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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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römisch geprahlt, sondern ein ehrliches cheruskisches Wort ist, dann hilf mir, den zum Manne zu bekommen, dem meine ganze Liebe gehört.«
    Der Boden wankte unter Arminius, doch er zwang sich dazu, Haltung zu bewahren. »Abgemacht. Ich verspreche dir, alles dafür zu tun, dass du den Mann bekommst, den du liebst. Wie heißt er?«, fragte er mit dünner Stimme. Sie schaute ihn durchdringend an. Dann lächelte sie spöttisch. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, und er betete, dass sie seinen Namen nennen, dass sie zumindest Ergimer sagen würde.
    »Ansar!«
    Aus der Traum. Irgendein tumber Ansar war es, der ihr Herz in seiner langen Abwesenheit erobert hatte. Arminius stürzte und hörte nicht mehr auf zu fallen. Was hatte er eigentlich gedacht? Dass die Zeit stillstünde? Dass Elda auf ihn gewartet hatte? Um ihr Leben vielleicht als Jungfer zu beschließen? Liebelos? Ehelos? Kinderlos? Er stieß ein bitteres Lachen aus.
    Verblüfft schaute Elda ihn an. Lachte er sie aus? Kannte er etwa Ansar? Nein, das konnte nicht sein. Doch sein Gelächter fand kein Ende, schon bildeten sich vergnügte Tränchen in seinen Augenwinkeln.
    Was war er nur für ein Trottel! Er hatte tatsächlich geglaubt, in Germanien wäre die Zeit stehen geblieben, weil er in der Fremde weilte! Er konnte sich gar nicht genug amüsieren über seine Dummheit, über seine unsägliche Naivität.
    »Du sollst deinen Ansar haben! So wahr ich Arminius bin, ich sorge dafür«, brachte er schließlich prustend hervor.
    Inzwischen fassungslos, starrte Elda ihn an. Sie wusste nicht, dass er über sich selbst lachte. Und wenn er nicht so außer sich gewesen wäre, hätte er gesehen, wie weh es ihr tat, dass er nicht um sie kämpfte.
    »Bei Jupiter, so soll es sein!«, versprach der römische Offizier dem cheruskischen Mädchen.
    »Danke, Arminius.«
    »Gern geschehen!«
    Elda betrachtete sein schönes Gesicht, in dem jungenhafter Charme und männliche Entschlossenheit überaus betörend miteinander wetteiferten. Auf einmal beugte sie sich zu ihm, streifte mit ihren Lippen wie aus Versehen, wie um einen Kuss zu vertuschen, sein Ohrläppchen und flüsterte: »Leb wohl, Ergimer!« Und ging.
    »Leb wohl, Ergimer«, wiederholte er nur für sich. Deshalb also war er nach Hause zurückgekehrt, um den Jungen zu Grabe zu tragen, der er zu einer anderen Zeit und in einem anderen Leben einmal gewesen war? Ergimer war tot, eine ganze Weile schon, und er hatte es gar nicht bemerkt. Nun konnte er zu seinem Vater reisen, nun, da Ergimer nicht mehr existierte und sich mit dem Knaben von einst die Verletzungen im Strom der Zeit auflösten. Nun hinderte ihn nichts mehr daran, endlich heimzukehren – allerdings als ein Fremder.
    Eine Dummheit beging er noch an diesem Abend, er bemühte sich um Marcia. Wie lustig war er, wie heiter, wie charmant, wie eloquent und unterhaltsam. Ein wahrer Tausendsassa! Das arme Mädchen wusste gar nicht, wie ihm geschah, als es so beglückend umworben wurde.
    Die folgenden Tage waren von Arbeit erfüllt. Arminius durfte nicht einmal daran denken, ein paar Tage Urlaub zu nehmen, um seine Sippe zu besuchen. Man wies ihn in die Struktur der Rhenus-Armee ein, besonders natürlich der germanischen Hilfstruppen. Mehrere Vormittage brachte er damit zu, Varus auf seine Bitte hin zu begleiten, wenn dieser auf dem Forum Gericht hielt.
    »Besser als die Legionen wird das römische Recht die Barbaren an uns binden. Brechen wir also deshalb die Macht der Thing-Versammlungen durch die Kraft unserer Gerichtstage«, hatte Varus ihm großsprecherisch erklärt.
    Zumeist verhandelte der Statthalter Streitigkeiten, die am linken Ufer des Rhenus bei den germanischen Stämmen wie den Ubiern vorfielen, deren Romanisierung schon weit fortgeschritten war. Außerdem fiel es keinem Germanen, der im Osten lebte, ein, die lange Reise in die Stadt der Ubier zu unternehmen, nur um dort seine Händel klären zu lassen. Diese Leute nahmen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand oder brachten sie in schweren Fällen vor die Ratsversammlung ihres Stammes, das Thing. So hielten sie es schon seit ewigen Zeiten.
    Für Varus hingegen bedeuteten die Gerichtstage in der Stadt nur einen Anfang. Sobald das Wetter sich besserte, beabsichtigte er, in das Gebiet der Barbaren zu reiten. Er wollte von Weiler zu Weiler ziehen, um Recht zu sprechen und dabei den Barbaren die römischen Gesetze einzuhämmern.
    So brachte Arminius ein paar lange und langweilige Tage bei den Gerichtsverhandlungen des

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