Arminius
zurückreist.«
»Saturnina ist die Tochter unseres verehrten Sentius Saturninus. Und hier ist Marcia, die Tochter unseres verehrten Steuerpächters, des Ritters Lucius Marcus Lupus. Da sie eine jüngere Schwester gleichen Namens hat, wird sie die große Marcia genannt.«
»Wie die große Germania«, spottete Popea und brachte Marcia zum Erröten.
Arminius gefiel die Schüchternheit des Mädchens. »Man kann als Steuerpächter in Germanien reich werden? Ich dachte immer die Germanen zahlen keine Steuern«, fragte er Marcia.
»Meinem Vater gelingt es, seit er im Bündnis mit einigen Barbarenfürsten steht.«
Arminius begriff, dass sie glaubte, er sei römischer Herkunft. Das wollte er ausnutzen. »Ich sehe deinen Becher leer. Komm, holen wir uns etwas zu trinken.«
»Ja, aber nicht zu viel.«
Er spürte, dass sie nicht wegen des Weins mit ihm zu gehen gewillt war, und reichte ihr galant den Arm. Sie hakte sich ein.
»Die Damen werden uns entschuldigen«, sagte Arminius lächelnd.
»Ungern, äußerst ungern.« Popea bemühte sich zwar, die Form zu wahren, doch der Anflug von Rot verriet den Zorn, der in ihr hochstieg.
»Da wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen. Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach«, lachte Velleius.
Popea zog eine Augenbraue hoch. »Den Spatz in der Hand? Bilde dir nicht zu viel ein, mein Freund. Aber auch Eingepökeltes soll ja nahrhaft sein.«
Im Weggehen zwinkerte Arminius Velleius dankbar zu und durchquerte mit Marcia am Arm den Saal.
»Ist Popea deine Freundin?«
»Um die Wahrheit zu sagen, man hat hier nicht viel Auswahl.«
»Oh, Germanicus erzählte mir, dass er vor einem Jahr hier eine Germanin getroffen hatte, mit der man sich gut unterhalten konnte.«
»Das könnten einige sein. Aber ich habe keinen Kontakt zu ihnen. Sie bleiben eher unter sich«, sagte Marcia und fuhr lachend fort: »Sie glauben, dass sie ihre Unschuld verlieren, wenn sie ein Römer auch nur ansieht.«
»Also kennst du keine Germaninnen?«
»Ich bin keine Kupplerin!«
Nun musste Arminius herzlich lachen. »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Aber alles ist so neu für mich. Ich sehe Römer und Germanen zusammen feiern, als hätte nicht vor Jahren Krieg geherrscht.«
»Ja, es hat sich viel verändert. Die Männer machen Geschäfte miteinander, gelegentlich trifft man sich zu gemeinsamen Festen, aber eigentlich bleiben Römer und Germanen noch unter sich, obwohl sich das langsam ändert.«
»Also kennt meine kleine Kupplerin nun Germaninnen, mögen sie jung und schön oder halt und hässlich sein?«
»Nein, bis auf eine Ausnahme.«
»Und die wäre?«
»Elda, die Tochter des Segestes.«
Arminius zuckte zusammen. So nah wie in diesem Augenblick war er der Freundin in all den Jahren nicht gekommen. Jetzt hieß es, sehr vorsichtig zu sein, denn die überhaupt nicht dumme kleine Römerin durfte nicht merken, dass er sie lediglich aushorchte, sonst würde sie ihn womöglich verärgert stehen lassen, und er erführe gar nichts mehr.
»Und warum kennst du gerade die?«
Marcia machte ein etwas verdrießliches Gesicht. »Notgedrungen.«
»Notgedrungen?«
»Mein Vater macht mit ihrem Vater Geschäfte, außerdem …«
Mit allem Charme, der ihm zu Gebote stand, lächelte Arminius sie an. »Wir müssen nicht über diese Elda reden, wenn sie dich ärgert, reden wir doch lieber über dich, Schönheit.«
Ein bezauberndes Rosa überzog ihre Wangen. »Es hat leider mit mir zu tun. Sie soll meine Stiefmutter werden. Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?«, fragte sie verwundert, denn Arminius war, wie vom Donner gerührt, stehen geblieben.
»Doch, doch, ich war nur überrascht«, stotterte er.
In Marcias Blick wechselte Erstaunen zu Misstrauen. Außerdem ärgerte sie sich, dass sie überhaupt auf dieses Thema gekommen waren.
»Germanicus hat sie mir beschrieben, und danach dürfte sie nicht viel älter sein als du«, brachte Arminius hervor und bemühte sich, seine zitternde Stimme fest klingen zu lassen. War sie hier, war Elda hier auf diesem Fest?
24
»Marcia!«, rief eine herrische Männerstimme.
»Oh, mein Vater«, sagte die junge Frau. »Komm, ich stelle dich ihm vor.« Sie ergriff Arminius’ Hand und zog ihn, keinen Widerspruch duldend, zu einem Mann, der freundlich zu ihnen herüberblickte und dabei winkte. Er unterhielt sich gerade mit Varus und einem Mann und einer Frau, die ihnen den Rücken zuwandten und offensichtlich germanischer Abstammung waren.
»Mein lieber
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