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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Ausgang eines Spiels wegen eines Bauern.« Meine Stimme klang hohl und brüchig.
    »Wenn Sie ein Bauer sind, stimmt das in der Tat. Aber manchmal stehen auch Bauern so wichtig, dass sie es wert sind, ein Risiko einzugehen.«
    So hört sich also ein Todesurteil an, schoss es mir durch den Kopf. Diesen Gedanken verdrängte ich aber so schnell und gut, wie es nur irgendwie gehen mochte. Er würde sicher nicht bei einem Mord dabei sein und wenn, dann schon gar nicht in so einer Gegend, in einem Wohnhaus, wo es Dutzende Zeugen geben würde. Mein Argument war gut, beruhigte mich aber nur wenig.
    »Lassen wir das, Sie werden nicht extra aus Russland eingeflogen sein, um mit mir über Schach zu sprechen. Fragen Sie, ich werde antworten.«
    Er gab Boxer einen Wink, der bewegte sich geschmeidig einen Schritt nach vorn, bis an die Tischkante, ließ die rechte Schulter ein wenig sinken und beschrieb mit seiner Hand einen perfekten Bogen. In der Luft ballte sich die Hand zur Faust. Auch Muhammed Ali hätte dem Schwinger nicht ausweichen können. Zwischen dem Nicken des Chefs, über die Schlagauslösung bis hin zum Treffer hätte nicht der Lidschlag einer Libelle gepasst, wie Siggi Bergmann es formuliert hat. Irgendwie konnte ich noch meine Nackenmuskeln spannen, als mich die Faust des Boxers wie ein Hammer traf. Genau in die Beuge zwischen Hals und Schlüsselbein. Kurz darauf war alles schwarz.
    Als die Lichter wieder angingen, litt ich wie ein Hund. Das Zentrum der Lehre des Buddha ist, dass Leiden nur eine Täuschung darstellt, und Schmerzen als Teil des Leidens somit auch nicht wirklich, sondern nur ein wesenloser Traum sind. Für diese Lehre spricht einiges, die Argumente meines Körpers hingegen, der hartnäckig darauf bestand, den Schmerz ernst zu nehmen, legten laut vernehmlich Widerspruch dagegen ein. Mein Mund war voller Blut, irgendwo hatte ich hineingebissen, bis sich die Zähne berührten und ich hoffte mit ganzer Seele, dass ich mir nicht die Zunge abgebissen hatte. Ich spuckte das Blut auf meinen Teppich, der sich nur ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht befand. Irgendwie war ich wohl von der Couch auf den Boden gerollt. Als ich meinen Kopf aus dem blutnassen Gemisch heben wollte, ging das nicht. Meine ganze linke Seite war gefühllos. Nein, sie war taub, besser gesagt, tot. Ich war mir nicht mehr sicher, ob dort überhaupt noch etwas war. Es fühlte sich an, als ob an die 20 Kilo fremdes Fleisch an mir hingen.
    Ich richtete mich mühsam auf und wuchtete meinen Körper zurück auf das Sofa. Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich wieder einigermaßen meine Seele in meinem Körper verankert hatte. So richtig kaputtgegangen war nichts, aber alles fühlte sich irgendwie defekt an.
    »Sie sprechen nur, wenn ich direkt eine Frage an Sie richte.«
    Statt einer Antwort schluckte ich das lauwarme Blut hinunter, das meine Mundhöhle zu füllen begann.
    »Wir wissen, dass Sie Slupetzky nicht getötet haben. Deswegen müssen Sie nicht lügen. Sie haben den Toten nur gefunden und wollen da Ihre eigene Sache durchziehen und das entspricht nicht unseren Vorstellungen. So einfach ist das.«
    Er unterbrach für einen Moment. »Also, was haben Sie aus der Wohnung mitgenommen, in der Sie ihn gefunden haben und wem gehörte der Wagen, in dem Sie weggefahren sind?«
    »Slupetzkys Computer, sein Handy, ein paar Briefe und die Mordwaffe.« Es fiel mir schwer, mich zu artikulieren, aber der Russe verstand trotzdem.
    »Die werden Sie uns geben. Wem gehörte der Wagen? Ich frage zum letzten Mal.« Er wies mit dem Kopf auf Augenbraue.
    »Ich werde Ihnen die Mordwaffe geben, dafür lassen Sie den Wagen aus der Sache heraus. Der geht nur mich was an.« Bei diesen Worten rann mir das Blut aus dem Mund und lief mir über das Kinn, um in meinen Schoß zu tropfen.
    »Sie werden uns alles sagen, was Sie wissen, und uns die Mordwaffe aushändigen.«
    »Dort, wo ich die Waffe aufbewahre, bekommen Sie sie nur, wenn ich lebe und alles unverdächtig ist. Selbst wenn ich Ihnen erklären würde, wo das ist, würde Ihnen das nichts nutzen. Wagen gegen Waffe oder gar nichts.«
    Das war ein Bluff, ich war mit 2 und 6 All-In gegangen. Der Chef lächelte mich an. Bewegte sich aber nicht und sagte auch nichts.
    »Sie können Augenbraue jetzt das Zeichen geben. Ich habe wieder gesprochen, ohne gefragt zu werden.« Ich wischte mir das trocknende Blut vom Kinn.
    Er hob den Kopf, drehte ihn nach hinten und sagte etwas, worauf Boxer und die zwei Schränke

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