Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
Vom Netzwerk:
die Leichen meiner Komplizen in die Zisterne zu schleifen.
     
    Samstag, 22 Uhr 40
    Um Straßensperren zu umfahren, mussten wir kleinere, oft unasphaltierte Straßen benutzen. Schließlich hielt ich, schaltete eine kräftige Taschenlampe an und gab den anderen Zeichen, mir zu folgen. Das verlassene Bauernhaus lag in tiefem Dunkel. Kurz regte sich niemand von den anderen. Dann steckten alle die Hände in die Taschen, und der Kontakt mit den Abzügen ihrer Pistolen beruhigte sie so weit, dass sie ins Haus kamen. In der Küche zündete ich die Campinglampe an, sagte zu den Spaniern, sie sollten das Geld auf den Tisch legen, und bewegte mich in Richtung meines Verstecks hinterm Kamin.
    Anedda eröffnete das Feuer zu früh und versaute alles. Er traf Pepe in die Brust und schoss Javier in die Seite. Allerdings waren Francisca und die Kroaten noch gar nicht richtig in der Küche. Sie zogen sich durch den Flur aus dem Schussfeld zurück. Ich griff die abgesägte Flinte und neigte mich vorsichtig aus der Türöffnung, bereit zum Losfeuern. Aber mich empfing ein Kugelhagel, ich musste in Deckung gehen. Javier jammerte leise. Ich nahm die Pistole und gab ihm den Gnadenschuss.
    »Du hast Scheiße gebaut«, zischte ich wütend Anedda zu, der inzwischen durchs Fenster hereingekommen war.
    »Wir haben das Geld.« Er deutete zu den Säcken auf dem Tisch. »Jetzt gehen wir raus und beenden die Sache«, fügte er hinzu und löschte die Lampe.
    Aber wir saßen im Haus in der Falle, denn die Kroaten hatten die Gewehre mit den Nachtsichtgeräten aus dem Wagen mitgenommen. Geschützt von der Dunkelheit, konnten sie uns im Visier behalten, und wir sahen gar nichts.
    »Sie haben uns am Arsch.«
    »Wir müssen verhandeln«, riet der Bulle.
    »Wozu sollen wir uns gegenseitig umlegen«, rief ich. »Wir geben euch die Hälfte vom Geld und dann ciao!«
    »Alles Geld«, rief der Kroate. »Du kannst nicht verhandeln.«
    »Wir halten bis morgen durch, dann könnt ihr euch eure Nachtsichtgeräte in den Arsch stecken.«
    Er antwortete nicht. Offenbar besprachen sie die Situation.
    »Was ist mit der Spanierin?«, fragte Anedda.
    Stimmt ja. Francisca. »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Entweder haben sie sie schon kaltgemacht, oder sie hat sich irgendwo in der Nähe versteckt.«
    »Was tun wir?«
    »Wir bleiben in Deckung, mehr können wir nicht tun. Du sicherst die Tür, ich das Fenster.«
    Romos Stimme unterbrach uns: »Okay. Werft zwei Säcke raus, dann gehen wir.«
    »Schlaues Kerlchen«, kommentierte Ferruccio.
    »Red keine Scheiße, sonst machen wir es uns hier bis morgen gemütlich«, rief ich. »Das Geld gibt’s gegen eure Gewehre. Und keine weiteren Diskussionen.«
    »In Ordnung.«
    Die nächsten zehn Minuten vergingen mit Verhandlungen, wie die Übergabe vonstatten gehen sollte. Endlich lagen die beiden Dragunovs und die Geldsäcke nebeneinander vorm Haus. Erst jetzt machte ich die Taschenlampe wieder an und zerteilte die Dunkelheit mit dem Lichtstrahl, bis ich Romo und Tonči sah, die hinter einem der Wagen in Deckung saßen. Aber sie waren nicht allein. Černi hatte Francisca bei den Haaren gepackt und hielt ihr ein Messer an die Kehle. Der andere hielt uns mit einer Pistole in Schach und ihn wiederum Anedda, der ihn nicht aus dem Visier der Pumpgun ließ.
    Der Kroate grinste. »Ihr geht. Wir bleiben hier und machen uns mit spanische Hure gute Zeit.«
    Mit einem Kopfrucken versuchte Francisca, sich die Kehle an dem Messer aufzuschlitzen. Aber sie hatte kein Glück. Romo schlug ihren Kopf gegen den Wagen, sie rutschte ohnmächtig zu Boden. Die beiden Ustaša-Kämpfer kannten gewiss Mittel und Wege, um sie wieder zu sich zu bringen.
    »Und jetzt?«, fragte ich Ferruccio leise.
    Er zuckte mit den Schultern. »Die Spanierin muss sowieso sterben. Während die beiden sie sich vornehmen, machen wir sie fertig. Die beiden Geldsäcke gehören jedenfalls uns.«
    »Hast du einen Plan?«
    »Nein, aber eine Idee: Wir unterhalten uns mit Luana.«
    »Sehr gut. Die weiß sicher, wo die beiden Schweinehunde sich verstecken werden.«
    »Was ist?«, rief der Kroate.
    »In Ordnung, wir ziehen ab«, sagte ich laut. »Aber wir dürfen die Leichen nicht rumliegen lassen. Bevor ihr geht, müsst ihr sie in die Zisterne hinterm Haus werfen.«
    »Kein Problem«, antwortete Černi.
    »Jetzt geht von den Autos weg«, befahl ich.
    Ich lief zum Punto, raste im Rückwärtsgang zu Anedda hin, der mir Deckung gab, ließ ihn einsteigen und trat das Gaspedal

Weitere Kostenlose Bücher