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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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zogen sich an, bestiegen die Pferde, und er folgte ihr einfach, ohne zu wissen, wohin es ging.

26
    Arminius und Elda trabten durch Buchenwälder, galoppierten über Wiesen, auf die sich der Tau senkte, vorbei an dunklen Weihern. Schließlich hielten sie an, stiegen ab und führten ihre Pferde vorsichtig am Zügel hinter sich her. Elda ging voran, Arminius folgte ihr durch das Moor. Nur das rötlich gelbe Licht des Vollmonds und das kalte Silberfeuer der Sterne beleuchteten den gefährlichen Weg durch den Sumpf. Die Umrisse verkrüppelter Weiden erschienen wie Unholde auf der Bühne der Totenwelt. Immer wieder trafen die beiden auf umgestürzte Buchen, die aussahen, als warteten sie nur auf ein Zeichen, um sich nach tausend Jahren wieder zu erheben und alles Leben mit sich in die Unterwelt zu reißen. Doch eigentlich bedurfte es nicht ihres Erwachens, damit Elda und Arminius zur Mitte der Erde fanden, denn überall züngelten blaue Flämmchen, die aus der Tiefe drangen, und wiesen ihnen zusammen mit den kräftigen Büscheln des harten Sumpfgrases den Weg dorthin, wo die Unholde die Mutter Erde umtanzten. Von den Flämmchen ging eine sanfte Verführung, ihnen zu folgen, aus. Ein leichter Wind ließ die Bäume knarren und die Gräser säuseln – Töne, die sich zu einer Musik des süßen, verlockenden Todesschlummers vereinigten, zu einem Kanon der Ewigkeit.
    »Folge den Flämmchen nicht! Es sind nur Irrwische, die uns vom Weg abbringen sollen«, warnte Elda.
    Arminius löste seinen Blick gewaltsam von den verführerischen Flammen. Nach unendlich langer Zeit fanden sie endlich aus dem Moor heraus.
    »Geschafft!«, sagte Elda und atmete auf.
    »Woher weißt du, wo es langgeht?«, fragte Arminius erstaunt.
    »Es ist der kürzte Weg von unserem Hof zu Nehalenia.«
    »Hof nennst du das Kastell deines Vaters?«
    Elda schwang sich gerade auf ihr Pferd, und so entging Arminius der Zorn in ihren Augen.
    »Du hast recht. Unser Gehöft gibt es nicht mehr, genauso wie euer Hof nicht mehr da ist.« Und etwas leiser fügte sie hinzu: »Und auch mein Vater ist tot, ebenso wie deiner! Ach, Arminius, was ist nur geschehen? Wie hat die Zeit nur alles verdorben? Können wir nicht noch einmal Kinder sein? Oder viel besser: Können wir nicht ewig Kinder bleiben, die am Bach während der hohen Thingtage miteinander spielen?«
    Was hätte er darauf erwidern können? Aber Elda erwartete auch keine Antwort.
    Nun war es nicht mehr weit bis zum Anwesen der weisen Frau. Sie durchquerten einen Hain und tauchten wieder ein in einen dunklen Wald. Dann lichtete sich der Forst, und sie gelangten an einen tiefschwarzen Weiher. Am Ufer stand eine runde Hütte, aus der gekräuselter weißer Rauch aufstieg. Das Getrappel und Gewieher ihrer Pferde hatte sie Nehalenia ankündigt. Als Elda und Arminius näher kamen, öffnete sich knarrend die schiefe Eingangstür, und die weise Frau trat aus dem Haus, gefolgt von Ansar und Heban. Trotz der Dunkelheit konnten die Neuankömmlinge deutlich erkennen, wie die Erleichterung ihre Mienen entspannte.
    »Dank dir, Tyr, dass du beide wohlbehalten zurückgebracht hast!«, rief Nehalenia.
    Arminius sprang vom Pferd und umarmte sie. »Anfangs hatte ich das Gefühl, dass du mich nach Rom begleitet hast. Aber eines Tages warst du verschwunden.«
    Sie strich ihm zärtlich durchs Haar, als sei er ihr Sohn, und er ließ es nicht nur geschehen, sondern genoss es, als hießen ihn die Hände seiner Mutter in der Heimat willkommen, so wie er es sich erträumt hatte. Es bedeutete Trost, einen unaussprechlichen Halt in all dem Irrsinn.
    »Ich musste dich doch allein lassen, weil du nur so zum Römer werden konntest.«
    »Aber warum?«
    »Nur als Römer wirst du unsere Freiheit beschützen können. Aber jetzt kommt rein. Und erzählt.«
    Sie gingen ins Haus. Nehalenia bereitete für Elda und Arminius, die völlig erschöpft waren, einen kräftigen Kräutertrunk, der sie innerlich aufwärmte, und zur Stärkung folgte eine Hühnerbrühe. Derweil berichteten sie abwechselnd von der Verfolgung der Prätorianer und dem Kampf am Hohlweg. Was nach dem Bad im Weiher geschehen war, behielten sie allerdings für sich.
    »Man wird die Prätorianer bald vermissen«, mutmaßte Arminius.
    »Und man wird dich mit ihrem Verschwinden in Verbindung bringen. Denn ihr Auftrag war es ja, deine Eltern zu ermorden«, fügte Elda hinzu.
    »Schlaft jetzt«, sagte Nehalenia entschieden. »Ihr müsst euch ausruhen. Wir werden morgen früh weiterreden. Alles

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