Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
eins, Tage und Wochen und Monate verschmolzen zu einem nahtlosen, schlaflosen Ganzen. Unterwegs gab es nur billiges Essen und Fahren und Lärm und vollgestopfte Zimmer, gab es nur Motelsuiten, die immer gleich aussahen, Fernsehgeräte, die unaufhörlich an waren, ohne daß jemand hinschaute, Drogen und Schnaps und Fremde und sinnlose Diskussionen und Musik, am meisten von allem Musik, Songs, die in den feuchten, heißen Nächten herumspukten und ohrenbetäubend durch die Konzertsäle hallten.
    Unterwegs war es immer Nacht.
    Unterwegs war es immer heiß. Juli war brennend heiß, August war unerträglich, der Tag der Arbeit kam funkelnd und mit einer Gluthitze, die Air Condition funktionierte nie gut genug, und auf den Feten war es immer zu voll. Aber der Bus und die Trucks rollten weiter, Sandy fuhr hinter ihnen her, Tagtraum heizte über die Straßen, die ganzen alten Songs wiederholten sich im Tape Deck und wisperten in seinem Kopf. Eine wirre Zeit, eine irre Zeit, Monate im Karmesin glühendroter Fieberhitze.
    New York war wolkenlose Hitze, New York war das Shea Stadion. Die Nazgûl hatten ihre 1971er Tour im Shea gestartet, und ins Shea kehrten sie zurück. Damals hatten sie es gefüllt, aber jetzt, so viele Jahre später, wo das Geheimnis um Larry Richmond in der Presse aufgedeckt und die Kritiken aus Chicago gemischt waren (Hedgehog hatte sie zerrissen), war der Baseballplatz nur halb voll. Trotzdem waren das fast dreißigtausend Menschen, dreißigtausend alte Fans in einer heißen Julinacht, und die Band auf dem Innenfeld sah klein aus. Es war alles genau wie in Chicago. Die neuen Songs, beharrte Faxon, und er war ihr Leader, und obwohl der Streit hinter der Bühne endlos andauerte, war am Ende er es, der das Sagen hatte. Also spielten sie »Visions in the Dark«, und Maggio holte auch den letzten Sound aus seinem Instrument heraus, der drin war, und Gopher John quälte seine Snare und die Toms mit Randschlag auf Randschlag und zerbrach einen Stick bei dem härtesten, wildesten Solo, das er seit Jahren gespielt hatte, aber Richmond sang mit seiner kleinen Stimme Lead, und die Menge blieb kühl. Und sie brachten »Wednesday’s Child«, den Sound voll aufgerissen, so daß die Marshalltürme bebten und donnerten und die feuchte Nacht von Long Island erfüllten. Aber die Nacht verschluckte Richmonds Gesang, verschluckte ihn bis zum letzten Rest und gab nichts zurück, und die Menge war müde und gleichgültig. Die Nazgûl sangen »Goin’ to the Junkyard« und »Good Ol’ Days« und »Sins«, und endlich gab Faxon freie Bahn. Als er die alten Songs ansagte, nickte Richmond, und Maggio grinste bösartig, und Gopher John sah finster drein und knallte ihnen die Einleitung zu »Blood on the Sheets« hin. Und es kam so, wie Sandy gewußt hatte, daß es kommen würde; wie sie es alle gewußt hatten. Baby, you cut my heart out, sang Richmond, aber als er bei heart war, war es überhaupt nicht Richmond, es war Hobbins, Hobbins, der wieder da war, um zu singen. Die Menge bewegte sich unruhig, unsicher, und dann begann die Erregung zu wachsen. Am Schluß des Songs waren sie alle auf den Beinen, von einer Kraft erfüllt, die keiner von ihnen hätte erklären können. Sie schrien und jauchzten und tanzten in den Gängen, und die Nazgûl attackierten sie mit Sound und machten sie mit unverfälschten Emotionen fertig. Hobbins sang ein halbes Dutzend Songs, und als Zugabe brachten sie eine Fünfzehn-Minuten-Version von »What Rough Beast«, und Gopher John schleuderte seinen Stick zwanzig Fuß hoch in die Luft, rüttelte ihn den Sternen aus den Schneidezähnen und fing ihn wieder.
    Unterwegs war ein leerer Highway, naß und glänzend vom Regen, das Geräusch seiner Reifen auf glattem Pflaster, die Lichter der anderen Fahrzeuge hinter ihm verschwunden, der Tacho auf 80 zu, Ananda schlafend im Sitz neben ihm. Sandy schaltete das Radio ein, fand eine Station, die die ganze Nacht sendete, aber es war Top-40-Musik, schlapp, seelenlos, kommerziell wie die Zeit. Er schaltete es aus und fuhr schneller. Irgendwo vor ihm in der Nacht war West Mesa und der süße Klang der Vergangenheit.
    Detroit (oder war es Cincinnati?) war ein die ganze Nacht geöffneter Coffee-Shop, wo er mit Gopher John Slozewski nach dem Konzert Cheeseburger hinunterschlang. Gopher John aß heißhungrig; vier Burger, drei Portionen Fritten. »Alpträume«, gestand er mit schwerer, müder Stimme. »Ich träum die ganze Zeit von diesem Brand. Yeah. Die ganze

Weitere Kostenlose Bücher