Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Sanddünen gab noch etwas, das nach Baumwollfeldern aussah.
Sie konnte nur den Kopf bewegen. Vom Hals abwärts prickelte ihr Körper. Sie versuchte, die Beine zu bewegen oder sich aufzusetzen, aber alles, was passierte, war ein merkwürdiges Zucken, als gebe ihr Körper sich Mühe, könne die Bewegungen aber nicht ausführen. Sie spürte, wie der Schweiß über ihre Haut rann, als krabbelten kleine Insekten auf ihr herum, aber sie konnte sich nicht rühren, um ihn abzuwischen.
Chloe versuchte, die Panik abzuwehren, indem sie betrachtete, was sie von ihrer Umgebung sehen konnte. Rechts von ihr befand sich ein kahles Stück Wüste, das von einem stabilen, aber eigenartig aussehenden Metallzaun umgeben war. Eine unbefestigte Piste aus Erde und Sand verlief zwischen der Wüste und dem Feld. Auf den Baumwollpflanzen wuchsen weiße Büschel, aber sie sahen nicht annähernd so kratzig aus wie richtige Baumwollsträucher.
Der Himmel über ihr sah … falsch aus. Zum größten Teil war er blau, wie es sich für einen Himmel gehörte, aber die Sonne stand hoch über ihr, als wäre es Mittag, obwohl das Blau von roten und violetten Streifen durchzogen war, als gehe die Sonne unter. Als sie ihren Blick nach links wandte, runzelte sie die Stirn: Am Himmel waren zwei Monde zu erkennen.
Je gründlicher sie sich umsah, desto überzeugter war sie, dass sie unter Halluzinationen litt. Allerdings war es lange her, dass sie auch nur einen Joint geraucht oder gar etwas anderes genommen hatte, etwas, das so farbige Halluzinationen hervorrufen konnte. Gestern Abend hatte sie zum ersten Mal seit Langem wieder getrunken, aber solche heftigen Folgen waren eher unwahrscheinlich. Schließlich hatte sie keinen Schwarzgebrannten getrunken. Im Gegenteil, in der Bar, die sie besucht hatte, wurde sogar zum Mixen exquisiter Alkohol verwendet.
Die Fähigkeit, sich zu bewegen, schien vom Kopf nach unten zu wandern. Chloe wackelte mit den Fingern und reckte die Arme. Das Prickeln, mit dem die Taubheit wich, war ihr willkommen. Sie betastete den Anhänger, den sie an einer Halskette trug. Ihre Tante hatte ihn ihr geschenkt, als sie fünf Jahre trocken gewesen war – ein Zustand, den sie gestern Abend beendet hatte.
Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war ein grotesk überteuerter Drink in einer Bar voller Anzugträger. Normalerweise nicht ihre Art von Lokal, aber es war die erste Bar gewesen, die sie gesehen hatte, nachdem sie ihren Verlobten Andrew und ihre Chefin überrascht hatte, wie sie gerammelt hatten wie wilde Karnickel. Sie hatte ihr Apartment verlassen, in das er erst vor einem Monat eingezogen war. Nicht einmal die Tür hatte sie zugeknallt. Sie hatte die beiden in ihrer Wohnung weitervögeln lassen und war ein paar Stunden umherspaziert, bis das warme Licht einer Bar sie angelockt hatte. Es war lange her, dass sie überhaupt in Versuchung geraten war, wieder zu trinken. Aber die andere Möglichkeit wäre gewesen, nach Hause zu einem Bett zu gehen, in dem sie jetzt nicht mehr schlafen konnte. Bis dahin hatte sie die Bilder klar vor Augen: wie sie in die Bar getreten war, mehrere Drinks bestellt und Andrews Anrufe ignoriert hatte. Danach war alles leer, bis sie an diesem unbekannten Ort aufgewacht war.
»Ich habe dir ja gesagt, dass sie hier draußen sein muss«, erklärte eine Männerstimme.
Chloe wandte den Kopf und erblickte einen Mann, der aussah, als wäre er aus einer etwas merkwürdigen Westernserie herausspaziert. Gekleidet war er in geflickte braune Hosen und ein einfaches, durchgeknöpftes Hemd.
»Bilde dir bloß nichts ein, Jack.« Die Frau, die neben ihn trat, trug einen eigenartigen Rock, der vorn bis über die Knie gerafft war, aber hinten bis auf die Knöchel hinabhing. Durch den merkwürdigen Schnitt war ein Paar abgetragene rote Lederstiefel zu sehen, die bis zum Knie geschnürt waren. Über dem komischen Rock trug sie eine enge, tief ausgeschnittene Bluse, die mehr Busen zur Schau stellte als der gewagteste Badeanzug, den Chloe besaß.
Die Frau streckte Chloe eine Hand entgegen. »Kitty mein Name.«
»Ich bin Chloe, und das ist eine sehr lebhafte Halluzination«, erklärte ihr Chloe.
»Und das ist Jack … Er ist ein Idiot«, fuhr Kitty fort, als hätte Chloe gar nichts gesagt. Sie streckte ihr weiter die Hand entgegen. »Komm jetzt. Das Aufstehen tut weh, egal, wie lange man damit wartet.«
Als Chloe sich nicht rührte, beugte sich die Frau vor, packte sie an der Hand und zog sie auf die Füße.
Chloes
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