie durfte es schlicht nicht wagen, die Weichen für die Zukunft selbst zu stellen! Zu groß war die Gefahr, daß sie einen Fehler beging oder völlig versagte, zu unwägbar all das, was sich ihr in den Weg stellen konnte .
    Und doch, die Versuchung war groß. Fast unbewußt verlangsamte Lilith die

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