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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wie sie. Und sie sprachen auch nicht von ihrer Sorge, sie könne allzu bald Ajanis Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Jack hatte auf den speziellen Juckreiz unter seiner Haut gewartet, der einen Neuzugang stets ankündigte. Er hatte sich schon oft gefragt, ob Ajani das Gleiche empfand. Andererseits deutete nichts darauf hin, dass Ajani mehr war als ein Wastelander, der die Arrivals als besonders brauchbare Arbeitskräfte betrachtete. Jack dagegen fühlte sich stets an einen konkreten Ort gezogen, in der Regel nicht weit von der Stelle, an der das letzte Gruppenmitglied gestorben war. Doch auch ohne diesen besonderen Sinn hätte Jack gewusst, dass er Ausschau nach einem Neuzugang halten musste. Mary war zwar erst seit etwas über einer Woche tot, aber der Nachfolger traf fast immer innerhalb eines Monats ein. Denn so lief die Sache: Wenn einer von ihnen endgültig starb, kam jemand anderer im Wasteland an. Die einzige Merkwürdigkeit bestand darin, dass Chloe viel früher eingetroffen war als sonst üblich.
    Edgar unterbrach Jacks Überlegungen. »Brauchst du mich für etwas Bestimmtes?«, fragte er. Sein Ton sagte, was seine Worte nicht ausdrückten: Er hatte nichts Besonderes im Sinn, aber wenn Jack etwas von ihm wollte, würde er seinem Wunsch entsprechen. Das war eine der angenehmen Seiten von Edgar: Bei ihm brauchte man nie lange zu raten.
    Jack dachte darüber nach. Manchmal hatte er ein besseres Gefühl als andere dafür, was mit den Neuen anzufangen war. Bei Edgar hatte Jack fast sofort gewusst, dass er ihn von Waffen fernhalten musste, bis er verstanden hatte, dass die Arrivals keine Bedrohung für ihn darstellten. Vor einigen der anderen – Menschen, die inzwischen lange tot waren – hatten sie die Waffen verstecken müssen, damit sie sich selbst nichts antaten. Chloe passte in keine dieser Kategorien.
    »Im Moment nicht«, sagte Jack. »Vielleicht kannst du morgen mit Katherine weggehen, damit ich mit Chloe reden kann, ohne dass sie um uns herumschleicht und mir keine Ruhe lässt.«
    Edgar nickte.
    »Ich weiß nicht, ob sie davon erzählt hat, aber Daniel war in Covenant.« Jack sprach leise.
    »Sie hat es noch nicht erwähnt.« Edgars typische Ruhe geriet ein wenig ins Wanken. Seine Nasenflügel blähten sich, und er presste die Lippen fest zusammen. Dann war der Ausdruck von einer Sekunde zur anderen verschwunden. »Etwas Interessantes passiert?«, fragte er mit täuschend ruhiger Stimme.
    »Katherine hat auf ihn geschossen«, begann Jack und fasste dann zusammen, was er von der Begegnung mitbekommen hatte. Kurz hielt er inne. »Er hat sie gewarnt, Ajani sei in letzter Zeit noch verrückter als sonst«, setzte er hinzu. »Ich vertraue meiner Schwester, aber sie ist viel zu nachsichtig mit Daniel.«
    »Das bin ich nicht.«
    »Ich auch nicht.« Aus Gewohnheit klappte Jack die Trommeln seiner Revolver aus. Weder die Silberkugeln in der rechten Pistole noch die aus kaltem Eisen in der linken waren von großem Nutzen im Kampf gegen Dämonen, aber im Dunkeln liefen noch jede Menge anderer Monster herum.
    Schweigend reichte Edgar ihm eine der Flinten, die sie am Grenzzaun für Patrouillen vorrätig hielten – oder zur Gegenwehr bei Infiltrationsversuchen. Jack nahm sie, kippte den Lauf auf, um zu überprüfen, ob sie geladen war, und ignorierte dabei Edgars leises Schnauben. Sie wussten beide, dass die Waffe geladen war, und beide waren sich klar darüber, dass keiner von ihnen in die Dunkelheit hinausgehen konnte, ohne sich selbst davon zu überzeugen. Die Gewohnheit war stärker als das Vertrauen zwischen ihnen.
    »Ich bin in zwei Stunden zurück«, erklärte Jack und verließ das Lager. Wenn er konnte, patrouillierte er allein. Die restlichen Mitglieder der Gruppe arbeiteten für gewöhnlich zu zweit, aber Jack brauchte seinen Freiraum, besonders nach einem Todesfall. Jeder von ihnen ging auf seine eigene Art mit Niederlagen um. Manche schienen gar nicht auf die Verluste zu reagieren, aber Jack vermutete, dass Kitty und er jeden Tod stärker empfanden, weil sie am längsten hier waren. So viele Menschen waren gekommen, zu so etwas wie einem Teil ihrer Familie geworden und dann gestorben.
    Jack konnte sich keinen Reim darauf machen und war sich nicht sicher, was nach diesem Leben kam oder ob ihre Handlungen einen Einfluss darauf hatten. Alle erwarteten Erklärungen von ihm, von denen er nicht mehr glaubte, sie je zu finden. Das Einzige, das er wusste, war – und das galt in der Welt, die er einst gekannt

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