Arrivederci amore, ciao
Pistolen im Anschlag. Leer. Bis auf die Koffer der beiden Ustaša-Kämpfer. Wir durchsuchten sie hastig. Kleidung, drei Pistolen und ein paar Schachteln mit Munition.
Anedda zeigte auf eine davon, die denselben Typ Patronen enthielt, mit denen die Kroaten die beiden Geldboten erschossen hatten. »Die finde ich, wenn ich mit meinen Männern diese Wohnung durchsuche, und dann kann ich absolut sicher darauf schließen, dass das die Leichen der beiden Scharfschützen sind. Gut für meine Karriere.« Er rieb sich erfreut die Hände.
Ich sah ihn bewundernd an. »Du traust dich was. Und wie willst du die Wohnung ›entdecken‹?«
»Der Klassiker: dank eines Hinweises.«
»Klar. Damit könnt ihr Bullen alles erklären.«
»Beklag dich nicht. Denk lieber daran, dass sich auf diese Weise die Ermittlungen endgültig auf die Ustaša richten werden und wir aus dem Schneider sind.« Er sah auf die Uhr. »Unsere Freunde dürften mittlerweile mit der Kleinen fertig sein. Wir sollten uns bereitmachen, sie hier zu empfangen.«
In der Küche drehte er den Tisch um und brach ein Bein ab. »Wir machen das nach der Ruanda-Methode. Schnell, leise, tödlich.«
Zwanzig Minuten später klingelte es dreimal. Ich machte auf. Romo kam als Erster herein, gefolgt von Tonči. In den Händen hatten sie die Gewehrfutterale und die Geldsäcke. Bevor sie es sich versahen, hatten sie die Läufe unserer Pistolen im Genick.
»Hinknien, die Hände hinterm Kopf verschränkt«, befahl Anedda.
Romo gehorchte sofort, sein Freund brauchte keine Übersetzung. Ich ließ ihnen keine Zeit zum Nachdenken, sondern legte die Pistole beiseite, nahm das Tischbein, holte aus und schlug es mit aller Kraft Černi über den Schädel. Dann holte ich nochmals aus und zog Tonči Zaninović eins über. Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete den Schauplatz: zwei Körper am Boden, mit eingeschlagenen Schädeln, Blutspritzer an den Wänden, auf meinen Schuhen und auf Aneddas Hosenbeinen.
Der Bulle tastete nach ihren Schlagadern. »Sie leben noch.« Ich zischte einen Fluch zwischen den Zähnen hervor und durchsuchte ihre Koffer. Dann brachte ich den Gürtel eines Bademantels und eine Schlafanzughose.
»Kümmer du dich um den anderen«, sagte ich und legte Romo ein Pyjamabein um den Hals.
Wenn man einen Tatort zu schnell verlässt, übersieht man womöglich irgendein Detail, mit dem man die Ermittlungen auf sich lenkt. Anedda und ich bedienten uns in der Garderobe der Toten und zogen uns um. Unsere Kleidung verschwand samt Gürtel, Pyjama und Tischbein in einem Abfallsack, den wir in einem anderen Stadtteil wegwerfen würden. Der Bulle suchte nach Spuren. Falls es denn welche gab. Wegen Fingerabdrücken brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, wir hatten Handschuhe benutzt. Aber die Profile unserer Schuhsohlen waren klar und deutlich auf dem Fußboden zu sehen. Ich suchte Eimer und Putzlappen und beseitigte das Problem. Endlich gingen wir zufrieden. Anedda würde am nächsten Abend wieder hier herkommen, diesmal in einer blauen Jacke mit der Aufschrift »Polizei« auf dem Rücken.
Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich ihm wirklich trauen konnte. Jetzt brauchten wir die Beute nur noch durch zwei zu teilen. Vielleicht bekam er doch noch Lust, alles allein zu behalten. Als wir ins Auto stiegen, steckte ich die Hand in die Tasche und griff den Knauf der Pistole. Die Bewegung entging ihm nicht, aber er ließ sich nichts anmerken.
»Wann willst du die Witwe beseitigen?«, fragte er.
»Dienstag, bevor ich aus Mailand weggehe.«
»Das könnte zu früh sein. Morgen im Dienst sehe ich, wie die Stimmung so ist. Warte meinen Anruf ab, bevor du was unternimmst.«
»Gut.«
»Das Geld behältst du. Wir teilen es auf, bevor du abreist. Gleich nachdem du deine Gastgeberin versorgt hast.«
Ich schluckte vor Überraschung. »Machst du Witze?«
»Nein. Ich kann mich auf dich verlassen, du würdest nie wagen, mich reinzulegen. Das kannst du dir nicht erlauben.« Er hatte recht. Er würde mich überall auftreiben. »Wirf die Säcke weg und verstau das Geld in Reisetaschen.«
In der Wohnung der Witwe herrschte tiefe Stille. Wie immer. Wenn der Fernseher nicht lief, war es, als ob niemand zu Hause wäre. Das Telefon klingelte nie, das Handy nur selten. Anrufe von früheren Kunden, die sich Sorgen machten, weil sie in diesem oder jenem Hotel nicht mehr anzutreffen war. Diese Frau war herzzerreißend einsam, und Einsamkeit war das Einzige im Dasein, das mir Angst
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