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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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dich.«
    »Wenn du kein Teil der Lösung bist, bist du ein Teil des Problems«, sagte Ananda. Sie hatte ihre Hand weggenommen. Ihr Gesicht war kalt und voll von Urteilen, die darauf warteten, gefällt zu werden.
    »Es nimmt seinen Lauf, Blair«, sagte Morse. »Mit dir oder ohne dich. Es wird passieren, ob es dir nun paßt oder nicht. Es wird Blut fließen, unseres oder ihres oder das von beiden. Armageddon, Bruder. Glaub’s mir. Wiederauferstehung. Du kannst dich nur entscheiden, auf welcher Seite du stehst. Leg dich fest, Blair, entweder so oder so. Was soll es sein? Wir oder sie?«
    Sein Gesicht war eisern, unnachgiebig, grau, kalt. Seine Worte waren plötzliche Hammerschläge, die Sandy zurücktrieben und ihn an die Wand nagelten. Das Zimmer drehte sich. Morse, Ananda, Gort, sie sahen ihn alle an. Er zwang sich, schwankend aufzustehen. »Ich… ich weiß es nicht.« Er legte eine Hand an die Stirn. Alles war so dick, so stickig. Er war gefangen und am Ersticken. »Gebt mir eine Minute«, sagte er.
    »Du hast eine Minute«, sagte Edan Morse. Gort grunzte und ließ drohend seine Knöchel knacken.
    »Ich brauch ’n bißchen Luft«, sagte Sandy. Er ging zum Fenster, zu demjenigen, das Gort geschlossen hatte. Ihre Blicke ruhten immer noch auf ihm. Er legte seine Hand flach an das Glas. Es war kalt, fast eisig. Juni, und trotzdem war das Fenster sengend kalt. Sandy hielt die Hand dagegen, und die Kälte kroch seinen Arm hoch, der Schmerz stach in seine Fingerspitzen. Hinter der dünnen Glasscheibe war Dunkelheit. Alle Augen ruhten auf ihm, auf beiden Seiten des Glases. Hinter dem Fenster war ein kalter Wind, und die Lichter einer schwarzen fremden Stadt, wo unwissende Armeen immer noch bei Nacht kämpften, immer noch, immer noch, nach all diesen Jahren. Er sah die Gardisten von der Kent State ihre Gewehre heben und feuern, und die Studenten fielen. Er sah das Napalm vom Himmel fallen. Er hörte die Parolen, starrte in die von Gasmasken bedeckten Visagen des Feindes, in seine glasigen Augen, sah die kleinen Kerzen eine nach der anderen verlöschen.
    Gesichter trieben vor ihm, nahmen aus dem Chaos Gestalt an, den Mund vor Schmerz weit offen. Gesichter aus den Zeitungen, Gesichter aus dem Fernsehen, Gesichter aus der Vergangenheit. Da war Bobby, sein Kopf ganz blutig. Da war King, sein Traum von einer Kugel zerschmettert. Da war Nixon, und in seinen Augen sah Sandy die Widerspiegelung eines Spiels der Redskins, sah, wie sie den Gegner sperrten und angingen, während draußen Tausende unbeachtet vorbeimarschierten.
    Maggie war da draußen in der Nacht, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Sie sagte nichts, aber ihre Augen waren traurig. Froggy war am Fenster, er grinste. »Zupf meinen magischen Twänger, Sandy«, krächzte er. »Komm schon, tu’s. Du kannst es, du kannst es.« Lark war da, Stirnband und spöttisches Lächeln und alles, und er sagte: »Ich wußte schon immer, daß du’s nicht in dir hast, Blair. Die Revolution ist wegen solcher Waschlappen wie dir gescheitert.« Bambi sah ihn feierlich an und sagte: »Du mußt glauben, du mußt an etwas glauben.« Und schließlich war da Slum, prangte in seinem Slum-Anzug, all diese spießigen Krawatten zu etwas Wildem und Freiem und Prachtvollem zusammengenäht, mit seinem gewaltigen Bart, der ihm an der Brust hinabkroch, sein Lächeln stoned und freundlich. »Laß mich rein, Sandy«, sagte er mit dieser leisen, kleinlauten Stimme. »Laß mich rein, bitte. Ich will nicht tot sein. Ich will nicht unzurechnungsfähig sein. Laß mich rein.« Und er hob die Hand, und Sandy sah, daß er einen Hammer hatte.
    Chaos tobte jenseits dieser Scheibe, Chaos und Aufruhr und Blut und Gefahr. Aber auf dieser Seite des Glases war nichts. Auf dieser Seite des Glases war es abgestorben und erstickend, und Sandy bekam keine Luft zum Atmen. Da draußen war der Wind frisch und kalt, und da draußen warteten seine Freunde mit Blumen und Träumen und Hoffnung. Jenseits der Scheibe. Jenseits der Qual.
    Slum hob den Hammer hoch. Edan Morse sagte: »Deine Minute ist um, Blair.«
    Sandy öffnete das Fenster.

23
     
     
    Come hear Uncle Johns’ band, playing to the tide /
    Come with me or go alone, he’s come to take his children home
     
     
     
    UNTERWEGS. New York. Pittsburgh. Detroit. Cincinnati. Minneapolis. St. Louis. Houston. Kansas City. Und die Nazgûl breiteten ihre dunklen Schwingen über das Land,
    schrieb Sandy in einer Presseverlautbarung.
    Unterwegs verschwammen all die Städte in

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