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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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einen Moment Zeit für uns?«
    Scheinbar überrascht blickte die Frau zu ihr hoch. »Wer sind Sie?«
    Jenny stellte sich vor. »Wir haben einige Fragen wegen des Todes Ihres Sohnes.«
    Die Frau blickte sie aus weit aufgerissenen Augen an. »Marc. Der arme, arme Junge!« Ihre Augen waren leicht gerötet. Zumindest einer schien in diesem Haus zu trauern.
    Irritiert sah Jenny auf den Pinsel, den die Frau immer noch in der Hand hielt. »Sollen wir hier sprechen?«, fragte sie.
    Die Frau folgte dem Blick. »Es stört mich gar nicht beim Malen. Reden Sie nur.«
    Jenny blickte auf das Bild auf der Staffelei. Sie sah ein wildes Sammelsurium von Pastellfarben, in dem sie keinerlei Struktur erkannte. Sie ließ ihren Blick schweifen. Überall an den Wänden waren fertige Gemälde aufgestellt, in Jennys Augen eines furchtbarer als das andere.
    Frau Duprais sah versonnen auf ihr Werk. »Wunderschön, nicht? Ich mache die Farben selbst! Das gibt den Bildern ihre Seele.«
    Jenny sah noch einmal auf das unvollendete Bild, dann wieder zu der Frau. »Sie reisen immer mit Ihrem Mann?«, wechselte sie das Thema.
    »Natürlich.« Jetzt lächelte Frau Duprais kokett. »Er will mich jederzeit bei sich haben.«
    »Ihren Sohn haben sie dann wohl selten gesehen?«
    Ein Schatten fiel über das nahezu makellose Gesicht, das nur wenige Fältchen zierten. »Er braucht mich nicht. Hat er noch nie.«
    »Kennen Sie seine Freunde? Eine Freundin vielleicht?«
    Die Frau blickte verwirrt. »Freundin? Es gab da mal eine. Aber er hat sie uns nicht vorgestellt. Er war immer sehr … selbstständig.«
    »Wann haben Sie Ihren Sohn das letzte Mal gesprochen?«
    Frau Duprais legte die Stirn in Falten. »Gesprochen … Ich glaube, wir haben vor einigen Wochen einmal telefoniert.«
    Jenny blickte zu Logo. Der schüttelte den Kopf. »Danke, Frau Duprais.«
    Sie lächelte huldvoll und wandte sich wieder ihrem Bild zu. Als Jenny und Logo an der Tür waren, sahen sie noch einmal zurück. Frau Duprais saß in der gleichen Position, unbeweglich, den rechten Arm weit erhoben.
    Am Fuß der Treppe erwartete sie Herr Duprais. »Konnte meine Frau Ihnen helfen?«
    »Wenig«, meinte Jenny. »Wie Sie vermutet hatten.«
    Er nickte. »Sie ist Künstlerin«, meinte er wie zur Erklärung.
    Jenny ließ das unkommentiert. »Bitte schreiben Sie uns neben Name und Adresse der Verbindung auch auf, wo Ihr Sohn studiert hat. Und am besten auch, wo er zur Schule gegangen ist. Ich nehme nicht an, dass er in einem Sportverein oder Ähnlichem war?«
    »Nicht dass ich wüsste. Die Daten müsste ich Ihnen raussuchen. Warten Sie bitte.«
    Er ließ sie im Foyer stehen und verschwand für einige Minuten. Sie warteten schweigend. All der Marmor um sie herum bedrückte Jenny. Die Blumen, die in einer riesigen Vase auf dem Boden standen, verbreiteten einen erstickenden Geruch.
    Sie verabschiedeten sich, sobald Duprais zurückkam und ihnen die Aufstellung überreichte. Erst als Logo aus dem Hoftor fuhr, atmete Jenny auf. »Wie muss es sein, in so einem Mausoleum aufzuwachsen?«
    »Unerträglich. Siehst ja, was aus dem Jungen geworden ist. Wie der lebt, das ist doch auch nicht normal. Und seine Mutter …«
    »Sie ist in der Tat seltsam. Aber ob das etwas mit unserem Fall zu tun hat, bleibt noch herauszufinden.«

    Zurück im Präsidium fanden sie Sascha über dem Bericht der Spurensicherung brütend vor. »Da seid ihr ja endlich.«
    »Gibt’s was Spannendes?«, fragte Jenny und hängte ihre Jacke über die Stuhllehne.
    »Auf der Decke waren DNA-Spuren und in ein paar Tagen dürften wir wissen, ob sie vom Opfer selbst stammen. Ein paar Fasern wurden gefunden, aber da wir keine Vergleichsproben haben, nutzt das nicht viel. Frau Dr. Frick hat den endgültigen Obduktionsbericht geschickt. Todesart und Zeitpunkt wissen wir schon. Ansonsten war er kerngesund und trainiert, schien nicht zu rauchen oder zu trinken. Er hat keine weiteren Verletzungen und scheint sich nicht gewehrt zu haben. Zumindest gibt es keine Spuren unter den Nägeln.«
    »Ist sein Wagen gefunden worden?«
    »Dazu wollte ich grade kommen. Der steht in Kronberg am Bahnhof. Heute Nacht ist er einer Streife aufgefallen. Ich hab veranlasst, dass er abgeholt und untersucht wird.«
    »Was ist mit den Angehörigen des Unfallopfers?«
    »Ich bin dran, aber das gestaltet sich schwierig. Die Familie ist weit verzweigt und wer wirklich unter der gemeldeten Adresse wohnt, ist nicht einfach nachzuvollziehen. Die Tochter, also das Unfallopfer,

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