Arrivederci amore, ciao
durch.
Sonntag, 1 Uhr 25
Luana ging in der Via Novara beim Stadion San Siro auf den Strich, aber in dieser Nacht hatte sie noch niemand gesehen.
»Die ist zu Hause«, sagte ich zum x-ten Mal.
Wir fuhren zwar mit Aneddas Auto, und er hätte den Dienstausweis der Spezialeinheit vorweisen können, aber ich fühlte mich nicht sicher, solange ich bis an die Zähne bewaffnet und mit zwei Säcken voller Geld herumfuhr. Ihm war das egal. Er fühlte sich unverwundbar. Er fuhr langsam und suchte die Bürgersteige ab, auf denen überall osteuropäische Nutten standen. Das war ihre Gegend.
»Sie ist ganz sicher zu Hause und wartet auf die beiden«, wiederholte ich nochmals.
»Gut, fahren wir hin. Ich hätte sie lieber auf der Straße kassiert.«
Zwanzig Minuten danach wollte ich auf die Klingel ihrer Wohnung drücken. Der Bulle bremste mich mit einer Handbewegung. Er trat einen Schritt zurück und verpasste dem Türschloss einen Fußtritt. Die billige Tür sprang krachend und splitternd auf. Er ging hinein, die Pistole in beiden Händen schussbereit vorm Leib. Ich zog ebenfalls den Revolver und folgte ihm. Luana Bazov, aus Vukovar geflohen, befand sich im Schlafzimmer und packte die Koffer. Als sie uns sah, erstarrte ihr Gesicht zu einer Maske des Entsetzens.
»Tu ihr weh«, befahl mir Anedda.
Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Ich tat so, als wollte ich ihr ins Gesicht schlagen, so dass sie die Hände abwehrend nach mir ausstreckte. Ich packte einen ihrer Finger und drehte ihn rasch so um, dass er brach. Ihr blieb vor Schmerzen die Luft weg. Ich schubste sie aufs Bett. Ferruccio setzte ihr die Pistole auf die linke Brust, direkt über dem Herzen.
»Nutte ist Nutte, tot oder lebendig. Wie ist es dir lieber?«
»Lebendig«, schluchzte die junge Frau.
»Wo verstecken sich Romo und Tonči?«
»Ich weiß nicht, wo sie sind«, antwortete sie verzweifelt.
»Also tote Nutte«, grinste der Bulle und spannte den Hahn der Pistole.
Sie fürchtete sich vor den beiden Killern mehr als vorm Tod. Die Ustaša-Kämpfer und ihre Freunde konnten sich an ihrer Familie rächen.
Ich beugte mich über sie. »Wenn du uns hilfst, sie zu finden, bringen wir sie um. Dann siehst du sie nie mehr wieder, und niemand weiß, dass du mit ihrem Tod zu tun hast.«
»Wirklich bringt ihr um Schwein von Romo?«
Meine Rechnung war aufgegangen. Ich lächelte sie komplizenhaft an. »Ja.«
Luanas Gesicht bekam wieder Farbe, sie setzte sich hin und erzählte uns, dass sie die beiden in einer anderen Wohnung erwarten sollte, die sie vor ein paar Tagen gemietet hatte. Dort wollten sie sich verstecken, bis der erste Wirbel sich gelegt hatte. Dann mit dem Zug nach Genua und per Schiff direkt nach Paraguay. Černi hatte beschlossen, dass sie zu ihm gehörte und ihm überallhin folgen müsse, aber sie hasste ihn. Sie nannte uns die Adresse, gab uns die Schlüssel und verriet uns das Klingelzeichen. Einmal kurz, zweimal lang.
»Und du verschwindest aus Mailand«, riet ihr Anedda. »Wenn ich dich noch einmal sehe, bist du tot.«
Ich deutete auf die Frau. »Sollen wir wirklich eine Zeugin leben lassen?«
Er sah Luana an. »Über diese Sache zu reden, wäre das Dümmste, was sie tun kann.«
»Sie könnte die beiden anderen warnen.«
Er schüttelte den Kopf. »Wird sie nicht.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich finde, das ist ein unnötiges Risiko. Aber egal, du bist der Boss.«
Im Hinausgehen drehte ich mich nochmal zu der Nutte um. »Du hast Glück, dass du noch lebst. Pack dir Eis auf den Finger und geh zum Arzt.«
Vor Erleichterung, dass sie dem Tod entgangen war, brach sie in Tränen aus. Ferruccio, der Bulle, lächelte zufrieden über seine Großmütigkeit. Eine Riesendummheit. Huren darf man nie trauen. Aber ich wagte nicht, noch etwas zu sagen. Vergebliche Mühe. Er würde sich nicht umstimmen lassen.
»Jetzt schnell«, sagte Ferruccio, als wir im Wagen saßen. »Wir müssen vor ihnen dort sein.«
»Wie willst du sie in der Wohnung fertigmachen? Wir können in dem Haus keine Schießerei riskieren.«
»Hast du die Pistole mit dem Schalldämpfer?«
»Die ist bei der Witwe. Ich wusste nicht, dass ich sie heute brauche.«
»Dann müssen wir es ohne schaffen.«
Wir parkten ein Stück entfernt und näherten uns vorsichtig dem Haus, kontrollierten aufmerksam die parkenden Autos. Weder der Renault noch der Escort waren zu sehen. Ich klingelte an der Tür, einmal kurz, zweimal lang. Eine Minute später betraten wir die Wohnung, die
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